Jürgen Todenhöfer mit zwei ISIS-Kämpfern
Das Todenhöfer-Bashing, das gerade en vogue ist, geht mir echt auf die Nerven. Da bringt ein Typ die Eier auf, ins ISIS-Gebiet zu reisen, bringt sich in Lebensgefahr, um die Motivation der Islamisten zu verstehen – und dann inszenieren sich diese daheimgebliebenen Journalisten, die noch nie ansatzweise etwas so waghalsiges gerissen haben, als hyperkritisch und extraprofessionell, indem sie dem Abenteurer “Selbstinszenierung” und “Aufwertung von Terroristen” vorwerfen.
Ein gewisser Tim Röhn von der WELT treibt es besonders übel – wenn man seine Interviewfragen ohne Todenhöfers Antworten aneinanderreiht, lesen sie sich wie die reinste Anklage:
Sie haben sogar Ihren Sohn in Lebensgefahr gebracht. – Mit Verlaub, was hatten Sie überhaupt bei der Terrormiliz Islamischer Staat zu suchen? Ist es wirklich angebracht, mit kaltblütigen Mördern und Kinderschändern zu diskutieren, die Unschuldigen vor laufender Kamera den Kopf abschlagen? – Haben Sie irgendetwas bei diesen Menschen bewirkt? – Dennoch sagen Sie, dass Sie die Taten verurteilt haben. Interessiert diese Menschen das? – Waren diese Erkenntnisse die Reise wert? – Und haben Sie stets versucht, mit allen Konfliktparteien zu reden?
Solchen Leuten könne man direkt in die Fresse hauen. Warum zum Teufel fällt es manchen Mitbürgern so schwer, einfach mal anzuerkennen, dass jemand etwas außergewöhnliches zustandegebracht hat?
In der Stadt Mons in Belgien ist übrigens gerade ein Kunstwerk eingestürzt. Den Einsturz fand ich ehrlichgesagt interessanter als das Kunstwerk selbst – sofern ich mir von den Fotos ein Bild davon machen konnte –, denn er gemahnt an die Zeiten, wo das Einstürzen z.B. spätgotischer Kirchtürme noch keine Seltenheit war und man beim Bau derart hoher Gebäudes zwangsläufig auf höchstes Risiko spielen musste. Ganz wie Jürgen Todenhöfer im Irak. Dafür kommt am Ende – wenns denn klappt – auch etwas großartiges raus.
Darum, ganz neidlos und ehrlich beeindruckt: Chapeau, Herr Todenhöfer!!