Jojo Rabbit (Neuseeland 2019)

Jojo Rabbit (Neuseeland 2019)

Neuseeland, Tschechische Republik, USA 2019
Mit Roman Griffin Davis, Thomasin McKenzie, Sam Rockwell, Taika Waititi, Scarlett Johansson, Rebel Wilson, Alfie Allen u.a.
Drehbuch: Taika Waititi nach einem Roman von Christine Leunens
Regie: Taika Waititi
Genre: Komödie, Drama, Krieg
Dauer: 108 min
Farbe: Color

Inhalt / Hintergrund:
Jojo Rabbit erzählt die Geschichte des Hitlerjungen Johannes Betzler, genannt Jojo (Roman Griffin Davis), der mit seiner Mutter (Scarlett Johansson) in einer deutschen Kleinstadt lebt und feststellt, dass sie aktiv gegen das Naziregime arbeitet. Eines Tages entdeckt der hitlertreue Junge ein jüdisches Mädchen (Thomasin McKenzie), das seine Mutter im Zimmer seiner verstorbenen Schwester versteckt hält. Immer bedrohlicher gerät Jojos heile Naziwelt ins Wanken, und als das Ende des Nazireiches in Sicht kommt, überschlagenen sich die schrecklichen Ereignisse für den Jungen. Der einzige Anker, den er jetzt noch hat ist, Elsa, das Mädchen im Versteck.

Mein Senf:
Taika Waititis neuer Film spielt während des dritten Reichs, unter Nazis und beginnt als comicartige Komödie – ein äusserst heikles Unterfangen. Aehnliches gab es bereits früher im Kino – der Filmfreund denkt da etwa an gewisse Filme von Mel Brooks‘ (The Producers, To Be or not To Be). Brooks hatte denn auch, wie er selbst zu Protokoll gab, seine helle Freude an Jojo Rabbit. Doch anders als Brooks‘ Streifen, die sich gnadenlos, ausschliesslich und bar jeglicher politischen Korrektheit über Hitler lustig machten, ist Waititis Film ist ein Wechselbad und gleicht einer emotionalen Achterbahnfahrt. Die Lacher bleiben wiederholt im Hals stecken, keinen Moment macht sich der neuseeländische Autor / Regisseur über die Schrecken der Naziherrschaft lustig, sondern zeigt deren Auswirkungen auf die Menschen – bisweilen in Sequenzen, welche an die Nieren gehen. Jojo Rabbit ist eine Gratwanderung zwischen Ulk und Grauen, die deshalb gelingt, weil der Regisseur sein Hauptaugenmerk behutsam auf die Menschen legt, die er portraitiert.

Waititi erweist sich dabei als sensibler Filmemacher, dem seine Figuren ans Herz gewachsen sind. Gerade die schweren Passagen erzählt er mit einer Zärtlichkeit, die zu Tränen rührt. Sogar die grosse Kriegssequenz am Schluss wird dadurch erträglich und gewinnt eine Leichtigkeit, welche zugleich absurd lächerlich und erschreckend ist und eine tiefe Traurigkeit ausdrückt. Darin offenbart sich eine grosse Meisterschaft.
Auch die Art, wie er Hitler in den Film einbaut, sucht ihresgleichen. Adolf ist nämlich Jojos „Harvey“, der unsichtbare Freund, mit dem der Protagonist in unbeobachteten Momenten über alles spricht, was ihn beschäftigt. Gespielt wird der immaginäre Führer vom Regisseur selbst, als eine Mischung aus onkelhaftem Freund und kindlichem Berater.

Jojo Rabbit ist ein Film über eine Kindheit, die von einem zu früh einsetzenden Erwachsenwerden überschattet wird, welches den schweren Lebensumständen des Protagonisten geschuldet ist. Die Kinderwelt, das ist die Nazi-Doktrin der Hitlerjugend, mit Kriegspielereien im Wald, Monstern (Juden) und Pfadfinderträumen. Dass das Gleiche bei den Erwachsenen eine schreckliche, tödliche Realität ist, entdeckt Jojo im Laufe des Films – nicht zuletzt dank Elsa, dem versteckten Judenmädchen, das ihm die Augen dafür öffnet.

Taika Waikiki (The Hunt for the Wilder People) ist ein begnadeter Clown, der mit einem Auge lacht und mit dem anderen weint, der mitten im Kriegsgetümmel einen Gag platziert, ohne damit geschmacklos oder abgestanden zu wirken, der Nazideutschland in knallbunten Farben auferstehen lässt, weil, wie er sagt, gerade in dieser Periode die Mode in Deutschland die buntensten Blüten trieb. Der uns eine Sicht auf Nazideutschland gibt, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben: Bunt, verrückt, zärtlich, erschreckend, lustig und zutiefst traurig. Am Ende steht ein Zitat Rainer Maria Rilkes, das ich hier in der englischen Uebersetzung wiedergebe, weil deren falsche Translation der Intention des Films besser entspricht als das deutsche Original:
„Let everything happen to you,
Beauty and terror,
Just keep going,
No feeling is final.“

Veröffentlichung / Verfügbarkeit:
Der Film läuft hierzulande gerade in den Kinos. Eine DVD- Blu-ray-Veröffentlichung ist auf den 30. Juni 2020 geplant.

Das Drehbuch: 10 / 10
Die Regie: 10 / 10
Die Schauspieler: 9 / 10
Gesamtnote: 10 / 10

Der Trailer


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