Ein besonderes Interesse des Düsseldorfer Künstlers Josef Schulz sind Orte des Transistorischen. Für seine neueste Serie hat er solche Situationen in seiner typisch neu-sachlichen Manier in den Vereinigten Staaten fotografiert. Seine Aufnahmen von verlassenen, leer stehenden und gleichwohl meist völlig verschlossenen, versperrten Gebäuden werden bis zum 3. November in der Berliner Galerie Heinz-Martin Weigand ausgestellt.
Ausstellungsbeschreibung
Verlassene Häuser besitzen einen ganz eigenen Charme. Im krassen Gegensatz zu bewohnten ist in ihnen das Leben ausgezogen, gleichwohl spürbar. In unserer Vorstellung von gelebtem Leben bleibt es als Erinnerung präsent. Verlassene Industriebrachen atmen ebenfalls den Hauch der Arbeit und der Produktion. In diesen neuen Orten der Stille ist sozusagen der alte Sound der Arbeit hörbar. Bei Bürohäusern oder Ladenlokalen ist dies sehr ähnlich. Irgendwann waren diese Stätten Hoffnungsräume eines florierenden Business, einer Geschäftsidee oder einer Dienstleistung und von vielen Menschen frequentiert.
Der Düsseldorfer Künstler Josef Schulz hat sich schon immer für Orte des Transitorischen und der Transformation interessiert und fotografisch ihr altes oder internes Leben an die Oberfläche des Sichtbaren geholt und erfahrbar gemacht. Sein Hauptaugenmerk liegt zwischen dem Wie es war und dem Wie es ist.
In seiner neuesten Serie hat er sich auf die Suche nach solchen Gebäuden in den Vereinigten Staaten gemacht. Er fotografierte in seiner typisch neu-sachlichen Manier die verlassenen, leer stehenden und gleichwohl meist völlig verschlossenen, versperrten Gebäude von Geschäften, Imbißbuden, Tankstellen oder Supermärkten.
Sehr häufig aber ist nicht mehr der ursprüngliche Zweck oder Inhaber und die Funktion des Gebäudes zu erkennen. Gerade dann entsteht so etwas wie eine Projektionsfläche in unseren Köpfen oder an einem Filmset, in dem die wunderbar banal bis surreal anmutenden Architekturen mit einer Aura oder einer Identität aufgeladen sind. Wir versuchen uns dem frei stehenden Gebäude von allen Seiten anzunähern und die Spuren der vormals belebten Nutzung im toten Haus neu zu aktivieren.
Die Aufnahmen von Josef Schulz sind somit auch vom Verlust und von Aufgabe geprägt. Hier ist etwas gescheitert, dessen Ursprung verborgen bleibt und dessen Kontext die Fotografien ganz bewußt ausklammern. Amerika als “das Land der unbegrenzten Möglichkeiten” ist Vergangenheit und unbegrenzte Unmöglichkeiten sind genauso zeitgemäß wie die große Überschuldung der Amerikaner. In jedem Anfang wohnt ein Ende inne und in jedem Scheitern eine bizarre Form der Ruine. Insofern sind die Fotografien der Poststructure-Serie beredte Beispiele von ferner, schöner Traurigkeit und gleichsam vom Grundzug deutscher Romantik und Melancholie getragen. Paradise Cafe. Property For Sale. (Text: Gregor Jansen)
Josef Schulz (* 19. März 1966 in Biskupiec) ist einer der international bedeutenden deutschen Fotografen und Fotokünstler der Nachfolgegeneration von Bernd Becher und Thomas Ruff. Er studierte von 1993 bis 1999 an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Bernd Becher und von 1999 bis 2001 bei Thomas Ruff, dessen Meisterschüler er war. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.
- Heinz-Martin Weigand Gallery
- Website des Fotografen Josef Schulz
Wann und wo
Heinz-Martin Weigand Gallery
Charlottenstraße 3
10969 Berlin
14. September bis 3. November 2012