Jede Leberwurst-Stulle überrascht mehr: Der Furtwängler-Tatort „Der sanfte Tod“

Jede Leberwurst-Stulle überrascht mehr: Der Furtwängler-Tatort „Der sanfte Tod“Alexander Adolph, was hast du hier bloß bei gedacht?Auf den in München geborenen Regisseur ist eigentlich Verlass. Ob nun der grandiose Hamburg-Tatort „Der Weg ins Paradies“ (2011), der Tatort aus seiner Geburtsstadt mit Tatort-Kultfigur Gisbert Engelhardt (2012) „Der tiefe Schlaf“ oder auch „Der oide Depp“ (2008): In der Krimireihe steht sein Name für gehobene Qualität. Selbst beim Matthias Brandt-Polizeiruf, der leider des Öfteren durchfällt, hat er in diesem Jahr mit der Episode „Morgengrauen“ für prima Unterhaltung gesorgt. Sein neustes Werk „Der sanfte Tod“ fällt jedoch leider durch. Na ja, jedes Genie hat nun mal auch schlechte Tage. Beim stark besetzten und gleichzeitig ersten Lindholm-Tatort seit zwei Jahren wundert das aber besonders. Die Negativ-Überraschung des Krimijahres!

Jede Leberwurst-Stulle überrascht mehr: Der Furtwängler-Tatort „Der sanfte Tod“

Man hatte sich mehr von ihnen beiden erhofft: Furtwängler und Ferch. © NDR/Christine Schroeder


Der Chauffeur des niedersächsischen Schweine-Papstes Jan-Peter Landmann (unterfordert: Heino Ferch) wird erschossen. Landmann ist ein kritisch beäugter Mann, schließlich gehört er als erfolgreicher Fleisch-Produzent nicht gerade zu den Fans von Tierschützern. Und als dann auch noch herauskommt, dass bei der Todesfahrt Landmann den Platz des Chauffeurs eingenommen hat, ist für die eilig hergerufene Charlotte Lindholm (so wie immer: Maria Furtwängler) schnell klar: Der Anschlag hatte eigentlich Landmann gegolten. Spätestens als dieser in weitere brenzlige Situationen gerät, muss Lindholm den Politiker-Liebling beschützen und die Täter ausfindig machen...
Klingt soweit ganz ok und nach einer spannenden Ausgangssituation. Und tatsächlich hat der Film auch seine starken Momente. Ferch als erfolgreicher Unternehmer mit undurchsichtiger Fassade ist nahezu perfekt besetzt. Leider ist seine Figur aber nur eine austauschbare Schablone – und irgendwie bekommt man den Eindruck nicht weg, dass auch Ferch schon einmal stärkere Momente und nicht große Lust auf die Rolle hatte. Landmann bestitzt eine große Garde an Leibwächtern und arbeitet auch mal mit unlauteren Mitteln bzw. lässt seine Männer auch mal mit unlauteren Mitteln arbeiten. Er ist einer von diesen bösen Unternehmern, wie man sie in so vielen Krimis sieht. Ein Unsympath vor dem Herrn, den man einfach irgendwann hassen muss. Und, natürlich, als Schweine-Schlachter ist er sowieso geradezu dafür prädestiniert. Leider setzt Adolph hier den Kern seines Krimis an, und so verpasst er die durchaus gegebene Chance, sich mit der modernen Schweine-Produktion kritisch auseinanderzusetzen. Und so fabriziert er einen Lindholm-Tatort, der einfach so ist wie immer.

Jede Leberwurst-Stulle überrascht mehr: Der Furtwängler-Tatort „Der sanfte Tod“

Der Orgasmus eines Schweins dauert übrigens 30 Minuten, wie Oliver Stokowski als Schweinebauer erklärt. © NDR/Christine Schroeder


Landmann versucht bei Lindholm zu punkten, aber die will nicht – und darf, wie so häufig, auch einmal wieder halbnackt aus der Dusche steigen. Das haben wir schon häufig so gesehen. Sie vernachlässigt auch mal wieder ihren Sohn. Auch nichts Neues. Die einheimischen Polizisten in Niedersachsen Fleischgürtel, wo der Krimi spielt, sind mal wieder richtig blöd und für nichts zu gebrauchen. Ok, diesmal sind sie tatsächlich richtig blöd und unnütz. Was besonders an der von Bibiana Berglau ganz seltsam interpretierten Kommissarin Bär klar wird. Aber auch dieser Schlag der dummen Provinz-Polizei lockt keinen mehr hinter den Ofen her. Das ist alles so wie immer. Vom bösen Unternehmer, der sich an der Kommissarin die Zähne ausbeißt, bis hin zu allen andern Teilen. Uninteressant hoch zehn - warum, Herr Adolph?Die wirklich interessante Chance, sich mit der industriellen Wurst-Herstellung zu beschäftigen, opfert der Regisseur einer abgehalfteren Schema F-Geschichte. In billigen und plumpen Nebensätzen wird das abgehandelt und Oliver Stokowski bekommt immerhin einen kurzen Gast-Auftritt als von Landmann enttäuschter Landwirt, der sich über dessen Methoden beschwert. Das dauert aber ganze fünf Minuten höchstens.

Jede Leberwurst-Stulle überrascht mehr: Der Furtwängler-Tatort „Der sanfte Tod“

© ARD

Es ist komisch, sich das zu wünschen, aber bei dieser Ausgabe hätte man sich irgendwie mal so einen typischen Jauch-Tatort herbeigesehnt. Einen Tatort also, der für die nachfolgende Talkrunde die perfekte Grundlage bildet. So ist es leider ein vollkommen austauschbares und schnell vergessenes Stück Krimi geworden. „Wir sind keine Mechaniker, wir machen nur Wurst“, sagt Landmann an einer Stelle. Adolph hat sich auch wohl gedacht: „Wir machen nichts Besonderes, wir machen einfach mal einen stinknormalen 0815-Krimi.“ Eine mittelschwere Enttäuschung!
BEWERTUNG: 04/10Titel: Tatort: Der sanfte TodErstausstrahlung: 07.12.2014Genre: KrimiRegisseur: Alexander AdolphDarsteller: u.a. Maria Furtwängler, Heino Ferch, Bibiane Ferglau, OIiver Stokowski

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