Ihm selbst zufolge flüchtete der spanische Schriftsteller Javier Marías im Juni 1969 im Alter von 17 nach Paris mit der Absicht den Sommer im Haus seines Onkels zu verbringen, dem Kultregisseur Jesús Franco, und schrieb einen Roman, dessen Handlung in einem komplett fantasierten America stattfand. Er genoß, dass sein Onkel zu diesem Zeitpunkt gerade nicht da war und ernährte sich der Umstände halber von Brot mit Senf und war diesen Sommer über so diszipliniert, dass er seine Arbeit jeden Tag in drei sehr verschiedene Teile aufteilte. Morgens verließ er das Haus nicht un schrieb unaufhaltsam an seinem Buch in einem fast tranceartigen Zustand in einem Salon wo er auf ein weisses Piano blickte und eine Reihe von Regalen mit Erotikmagazinen.
Danach, als die Kinos öffneten, verbrachte er den ganzen Nachmittag von einem ins andere zu gehen, mit besonderer Vorliebe für die Cinémathèque von Henri Langlois, um sich amerikanische Filme der 30er, 40er und 50er Jahre anzusehen, was die einzige Dokumentation und die Hauptinspirationsquelle für den Roman waren. Und zu guter letzt am Abend gab er sich mit einer alten Gitarre den Terassen der Champs-Élysées hin, wo er Lieder von Leuten wie Bob Dylan spielte mit der Hoffnung, dass die Leute ihm ein paar Münzen hinwarfen.
Das literarische Ergebnis dieser Zeit in Paris war Los Dominios del lobo, ein toller Roman, der vor allem das Vergnügen des Erzählens feiert durch eine bebende Reihe von Geschichten aller Art.
Interessanterweise ist die Literatur von Marías seither immer entschlossener in die entgegengesetzte Richtung gegangen und wenn man ihn heute ihn ganz Europa kennt ist es genau für eine Reihe von denkwürdigen Romanen, wo die äußere Handlung begrenzt ist und Überlegungen, Diskursen unterliegt (anhand dieser, genau wie die von seinem bewunderten Sterne, schreiten die Bücher von Marías voran) und dieses innere Bewusstsein ist fähig dazu uns zu überraschen und zu unterhalten noch mehr als die Lawine von Abenteuern in seinem ersten literarischen Werk.
Sein bis zu diesem Zeitpunkt letzter Roman Tu rostro manana, was anfänglich in 3 seperaten Volumen veröffentlicht wurde, könnte als paradigmatisches Beispiel seiner Persönlichkeit und seines Verführerstils dienen, denn der Fakt mit einem so beunruhigenden Satz zu beginnen „Niemand sollte jemals etwas erzählen“, hielt ihn nicht davon ab das Buch weiterzuschreiben bis hin zu run 1600 Seiten Erweiterung, Seiten, auf denen er in Relation zur Großartigkeit des Werks, relativ wenig passiert mit wenigen Figuren (hauptsächlich über zwei oder drei Jahre, das meiste des Romans passiert in zwei verschiedenen Nächten).