Das Ende der Weihnachtszeit liegt nun fast 4 Wochen zurück. Mit dem Fest Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit seit der Liturgiereform. Die Taufe des Herrn. Eine beeindruckende Begegnung zwischen dem Täufer Johannes und Jesus Christus. Ein beeindruckendes Geschehen, daß mich dieses Jahr länger beschäftigt hat.Erinnern wir uns. Jesus kommt zu Johannes an den Jordan und läßt sich taufen. Johannes findet diese Situation komisch und fast es Jesus gegenüber auch so in Worte. Jesus besteht jedoch auf diesen seinen Wunsch, getauft zu werden. Nach dem Herabkommen des Heiligen Geistes öffnet sich der Himmel und eine Stimme sagt: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 3, 17)Faszinierend an dieser Stelle finde ich, daß Jesus mit 30 gelebten Jahren zu Johannes kommt. Es sind 30 Jahre, in denen Jesus aufgewachsen und gereift ist. Die Bibel berichtet nur von seinem Verhalten als 12 Jähriger im Tempel. Über die anderen Jahre, bis auf die Flucht nach Ägypten und die Heimkehr, schweigt die Bibel. Es sind Jahre, in denen Jesus zum Mann heranwächst. Er wird erwachsen. So wie auch heute der Lauf des Lebens ist. Die Psychologie hat diese Jahre in verschiedene Phasen differenziert und eingeteilt. Grob: Kindheit, Pubertät und Jungerwachsener. Diese Phasen hat Jesus erlebt und durchlebt; mit all den körperlichen und geistigen Veränderungen, die das Erwachsen werden mit sich bringt. Er war ganz Mensch.Alle diese Erfahrungen bringt er zur Taufe im Jordan. Als zwölfjähriger im Tempel steht er am Wendepunkt von der Kindheit zur Pubertät. Die Pubertät ist noch geprägt von dem Gehorsam seinen Eltern gegenüber. Bei der Taufe steht er am Wendepunkt von der Pubertät zum Erwachsenenalter. Besser gesagt: Mit der Taufe wird deutlich, daß Jesus ins Erwachsenenalter eingetreten ist, die nötige geistige Reife hat, sein Leben selbst zu gestalten.Durch die Taufe des Johannes, die eine Taufe der Umkehr ist, macht Jesus deutlich: alles, was ich bisher erlebt habe, nehme ich hinein in die Umkehr, in die Hinwendung zu Gott.Nun sträubt sich Johannes, Jesus zu taufen. Denn er weiß, wer Jesus ist. Jesus drängt Johannes und überzeugt ihn mit dem Argument, daß es Gottes Wille ist. Interessant, daß Jesus sagt: „Denn nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfüllen.“ (Mt 3, 15) WIR sagt Jesus. Hier zeigt Jesus auf, daß Umkehr nicht nur die Tat eines einzelnen oder einer einzelnen ist, sondern immer in Gemeinschaft geschieht.Durch die Taufe Jesus kam mir der Gedanke, daß ich mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter selber Verantwortung für meinen Glauben und die Umkehr zu Gott hin übernehmen muß. Dieses muß nicht im Alter von 30 Jahren geschehen. Bei dem einen ist es vielleicht früher, bei der anderen vielleicht später. Je nach dem, wie die Lebensumstände sind und ich selber bereit bin, auch im Glauben erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Die Taufe Jesu zeigt auf, das es einen Übergang gibt, vom Glauben der Kindheit zu einem reflektierten Glauben. Einem Glauben, den ich nicht festschreiben kann, sondern der immer in Bewegung ist. Entweder nehme ich zu im Glauben oder ich verliere ihn. Einen Feststand gibt es nicht.Dabei bin ich nicht allein. Zum einen dürfen die Gläubigen sich dabei gegenseitig unterstützen und zum anderen haben wir mit dem katholischen Lehramt und der Tradition eine lebendige Verbindung zu den Christen, die vor uns gelebt haben und den Weg einer lebendigen Gottesbeziehung gegangen sind.Durch die Taufe Jesu können wir sehen, daß alle unsere Lebenserfahrungen und Lebensentwicklungen hineingenommen werden in die Hinwendung, der Umkehr zu Gott. Und diese Umkehr ist nicht ein Einzelgeschehen, sondern wird begleitet und getragen in der Gemeinschaft der Kirche: der Lebenden und durch die Tradition mit den Verstorbenen.
