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Vor einiger Zeit habe ich einen, bei Frauen sehr unbeliebten, Artikel in Sachen Jugend- und Schönheitswahn veröffentlicht, in dem ich behaupte, die Sache wäre ja gar nicht so schlimm und ja eigentlich völlig natürlich. Männer mögen junge Frauen. Frauen wissen das und versuchen entsprechend jung und (beispielsweise durch Makeup) gesund zu erscheinen. „Moderne" Frauen werfen hier den Männern und Medien vor, unrealistische Erwartungshaltungen zu erschaffen, und fühlen sich unwohl und unter Druck gesetzt. Ist ja eigentlich auch klar: Männer als potenzielle Vergewaltiger und triebgesteuerte Idioten, beeinflussen hier die öffentliche Meinung und üben Druck auf Frauen aus. Weit gefehlt!
Frauen (!) üben diesen Druck auf sich selbst aus!
Ein Leser hat mir einen interessanten Artikel zugeschickt: „ Mit 50 stehen Frauen in der Blüte des Lebens" (http://www.morgenpost.de/web-wissen/article205575209/Mit-50-stehen-Frauen-in-der-Bluete-ihres-Lebens.html ) Leider ist hier schon die Überschrift sachlich falsch. Dazu müssen wir uns nur anschauen, was eine Blüte ist. Wikipedia schreibt hierzu: „Die Blüte einer Pflanze ist (...) ein unverzweigter Kurzspross mit begrenztem Wachstum, dessen Blätter indirekt oder direkt im Dienst der geschlechtlichen Fortpflanzung stehen." Da der Artikel „Frauen über 50" sehr richtig mit „Frauen in oder nach der Menopause" beschreibt, sieht man recht deutlich, wie die „Blüte" des Lebens der Betroffenen hier schon längst verwelkt und abgefallen ist. Das aber nur nebenbei.
Die Überschrift zeigt jedoch recht deutlich worum der Artikel eigentlich geht: Um die rein gefühlte Jugend von Frauen, die sich allesamt im Alter ab 50 im Schnitt um mehr als 10 (!) Jahre jünger fühlen, als sie es eigentlich sind. Fühlen! Nicht: Sind! Frauen wären gerne noch mit einem kleinen Zeh in der besagten „Blüte ihres Lebens". Dabei hat es sich da schon längst ausgeblüht.
Natürlich haben wir alle (Männer übrigens auch) heute eine längere Lebenserwartung, wir „blühen" jedoch noch ziemlich genau zur gleichen Zeit wie im Mittelalter. Durch gute Pflege und mehr Sonne, haben wir es nur geschafft, ein bisschen länger am Leben zu bleiben. Wir sehen da auch gar nicht so schlecht aus wie die Generationen vor uns, die körperlich mehr gefordert und ganz anderem sozialen Druck ausgeliefert waren. Jedoch sieht eine 50jährige objektiv nicht aus wie eine 40jährige, sondern eben wie eine (mehr oder weniger attraktive) 50jährige.
Doch kommen wir zum Knackpunkt der Geschichte: Da werden nur Frauen als Experten befragt, die zum Teil ganz klar feministisch geprägt forschen (Zitat: „Sie können Aufgaben erfüllen, die im Vergleich zu früheren Generationen von größerer Bedeutung sind."), und sogar Fettleibigkeit im Alter wird mit aller Gewalt etwas Positives abgerungen. Komischerweise auch unter dem Aspekt von Jugend: Ein fülliges Gesicht sehe ja glücklicherweise jünger aus! Jung! Da schreibt man nicht „Die hohen gesundheitlichen Risiken von Übergewicht werden von Frauen ignoriert und dem Wunsch nach Jugend untergeordnet"! Und genau darum geht dieser ganze Artikel: Der starke Wunsch nach jüngerem Aussehen von Frauen, die dies sogar im hohen Alter nicht abschütteln können.
„Sich mit über 50 selbstbewusst, jung und attraktiv zu fühlen, werde für Frauen zur Regel." (Zitat Artikel) Es ist also nicht nur normal, die Realität stark zu verzerren, sondern sogar wünschenswert. Dabei ist Jugend ein Maßstab für Erfolg. Wohlgemerkt ein Maßstab, den Frauen sich selbst anlegen. Wobei wir wieder bei den Geschlechterverhältnissen angelangt wären: Wenn Männer wissenschaftliche Tatsachen wie „ Männer stehen auf jüngere Frauen " anbringen, wird dies als völlig falsch, sexistisch und diskriminierend abgetan - siehe die vielen bösen Kommentare und schlechten Bewertungen zu meinen entsprechenden Artikeln. Wenn Frauen danach befragt werden, wie sie sich selbst einschätzen, so steht „Jugend" ganz vorn auf der Liste von Erfolgsmerkmalen. Seltsam, nicht wahr?
Frauen messen sich und andere Frauen (und inzwischen auch Männer) ganz klar nach dem Merkmal der Jugend. Je jünger jemand aussieht, umso attraktiver wird diese Person eingeschätzt. Es wird nicht nach Charakter, Erfolg im Beruf oder der Familie gefragt, sondern knallhart junges Aussehen in den Vordergrund gestellt. Ein Blick in eine beliebige Frauenzeitschrift am Kiosk genügt: Es geht nur ums jüngere Aussehen - das Makeup, welches die Haut jung und strahlend aussehen lässt, das Shampoo, welches das Haar glänzend (und somit jung und gesund) macht, usw. Das sind keine frauenverachtende Männerzeitschriften, sondern Magazine von Frauen für Frauen, welche es nicht gäbe, wenn sie nicht hundertausendfach verkauft würden!
Da wird eine 1000fach geliftete Madonna, die schon in den 80er Jahren ohne Makeup aussah wie eine vergammelte Rosine, für ihren tollen Hintern gelobt. Die Physikerin, die Nobelpreisträgerin oder die Besitzerin einer kleinen erfolgreichen Firma als Vorbilder - Fehlanzeige. Ist ja auch weniger wichtig als die mit Photoshop bearbeiteten Bilder junger Models, die Frauen offensichtlich mehr interessieren!
Jugendwahn ist Frauensache - gemacht von Frauen für Frauen! Männer spielen hierbei nur eine untergeordnete Rolle.
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