“Wir sollten Julia gratulieren”, sage ich beim Wachwerden. – “Du meinst: Ich soll Dir den Text tippen”, entgegnet Lenchen. – “Na-ja, schon. Ich rede – Du tippst. Also WIR”, rechthabe ich. Und füge dem schließlich ein “Gemeinsam” hinzu.
Mein Problem sind die kyrillische Tasten des Boards. Sie sind so angeordnet, dass ich sie zwar bedienen kann, aber nur sehr langsam und viel zu suchend. Noch nicht einmal gleiche Buchstaben befinden sich an gleichen Tasten. Das russische “A” zum Beispiel ist unter dem deutschen “F” und unter dem schönen dicken “M” ist nur ein Weichheitszeichen.
Meine Finger wären, würde ich Russisch schreiben, laufend am Suchen. Also bitte ich meine Frau mir zu helfen. Sie solle doch bitteschön einer Freundin Glückwünsche schreiben.
Ich diktiere:
“Schreibe bitte, dass ich heute extra UND NUR WEGEN IHR so zeitig aufgestanden bin. Nur um ihr als Erster zu gratulieren …”
Und schon werde ich unterbrochen:
“So ein Quatsch! – Sie weiß doch, dass Du sowieso immer zeitig aufstehst.”
Mein Gott – klar weiß sie das! Aber Julia könnte es als charmante Übertreibung wahrnehmen. Als Nettigkeit. Es wird sie vielleicht schmunzeln machen.
Aber – okay – ich lenke ein.
“Na gut: Dann schreib wenigstens, dass ihr zuliebe heute ganz Deutschland feiert. Sie zu ehren, hatten sich 1990 einige germanische Stämme vereinigt, EXTRA AM TAG IHRER GEBURT, extra am 3.Oktober. ….”
Erneut komme ich nicht weiter. Lenchen sieht mich strafend an.
“Das ist ja noch viel-viel blöder! – Ziemlich dick ist auch nicht schick.”
Nun schwenke ich die weiße Fahne. Egal was ich mir von nun an ausdenken werde – sie wird es kritisieren. Auf jeden meiner Luftballons wartet Lenchens Nadel. So bleibt mir nur die Kapitulation.
“Okay. Dann schreib, was DU denkst, dass ich ihr sagen soll. Gern auch so, wie Du denkst, dass ich es formulieren sollte.”
Was offenbar ebenfalls falsch ist. 
“Iiich? – Ist Julia meine Freundin oder Deine?!”
