Joker [Film]

Joker (2019 film) poster.jpgTitel: Joker
Regie: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips & Scott Silver
Produktionsland: USA
Dauer: 122 Minuten
Erscheinungsdatum: 2019
Altersfreigabe: FSK 16

Log-Line:
1981 in Gotham City: Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) fristet ein trostloses Leben. Wenn er nicht gerade auf den Straßen von Gotham City als Clown verkleidet Werbeschilder für Schlussverkäufe herumwirbelt oder von jugendlichen Schlägern verprügelt wird, kümmert er sich zuhause um seine kranke Mutter Penny (Frances Conroy). Flecks Geisteskrankheit wird durch die ständigen Demütigungen immer schlimmer. Mittlerweile schluckt er sogar sieben Psychopharmaka gleichzeitig. Sein Leben nimmt eine dramatische Wendung, als er von seinem Kollegen Randall (Glenn Flesher) einen Revolver geschenkt bekommt, für den er kurz danach auch Verwendung findet: Als in der U-Bahn drei betrunkene Yuppies für Stunk sorgen, knallt er sie kurzerhand ab – und löst damit unbeabsichtigt eine Bewegung aus, die gegen die Oberschicht aufbegehrt. Trotz seiner instabilen psychischen Verfassung verfolgt Arthur seine Karriere als Stand-up-Comedian dennoch weiter und landet schließlich bei seinem großen Idol, dem Late-Night-Talker Murray Franklin (Robert DeNiro). Der hat für das Nachwuchstalent jedoch nichts als Spott übrig und führt ihn als unlustigsten Komiker aller Zeit vor … @filmstarts.de

Meine Meinung:
Als ich das erste Mal gehört habe, dass der Joker einen eigenen Kinofilm bekommen soll, dachte ich mir nur: „Oh Gott, bitte nicht! Der arme Heath Ledger wird sich im Grab herumdrehen!“. Nach Batman v Superman, Suicide Squad und Justice League waren meine Zweifel und Ängste mehr als begründet.

Als ich erfuhr, dass der Film den goldenen Löwen bei den Festspielen in Venedig bekommen hat, wurde meine Neugier dann doch geweckt. Vielleicht ist er ja gar nicht so blöd? Vielleicht, aber nur vielleicht ist dieser Film doch sehenswert? Ich und Yvonne beschlossen, uns selbst ein Bild davon zu machen und ein Kino-Treffpunkt wurde fixiert. Und mit jedem Tag, der näher rückte, wurde unsere Vorfreude gestärkt – auch aufgrund der (sehr) hohe Bewertung auf der imdb.com. (Dem gegenüber war die Bewertung auf Metascore doch überschaubar – ein guter Indikator für uns!)

Wo soll ich anfangen? Ich habe einige Kritiken gelesen, die Quintessenz davon war, dass Joaquin Phoenix eine fantastische Rolle gespielt hat, aber das Script dafür recht dürftig war. Also ja… aber nein – so einfach darf man das jetzt nicht unterteilen.

Während z.B. bei „The Dark Knight“ der Joker als der perfekte Gegenspieler für Batman installiert wurde (also eine perfekte Ergänzung zum Plot), lebt und stirbt dieser Film einzig und allein mit dem Joker. Ohne diesen Joker, gäbe es überhaupt keinen Film. Also wurde das Script ganz auf den Charakter zugeschnitten. Natürlich gab es hier und da einige gute Kniffe, aber nur um die Darstellung des Protagonisten zu profilieren (*hust* Fight Club *hust*). Der Plot war da geradezu nebensächlich – und es war hier gar nicht mal so schlimm. Ja, manche Szenen wirkten auf den ersten Blick etwas überzogen und überflüssig. Man fragte sich, warum diese überhaupt vorgekommen sind. Aber am Ende musste man sich eingestehen, dass diese absolut legitim waren, aber nicht, um den Film voranzutreiben, sondern den CHARAKTER!

Natürlich haben sich die Macher an Filmklassiker orientiert und auch einige Referenzen mit eingebaut… eine ordentliche Prise Quentin Tarrantino, ein Gläschen „Fight Club“ und ein Hauch von „Taxi Driver“ (Scorsese war in der Anfangsplanung des Joker-Films sogar involviert) – und doch ist dieser Film sehr eigenständig und sehr realitätsbezogen. Ich bin sogar soweit zu behaupten, dass dieser Film der Realistischste aller DC-Filme sei – sogar realistischer als die Nolan-Batman-Filme. Diese waren noch (realistische) Comicverfilmungen – aber dieser hier ist eine biografische Anamnese eines gebrochenen Mannes, mit psychischen Handycaps.  Das prägnante Lachen als ein Symptom eines neurologischen Traumas – sehr gut! Ein guter Schachzug – passt perfekt zu seiner leidvollen Biografie.

Manche beklagen, die Autoren haben seine psychischen Störungen als Entschuldigung für seine Taten genutzt – eine billige Ausrede. Ach wirklich?

In „Batman Begins“ sagte der Widersacher Ra’s Al Ghul zu Bruce Wayne: „…erzeuge genug Hunger und Elend und jeder wird zum Verbrecher“ – oder aber (um im Joker-Film zu bleiben): „erzeuge genug Trostlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Empathielosgikeit  – jeder, der hier ’normal‘ bleibt, ist wahrlich verrückt!“

Der Joker entscheidet sich nicht einfach so „mir-nichts-dir-nichts“, der blutrünstige Joker sein zu wollen – er wird regelrecht dazu getrieben. Viele Schritte waren nötig. Natürlich fungierte seine Psychose als eine Art Katalysator, der den Prozess aber lediglich beschleunigt hat.

Es liegt in der Natur des Menschen, sich an schwierige Situationen anzupassen. So war es vor Jahrmillionen, so ist es auch heute. Jeder versucht, seinem Leben einen Sinn zu geben und erschafft sich somit ein Weltbild, in dem er exisitieren kann.  So auch der Joker. Und er ist nicht allein – viele von Gotham City schließen sich ihm an – aus den selben Gründen. Eine beinahe perfekte Parallele gegenüber Sekten und Terrororganisationen wie dem IS.

Und durch den stetigen Auf- bzw. Abbau des Charakters, der Schritt für Schritt erfolgt, kann man wahrlich in diese Psyche eintauchen. Als er z.B. zu seinem Arbeitgeber zitiert wird und er ihn bezüglich des Schildes konfrontiert – da wusste ich GANZ GENAU was in seinem Kopf vorgeht – jetzt mal im Ernst, kennen wir das nicht alle?

Wirklich eine perfekte Inszinierung von Joaquin Phoenix als Joker und auch großes Lob an Todd Phillips – ich meine, jener Regieseur, der Hangover und Borat insziniert hat – die nächste positive Überraschung nach der Serie „Cobra Kai„! Und Hollywood zeigt wieder einmal, dass sie auch solche Filme sehr, sehr gut umsetzen kann.

Was ich hier nicht beantworten kann (UND WILL), welcher Joker hier jetzt der bessere ist – diese Frage stelle ich mir erst gar nicht. Denn sowohl der Heath Ledger Joker als auch der Joaquin Phoenix Joker stehen für sich allein. Während Heath Ledger eher einen intellektuell, ausgebufften Propheten des Chaos darstellt (die Personifizierung des Widerspruchs), steht Joaquin Phoenix eher für den emotionalen Widerstand gegen die Verrohrung der Welt und der Empathie, aus der er als legitimer, anarchistischer Prinz wiedergeboren wird und somit die nicht so priviligierten Menschen in seinen Bann ziehen kann.

Ich möchte auch noch abschließend betonen, wie schön es ist, Robert DeNiro („Dirty Grandpa“ *grusel*) endlich wieder mal in einer guten Rolle zu sehen. Selbst sein Charakter strotzt so vor charakterlichen Dimensionen – als seelenloser Entertainer? Als letzte moralische Instanz? Als ein Mann, der Menschen wie Ware behandelt? Oder doch als Mann, der sich seiner Verwantwortung wohl bewusst ist?

Fazit:
Und auch Hut ab an Warner Bros und DC, die sich getraut haben 1. diesen Film überhaupt erst entstehen zu lassen und 2. verantwortungsvoll an die Öffentlichkeit treten, auch aufgrund des damaligen „Joker-Massakers“ im Kino bei der Batman-Premiere.

Der Oscar für Joaquin Phoenix wird gerade poliert und steht im Feber/März für ihn bereit!

Was soll ich noch mehr sagen, als: „SEHT EUCH DEN FILM AN!“

Mein Rating:
9/10

https://de.wikipedia.org/wiki/Joker_(Film)

https://www.imdb.com/title/tt7286456/


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