So gut Netflix auch mit seinen Serien dasteht, so interessant mancher Drama-Film daherkommt (Beasts of No Nation oder der bald startende Okja), so wenig amüsant hat man sich bisher im filmischen Comedy-Bereich gezeigt. Das mag in erster Linie daran liegen, dass man vor allem Adam Sandler eine Plattform bietet, seine Ideen auf dem Streaming-Service zu realisieren, wo er doch im Kino nicht mehr erfolgreich ist. Aber auch ohne Sandlers Dabeisein zeigt sich Netflix eher unlustig, wie jetzt Handsome: Ein Netflix-Krimi zeigt.
Obwohl nun Jeff Garlin hinter dem neuesten Komödien-Versuch steckt, muss sich auch Handsome bei Die lächerlichen Sechs, bei The Do-Over, Sandy Wexler oder dem Kevin James Alleingang Die wahren Memoiren eines internationalen Killers einordnen lassen – und das obwohl Garlin mit Erfahrungen aus Arrested Development und Curb Your Enthusiasm ausgestattet ist.
Garlin übernimmt die Hauptrolle in seinem eigenen Film, der nach einem Drehbuch von ihm und Andrea Seigel entstanden ist. Gene Handsome (Garlin) ist bei der Mordkommission von Los Angeles und verbringt seine Zeit damit, gemeinsam mit seiner Partnerin Detective Fleur Scozzari (Natasha Lyonne) ein paar Fälle zu lösen, bis er endlich in den Ruhestand gehen kann. Dann findet er im Vorgarten des ehemaligen Filmstars Talbert Bacorn (Steven Weber) den abgetrennten Kopf einer Babysitterin aus der Nachbarschaft.
Handsome: Ein Netflix-Krimi
" data-orig-size="1000,414" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Gene Handsome (Jeff Garlin) mit seiner Partnerin Detective Fleur Scozzari (Natasha Lyonne)
Bacorn wird zum Hauptverdächtigen, bei dem wir von der ersten Sekunde an wissen, dass er auch wirklich der Täter ist. Weil der Film uns diese Information vorab gibt. Handsom beginnt mit Darsteller Steven Weber, wie er aus einem Swimming Pool steigt, auf die Kamera zugeht und uns unmissverständlich mitteilt: “Ich spiele den Mörder in diesem Krimi.”
Mit so einer Offenbarung, muss sich ein Film ganz schön sicher sein, dass die Story unterhaltsam genug ist, um den Weg das Ziel sein zu lassen. Leider gelingt Handsome: Ein Netflix-Krimi das überhaupt nicht.
Vielmehr handelt es sich um eine Ansammlung von versuchten Sketchen, die sich ab und an daran erinnern, dass sie in einem Film angesiedelt worden sind und irgendwo die Story weiter erzählen sollten. Gene Handsome irrt durch Los Angeles, trifft auf die verschiedensten Menschen, unterhält sich mit ihnen und findet in den meisten Fällen heraus, dass sie wenig bis gar nichts mit seinen Ermittlungen zu tun haben.
Außerdem kennen wir den Mörder ja ohnehin bereits, weswegen man sich wundern möchte, dass aus Handsome: Ein Netflix-Krimi tatsächlich eine klassische Ermittler-Handlung herausgeholt wurde, anstatt den Spoof-Weg zu gehen.
Handsome: Ein Netflix-Krimi
" data-orig-size="1000,415" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Jeff Garlin ermittelt als Gene Handsome
Aber wo heutzutage Rashida Jones in Angie Tribeca den Polizei-Spoof für sich gebunkert hat, scheint sich Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Jeff Garlin nicht an Die nackte Kanone oder Hot Shots heranzuwagen. Sein Film wirkt niemals so absurd, niemals über sich selbst oder das Genre Witze machend, sondern eher wie der verzweifelte Versuch, irgendetwas erzählt zu bekommen.
Da kann es dann auch schon einmal vorkommen, dass sich Gene Handsome beim Gassi-gehen mit seinem Hündchen in einem Nachbarschaftsstreit wiederfindet, weil jemand behauptet, sein Hund hätte auf dessen Rasen ein Häufchen hinterlassen. Da gesellt sich dann noch die Ehefrau des Schuldsprechers hinzu (gespielt von Leah Remini), die sich gelassen auf die Veranda setzt und Akkordeon spielt.
Richtig erkannt. Das hat dann überhaupt nichts mehr mit irgendwas zu tun.
Handsome: Ein Netflix-Krimi gibt es seit dem 5. Mai 2017 auf Netflix.