Jedem Eurovision Song Contest seine kleinen Skandale

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Auch dieses Jahr sorgt der Eurovision Song Contest bereits bei den Vorbereitungen für mediale Aufregungen bzw. Erregungen. Man kann sich sicher sein, dass ebenso bei der Liveausstrahlung kleine oder weniger große Skandale für heftiges Kopfschütteln oder herzhaftes Lachen bei den 120 Millionen TV-Zusehern sorgen werden.

Dieses Jahr wird der Eurovision Song Contest in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ausgetragen. Die Nation und deren Führung sind stolz, dass der Contest bei ihnen stattfindet und Delegationen aus 42 Staaten mit zahlreichen ausländischen TV-Stationen nach Baku kommen. Für die große Show, die am Samstag, 26. Mai (zwei Tage vor dem aserbaidschanischen Nationalfeiertag) steigt, wurde extra die pompöse „Crystal Hall“ in einer Bauzeit von nur sieben Monaten für 6,5 Millionen Euro errichtet. Stolze 23.500 Besucher finden in dem Prachtpalast Platz. Um die Superlocation entsprechend zu präsentieren, gab Staatspräsident İlham Aliyev die Order, das Gebäude die ganze Nacht zu beleuchten – sollte es zu Stromengpässen kommen, wird der Strom für die etwa 2,1 Millionen Einwohner einfach abgeschaltet. Dass jemand sich kritisch darüber äußert, ist angesichts der eingeschränkten Pressefreiheit in Aserbaidschan eher unwahrscheinlich.

Vor allem werden manche Teilnehmer selbst für Aufreger sorgen, inklusive enormer Medienpräsenz! Insofern wird es für Deutschlands Vertreter Roman Lob mit dem von Jamie Cullum, Steve Robson und Wayne Hector komponierten Titel „Standing Still“ schwer, nur mit musikalischer Leistung auf sich aufmerksam zu machen – bei den Proben schlichte Bühnenoutfits austesten und passend zum Titel auf der Bühne ruhig stehen, ist sehr bieder und wenig attraktiv für die Medien. Ganz anderes hingegen beispielsweise die „Buranovskiye Babushki“ aus Russland. Die sechs Großmütter in udmurtischer Tracht wirbeln zu „Party for Everybody“ auf der Bühne und motivieren „… come on and dance“. In derselben Altersklasse rangiert der Vertreter Großbritanniens: der 76jährige Schlagersänger Engelbert Humperdinck mit „Love Will Set You Free“. Ebenso auf „Altbewährtes“ setzt Irland mit den auffälligen Zwillingen Jedward, die bereits 2011 beim Eurovision Song Contest mit „Lipstick“ auftraten und dieses Mal mit „Waterline“ performen werden. Wenn der Ecuadorianer Juan Leonardo Santillán Rojas – Leo Rojas – Supertalent Deutschlands werden konnte, warum sollte dann nicht eine Indianerin die Niederlande beim Eurovision Song Contest vertreten. Eigentlich ist Joan Franka in Rotterdam geboren und Tochter eines türkischen Vaters und einer niederländischen Mutter – dennoch wird sie gekleidet wie ein nordamerikanischer Indianer in Baku mit „You And Me“ versuchen, für die Niederlande den Sieg zu holen.

Österreich wirft das Duo Trackshittaz (Lukas Plöchl und Manuel Hoffelner) ins Rennen.

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Bei den ersten Proben in Baku zu ihrem Song „Woki mit Deim Popo“ (österr. Mundart für „Wackle mit Deinem Popo“) funktionierten die LED-Effekte der Backgroundtänzerinnen nicht. Doch Dank erfahrener Techniker aus der österreichischen Delegation konnten bei den zweiten Proben die von der Kärntner Designerin Birgit Mörtl entworfenen LED-Kostüme strahlen. Mörtl nennt ihr aus schwarz-grünen Kurzkleidern bestehende Konzept „Cyber-Dirndln“. Die Trackshittaz tragen als Kontrast graue Anzüge. „Woki mit Deim Popo“ ist ganz im Stil des von ihnen selbst kreierten Traktorgangsta-Partyrap. Der Hit sorgt bereits für Aufregung – um das offizielle Video auf YouTube anzusehen, muss man sich anmelden, da manche Nutzer es als unangemessen halten. Ebenso führte die heiße Striptease-Stangen-Show der Backgroundtänzerinnen in Cyber-Dirndln bereits nach der ersten Probe in Baku zu Sexismus-Vorwürfen. Man kann daher gespannt sein, ob die Trackshittaz die Hürde des Halbfinales am 22. Mai schaffen. Auf jeden Fall wäre das Duo mit ihrem unkonventionellen Style eine musikalische und optische Bereicherung für den Eurovision Song Contest – zudem seit Jahren die Frage im Raum steht, ob das Format des ESC noch zeitgemäß ist. 

Recherche und geschrieben Heidi Grün


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