Jeder kennt eine Geschichte und liefert sie als Beispiel

Ein Migrant, der sich im Vereinigten Königreich angesiedelt hatte, verfügte anfangs nur über 500 Britische Pfund. Diesen Betrag setzte er vollständig auf die Null, kaufte Hühner und bot diese unmittelbar vor und an dem Saint Patrick’s Day diversen Restaurants an, die natürlich wegen des Feiertages einen erhöhten Bedarf an Hühnchenfleisch hatten. Vom Erlös kaufte sich dieser Mann erneut Hühner zum Verkauf, davon wieder Hühner und so weiter – bis er schließlich wurde, was er heute ist: Einer der größten Hühnerlieferanten im British Empire.

Ein anderer Migrant konnte gut kochen, war allerdings des Lesens und Schreibens unkundig, konnte noch nicht einmal das Einmaleins. Fasste dennoch Mut und eröffnete ein Restaurant und ist heute der Inhaber von 5 sehr bedeutenden Restaurants in London. Und witzig-witzig: Anfangs wusste der kochende Migrant noch nicht einmal wie Überweisungen funktionieren, legte daher abends die Einnahmen auf den Tresen, teilte sie auf, wie man einen Fisch zerlegt und jeder Kellner bekam etwas ab. Bar.

Einige weitere Beispiele folgten, allesamt mit der Gleichen Botschaft: Wissen ist nebensächlich, was zählt, ist der Wille. „You’ll get it, if you really want!“ Und: „Yes - we can“ auch.

Abends im Hotel, beim Abendbrot, erzählte ich meine Geschichte, die aber – die meisten werden es bereits wissen – natürlich nicht von mir ist. Heinrich Böll dachte sie sich einst aus.

„In einem Hafen schläft ein Fischer und wird durch das Klicken des Fotoapparates geweckt. Der Tourist will vom Fischer wissen, warum er denn nicht draußen, auf dem Meer, sei und fische. Heute sei doch so ein toller Tag, um einen guten Fang zu machen.

Da der Fischer keine Antwort gibt, denkt sich der Tourist, dem Fischer gehe es nicht gut, und fragt ihn nach dessen Befinden, doch der Fischer hat nichts zu beklagen.

Der Tourist hakt nach. Warum er denn nicht hinausfahre, das Wetter sei doch schön. Nun antwortet der Fischer, er sei bereits draußen gewesen und habe so gut gefangen, dass es ihm für die nächsten Tage noch reiche.

Der Tourist entgegnet, dass der Fischer noch zwei-, drei- oder gar viermal hinausfahren und dann ein kleines Unternehmen aufbauen könnte, danach ein größeres Unternehmen und dieses Wachstum schließlich immer weiter steigern könnte, bis er sogar das Ausland mit seinem Fisch beliefern könne. Danach hätte der Fischer dann genug verdient, um einfach am Hafen sitzen und sich ruhig entspannen zu können.

Der Fischer entgegnet gelassen, am Hafen sitzen und sich entspannen könne er doch jetzt schon.“

Die Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral ist – wie ich finde – von allen guten Geschichten dieses  Tages die schönste.


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