Der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König soll sich vor dem Amtsgericht Dresden wegen schwerem Landfriedensbruch verantworten. König setzt sich seit Jahrzehnten aktiv gegen den Rechtsextremismus ein. So war er auch 2011 in Dresden unterwegs und protestierte mit Tausenden gegen den Naziaufmarsch.
Die sächsische Justiz hat bekanntermaßen ein seltsames Rechtsverständnis, wenn es um rechtsradikale Straftaten geht. Da werden aus Tätern Opfer. Der Fall des Lothar König scheint in die gleiche Richtung zu gehen; denn dem Jugendpfarrer wird vorgeworfen, 2011 gewaltbereite Jugendliche zu Angriffen gegen Polizisten aufgehetzt zu haben. “Die Staatsanwaltschaft Dresden wirft König schweren Landfriedensbruch, Beihilfe zum Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und versuchte Strafvereitelung vor.”
Der Fall sorgte bereits im März für Schlagzeilen als sich herausstellte, dass entlastende Akten dem Anwalt des Angeklagten nicht vorgelegt wurden. Aus dem vorhandenen (und öffentlich bekannten) Videomaterial läßt sich ein Gewaltaufruf nur schwerlich konstruieren. Zudem ist König schon seit langem für gewaltfreie Proteste bekannt.
Es hat den Anschein, als wolle die Dresdner Staatsanwaltschaft an König ein Exempel statuieren. Anstatt sich um das wirkliche Problem zu kümmern: die Neonazis in Jena und in Dresden. (bis hierher auch beim hpd veröffentlicht)
Ich habe König in den frühen 80-igern zufällig in Jena kennengelernt. Damals war ich noch reichlich dumm und naiv und wollte nicht glauben, dass die Stasi fast die gesamte Junge Gemeinde von König in der Zeit um den 7. Oktober1 herum “vorsorglich inhaftierte”. Er machte damals auf mich den Eindruck eines wütenden, aber überlegten Mannes. Immer wieder in den vergangenen Jahren bin ich über seinen Namen gestolpert. Doch immer im Zusammenhang mit – aus meiner Sicht – positiven Meldungen des Widerstandes gegen die Rechtsradikalen.
König ist einer von denen, die in den letzten Jahren in der DDR mehr oder weniger offene Opposition betrieben – einer der wirklichen Bürgerrechtler. Und ich habe ihn nie erlebt als Pfarrer – immer nur als Kämpfer.
Er ist der, der Thierse gern sein würde wenn er – wie letztens – kundgibt, dass es die Kirche war, die die DDR zum Einsturz brachte. Es war nicht die Kirche! Es waren Menschen wie Lothar König!
Nic
- der 7. Oktober war der Nationalfeiertag der DDR – am 07.10.1949 wurde die DDR gegründet ↩