Fleisch essen oder nicht. In dem Buch von Jonathan Safran Foer, das ein starkes Medienecho hervorgerufen hat, geht es am Ende immer wieder nur um diese Entscheidung. Jonathan Safran Foer beleuchtet alle möglichen Aspekte von Massentierhaltung, lässt Menschen zu Wort kommen, die jeweils einen anderen Bezug zum Thema haben und zieht immer wieder seine persönlichen Schlüsse daraus. Die Aufteilung des Buches in viele kleine Kapitel, Abhandlungen und Ausführungen erleichtert das Lesen, weil manche Inhalte nur in kleinen Portionen zu verdauen sind. Und sensible Menschen sollten die eine oder andere Seite besser weglassen.
Es geht nicht darum, den Leser vom Vegetarismus zu überzeugen oder fleischessende Menschen zu verurteilen, sondern um bewusste Entscheidungen und das was die Folge unserer persönlichen Entscheidung ist.
Die Frage „Fleisch essen oder nicht“ ist keine Frage nach persönlichen Vorlieben, sie stellt auch eine Wahl dar zwischen einem System mit dem Ziel des größtmöglichen Profit ohne Rücksicht auf das Schicksal des Individuums und einem System, das dem Wohl der Menschen und ihrer Lebensumwelt dient.
Wer mit gesundem Verstand auf diese Frage trifft, dem fällt die Entscheidung wohl kaum schwer, und danach gefragt, sind sich die meisten Menschen wohl einig, dass die grausamen Formen der Massentierhaltung nicht das sind, was sie unterstützen und ihren Kindern als Entwurf für die Zukunft mitgeben möchten.
Stehen sie aber vor der Kühltheke ist das alles nicht mehr existent. Die Gründe sind vielfältig: nachhaltige Produkte sind zu teuer (es ist eher so, dass die anderen sind zu billig sind, nur ist leider der Wertebegriff bei den meisten Verbrauchern total verdreht), man bekommt sie nicht überall (ist die Nachfrage da, wird die Industrie versuchen, sie zu befriedigen), Fleisch ist so lecker (eine Sache der Gewöhnung und totaler Verzicht muss ja nicht sein) aber auch das Vertrauen in die Industrie („heutzutage ist doch alles so gut kontrolliert, da muss es den Tieren doch auch besser gehen“).
Es wäre wohl sehr effektiv, Menschen in diesem kleinen Moment vor dem Kühlregal beim Griff zur Wurstpackung mit einem kleinen drastischen Denkanstoss erreichen zu können. Nur so werden Verbraucher Entscheidungen treffen, die wirkliche Veränderungen bewirken können.
Aber weiter mit Jonathan Safran Foers Buch: Nach dem Lesen der ersten Drittels von „Fleisch essen“ bin ich nun zum kompletten Vegetarier geworden, auch Eier gibt es nur noch aus demeter-Haltung. Die Schilderungen von Schlachthof-Arbeitern über gängige Arbeitsweisen haben mir den Rest gegeben. Die erste Familienfeier mit Fleischverzicht habe ich hinter mir, an skeptische Blicke bin ich gewöhnt und Fragen danach ob denn mein Blut auch in Ordnung wäre, muten schon eher lustig an. Das Gute an so einem Schritt, ich meine den zum Vegetarismus, ist ja, dass andere Leute es mitbekommen, auch wenn man nicht damit hausieren geht. Kommt man irgendwo mit anderen zum Essen zusammen, kommt das Thema irgendwann zur Sprache und somit auf den Tisch.
Und das ist ein wichtiger Moment.
Jonathan Safran Foer fordert in seinem Buch ja nicht den totalen Verzicht, der bei den meisten Menschen auf eine Mauer der Abwehr stösst. Es geht ihm um die Diskussion, das Thema und seine Problematik soll in seinem ganzen Ausmaß bewusst gemacht werden. Das ist schwierig, denn ganz besonders viele Ältere, die ja einen Großteil unserer Gesellschaft ausmacht, hat massive Vorbehalte gegen jede Art von kritischem Umdenken und persönlicher Verantwortung für ihre alltäglichen Handlungen. (Entschuldigung bei allen, bei denen es nicht so ist)
„Fleisch essen“ regt hoffentlich viele Leute dazu an, das Thema der heutigen industriellen Massentierhaltung mit ihren grausamen Praktiken weiter öffentlich zu machen, und so für die Zukunft positive Veränderungen zu bewirken.