Vom 3. bis zum 5. November 2011 kommen 15 junge Schriftsteller zur 12. Autorentagung „Junge Literatur in Europa“ nach Greifswald. Sie kommen aus Deutschland, aber auch aus Estland, Finnland, Russland, Tschechien, Österreich und der Schweiz.
Höhepunkt der Tagung sind die Lesungen des Finnen Joel Haahtela und des Tschechen Pavel Brycz.
Die Tagung findet im Internationalen Begegnungszentrum in Greifswald statt. Träger der Autorentagung ist die Hans Werner Richter-Stiftung in Kooperation mit der Nordischen Abteilung der Universität Greifswald.
Auf den internationalen Autorentagungen „Junge Literatur in Europa“ geht es vor allem um Texte aber auch um das persönliche Gespräch zwischen Autoren und um die Frage, welchen Beitrag europäische Literaturen zur Gestaltung der Zukunft leisten können und wollen.
Die Lesungen von insgesamt 15 Autorinnen und Autoren aus den verschiedensten europäischen Ländern sowie auch die jeweils anschließenden Autorengespräche und Textdiskussionen sind für alle Interessierten offen.
Der Finne Joel Haahtela und der Tscheche Pavel Brycz werden zum Beispiel in Greifswald Werke präsentieren, die bis jetzt noch nicht auf Deutsch erschienen sind. Die Übersetzungen für die Lesung wurden von Studierenden der Fennistik und der Slawistik an der Universität Greifswalds in speziellen Übersetzerseminaren angefertigt. Haahtela, von dem bis jetzt die Romane „Sehnsucht nach Elena“ und „Der Schmetterlingssammler“ auf Deutsch erschienen sind, ist eigentlich hauptberuflich Arzt. Brycz verfasste nach einem Studium in Prag neben Romanen, Erzählungen und Theaterskripten für Erwachsene auch zahlreiche Kinderbücher.
Aus sehr viel geringerer Entfernung von Greifswald stammt die heute in Berlin lebende Schriftstellerin Judith Zander. Die 1980 in Anklam geborene Autorin und Übersetzerin kehrt mit ihrer Teilnahme an der Autorentagung in Greifswald gleichzeitig auch an ihren Studienort zurück.
Die Autorentagung steht in der Tradition der „Gruppe 47“. Am 5. September 1947 kamen fünfzehn junge Männer und Frauen am Allgäuer Bannwaldsee zusammen, um sich ihre Texte vorzulesen, um eine literarisch-politische Zeitschrift zu gründen und um über die Aufgaben von Wort und Schrift in Zeiten des Zusam-menbruchs zu reden.
Hans Werner Richter, der Gründer und Mentor der damals entstandenen „Gruppe 47“ war überzeugt, dass nach den Jahren der Diktatur, des Krieges und des Zusammenbruchs kultureller Traditionen eine neue Literatur entstehen müsse, die in einer neuen, schnörkellosen Sprache die Themen und Erfahrun¬gen der eigenen Generation zu gestalten hätte. Über alle Unterschiede der Temperamente und Themen hinweg gelang es gemäß den Grundideen dieser literarischen Gruppe ohne Satzung und Mitgliederverzeichnis sich bis zum Jahre 1990 vierunddreißig Mal zu treffen. Namen wie Günter Grass, Heinrich Böll, Siegfried Lenz, Walter Jens, Martin Walser, Walter Höllerer und viele andere stehen bis zum heutigen Tag für den literarischen und politischen Aufbruch jener Tage.
Im Jahre 1999 gründete Hans Werner Richters Frau Toni (1918 – 2004) mit ihren privaten Ersparnissen die Hans Werner Richter-Stiftung und begann erneut, junge Autorinnen und Autoren zu Vorlesungen und Diskussionen, zum Gedankenaustausch und zum Nachdenken darüber einzuladen, welche Rolle Wort und Schrift im 21. Jahrhundert spielen sollten. Diesmal freilich kamen und kommen die Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern. Es sind Autoren darunter, die in ihren Heimatländern selbst Diktatur, politische Unterdrückung und Verfolgung erlebt haben, die nach Deutschland ausgewandert sind, um in der Sprache der neuen Heimat zu schreiben, oder die sich gegen die allgegenwärtige Diktatur des Fernsehens, des Internets und der Spaßgesellschaft zur Wehr setzen.
12. Autorentagung „Junge Literatur in Europa“
03.11. – 05.11.2011
Internationales Begegnungszentrum, Bahnhofstraße 2/3, 17489 Greifswald