Johns Albtraum von der Verkehrspolizei

Jeder kennt die alltägliche Situation mit der Verkehrspolizei in Sihanoukville. Bevor ihr aber denkt, jetzt kommt wieder so eine hundertmal erzählte Story über das Verhalten der hiesigen Beamten: Gebt euch mal das, was mir neulich passiert ist! Es ist zwei Uhr nachmittags und ich fahre gemütlich mit meinem Moped ohne Helm durch die Stadt und überquere dabei gedankenverloren eine rote Ampel. Na ja, kann ja mal vorkommen. Ist auch nichts passiert. So wie es aussieht, hat mich auch niemand dabei beobachtet aber jetzt wo ich mich so umschaue, merke ich, wie mich die Leute anstarren. Manche deuten auf ihren Kopf, als ob sie mir zeigen wollten, dass ich keinen Helm trage.

Wie lustig denk ich mir als sich von hinten ein Fahrzeug mit Sirene rasend schnell nähert. Scheiße, Polizei. Ich mache Platz und fahre langsam rechts weiter. Der Wagen überholt mich und bremst mit quietschenden Reifen neben mir und drängt mich mit einem haarsträubenden Manöver an den Straßenrand. Noch bevor das Fahrzeug zum Stillstand kommt, wird die Beifahrertür aufgerissen und ein Polizist springt raus mit der Hand an der Waffe. Er stürmt auf mich zu und fragt mich als Erstes, ob ich Drogen genommen hätte. Ich steh da mit schlotternden Knien und bin so geschockt, dass ich kein vernünftiges Wort rauskriege. Ich stammele: „No drugs, no drugs, no dr... „Halts Maul!" „Der ist doch bedröhnt" sagt der hinzugekommene, etwas schwergewichtige Fahrer des Polizeiwagens.

Ich muss jetzt ruhig bleiben, keine Panik zeigen, meine paar Worte in Khmer zusammenkratzen: „som toh, khnom koh away?" „Hab ichs nicht gesagt, der ist auf einem Trip oder so was. Wasn das überhaupt fürne Sprache?" Ich machs kurz: Die Situation ist eskaliert. Und zwar so richtig. Die haben das wohl mit der roten Ampel gesehen und mich daraufhin verfolgt und gestellt. Die rote Ampel, Fahren ohne Helm, keinen gültigen EU-Führerschein, Moped ohne Zulassung und ohne Haftpflichtversicherung und in keinem verkehrstauglichen Zustand. Das Ganze hat mich letztendlich über 1000 Euro und Führerscheinentzug für ein Jahr gekostet. Ach ja, viermal pro Jahr muss ich zum kurzfristig angesetzten Drogenscreening, weil THC-Spuren in meiner Blutprobe entdeckt wurden. Danach darf ich zur MPU und wenn ich bestehe, gehts ab in die Fahrschule.

An der Stelle bin ich schweißgebadet aus meinem Albtraum aufgewacht. Scheiße noch mal das war heftig. Ist das nicht schön mit der Polizei hier, denk ich mir, als ich wieder einschlafe. Morgen halte ich unaufgefordert an einer Polizeikontrolle an, (ich fahr übrigens immer mit Helm und halte an roten Ampeln grundsätzlich an) verteile ein paar Flaschen kaltes Wasser und geb dem, im Schatten sitzenden, Oberwachtmeister einen Bussi auf die Backen und bedanke mich noch mal ganz lieb.

Jetzt mal Spaß beiseite: Die Verkehrspolizei nervt. Punkt.
Aber jeder, der hier lebt oder sich langfristig aufhält, weiß doch um die „Ärgervermeidungsstrategien" im Allgemeinen und um den Umgang mit der Polizei im Besonderen. Wenn du nichts verkehrt gemacht hast und sie dich trotzdem rauswinken reicht meistens ein freundliches „khnjom koh away?" (was hab ich verkehrt gemacht?) und sie lassen dich weiterfahren. Und wenn du wieder mal vergessen hast das Licht auszumachen, ja dann zahlst du genauso freundlich deine 5000 Riel. Hier ist halt alles anders und billiger.

Mir tun die Kurzzeittouristen leid, die von der Polizei gemolken werden. Selbst wer nichts verkehrt macht, muss letztendlich für den fehlenden kambodschanischen Führerschein zahlen. Aber sorry, so wie sich jeder Ausländer in unserem Land an die Regeln halten muss, sollte auch jeder Ausländer hier die „Regeln" kennen, wenn er denn mit Moped oder Auto unterwegs sein möchte. Für etwa 65 $ kann jeder, der eine gültige Fahrerlaubnis seines Landes besitzt (für diesen Antrag langt übrigens auch ein internationaler Führerschein), einen kambodschanischen Führerschein beantragen und bekommt am selben Tag eine schriftliche Bestätigung des Antrages, der von der Polizei anerkannt wird. Damit bist du dann narrensicher ausgestattet. Ansonsten sieht der hiesige Bußgeldkatalog eine Strafe von 12.000 Riel für einen „vergessenen" Führerschein vor. Echt billig verglichen mit den europäischen Standards.

Den gewerbetreibenden Ausländern im Tourismusgeschäft empfehle ich eine Kurzschulung für ihre Kunden im höflichen aber bestimmten Umgang mit der Polizei anzubieten und auf die Beschaffung eines temporären Führerscheins für 65 $ hinzuweisen. Bei drei Wochen Aufenthalt sind das etwa drei Dollar am Tag, aber dafür macht die nächste Polizeikontrolle echt Spaß!

Last, not least: Die Polizisten sind auch nur Menschen. Wenn auch nicht immer die Hellsten. Die meisten ohne Grundeinkommen oder gar sozialer Absicherung und Pensionsanspruch leben sie und ihre Familien von den „Bußgeldeinnahmen".

Gute Fahrt,
John.


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