Alle Jahre wieder - oder in letzter Zeit so ungefähr alle fünf Jahre wieder - taucht in den Medien die Meldung auf, es seien unveröffentlichte Aufnahmen von Jimi Hendrix entdeckt worden. Zahllos die Versuche, aus den Hinterlassenschaften von unterschiedlichster Qualität den geplanten Nachfolger des Klassikers „Electric Ladyland“ zu kompilieren. Grandios gescheitert ist auf jeden Fall der bislang letzte, den Sony unter dem Titel „People Hell and Angels“ zum 70. Geburtstag auf den Markt geworfen hat.
Wird das niemals ein Ende haben? Kaum war Hendrix tot, begann eine Veröffentlichungspolitik, die an Fragwürdigkeit lange nicht seinesgleichens hatte. Zahllos sind die zusammengeschusterten Scheiben, die in wenigen Jahren den Markt überschwemmten. Und erst als die Hendrix-Nachfahren die Rechte an den Aufnahmen zurück bekommen hatten, schien sich so etwas wie eine angemessene Erbepflege anzudeuten. Scheiben wie „First Rays Of The New Rising Son“, „South Saturn Delta“ oder „Valleys of Neptune“ versuchten zumindest, aus dem Wust an belanglosen Sessiontapes Lieder auszuwählen, die über einen Grobentwurf hinausgedieen waren. Damit hätte man eigentlich die Geschichte bis zu einer historisch-kritischen Gesamtausgabe abschließen können. Aber das ist wohl nicht profitabel genug auf Dauer. Also jetzt schon wieder „neuer“ Hendrix: Welch eine Mogelpackung. Man kennt die Songs fast alle schon in der einen oder anderen Fassung. Nett eigentlich fast nur „Hear My Train A Coming“ in der Besetzung mit der Band of Gypsys. Die andere in der Besetzung eingespielte Nummer „Bleeding Heart“ ist einfach langweilig wie auch ein Großteil der anderen ohne Konzept zusammengereihten Aufnahmen. Lieder wie „Izabella“ kennt man in besseren Versionen von anderen Nachlassveröffentlichungen. Der als Single veröffentlichte „Earth Blues“ ist das Ergebnis kreativer Schnittarbeit von Eddie Kramer, der verschiedenste Aufnahmen des Liedes zu einer Endfassung montierte. „Crash Landing“ ist völlig misslungen - Gesang und Musik sind asynchron. Und niemals hätte der Perfektionist Hendris ein Stück mit einfach imrpovisierten Nonsense-Lyrics durchgehen lassen.
Nein: Das ist kein würdiges Hendris-Album. „People Hell and Angels“ ist ein Rückfall in eine Veröffentlichungspolitik der frühen 70er Jahre, ein Versuch, aus Restmüll noch Gold zu pressen. (Sony)