Die Bibliothek der Freien Universität Berlin

In einer seiner bekanntesten Erzählungen stellte sich Borges eine Art Sinnbild der Welt in Form einer sphärischen Bibliothek vor, dessen Zentrum irgendein Hexagon und zu dessen Umfang der Eintritt unmöglich ist. Es handelt sich um eine absolute Bibliothek mit kabbalistischen Resonanzen, in denen sich in allen denkbaren Sprachen alles ausdrückt, was ausgedrückt werden kann. Denn in ihren Regalen sind alle möglichen Kombinationen aller mehr als zwanzig orthographischen Zeichen der Bibliothek registriert, eine Zahl, wenn sie auch unbegreiflich groß, nicht unendlich ist.

freie universität berlin

Dieser imaginäre Raum dient dem argentinischen Schriftsteller als Schauplatz, um einige der Mythen und häufigsten Obsessionen einer guten Anzahl an Schriftverletzten, angefangen bei der Vollständigkeit der oben genannten Bibliothek, darzustellen. Denn, nicht nur alles was war, ist und sein wird, sondern auch alles was möglich ist auszudrücken – obwohl man in einer bestimmten Region der Bibliothek den Versuch, irgendeinen absoluten Sinn in den Büchern zu finden, als einen unbegründeten Aberglauben ansieht, vergleichbar damit zu glauben, man könnte diesen in Träumen oder durch die abenteuerliche Kunst der Chiromantie entdecken – findet sich in der Bibliothek: “die minutiöse Geschichte der Zukunft, die Autobiografien der Erzengel, das wahrhaftige Verzeichnis der Bibliothek, tausende und abertausende von falschen Verzeichnissen, der Beweis der Täuschung über das wahre Verzeichnis…, der wahrheitsgetreue Bericht deines eigenen Todes (ja, Leser, du hast richtig gelesen, dein Tod), Versionen von jedem Buch in alle Sprachen übersetzt, die Interpolationen jedes Buches in allen Büchern, die Abhandlung die Beda schreiben konnte (und nicht geschrieben hat) über die Mythologie der Sachsen, die verlorenen Bücher des Tácito…”

Die Existenz der Bibliothek rechtfertigt nicht nur die Welt, sie setzt auch die Existenz eines Buches in irgendeinem Regal voraus, in dem die elementaren Mysterien der Menschheit (der Ursprung der Bibliothek und der Zeit) erklärt werden. Wenn auch die Möglichkeit, dass dieses von irgendeiner Person in einem Leben gefunden werden kann, nahezu Null beträgt und diese Gewissheit vielen kaum weniger als unerträglich erscheint.

Eine der Erleichterungen der Bibliothek ist dass die unverbesserliche Tendenz des Menschen hin zur Zerstörung ihrer Bücher dort nicht von Wichtigkeit ist. Auf der einen Seite “ist die Bibliothek so groß, dass jede menschlich verursachte Zerstörung infinitesimal wird”. Auf der anderen Seite ist die Zahl der unvollkommenen Faksimile jedes Buches (in denen auch nur ein Komma oder ein Buchstabe anders sein kann) so groß, dass sie sich als unzählbar erweist.

Auch für jene die glauben, sie lebten weit weg von der Illusion der Borges’schen Bibliothek, kann es eine Form von innerer Folter sein die verlorenen Bücher Tácitos nicht zu finden. Um nicht die Tausenden von ausrangierten Bändern zu nennen, bei denen wir dank Digitalisierungstechnik durch Scan die Hoffnung haben, von irgendeinem Ort der Welt Zugang zu dieser Sphäre zu bekommen, dessen Zentrum jeder Benutzer des Netzes ist, hexagonal oder nicht.

In der Zwischenzeit bleibt uns die Möglichkeit, sie an so wunderbaren Orten wie der Bibliothek der freien Universität Berlin aufzuspüren (http://www.fu-berlin.de/bibliothek/philbib/)



Paul Oilzum Only-apartments Author

Paul Oilzum

Ein so fabelhaftes Gebäude und fähig, Sie in andere Dimensionen zu befördern, wie die Borges’sche Bibliothek von Babel. Wenn Sie appartments in Berlin mieten und sie besuchen, wird es Ihnen schwerfallen, sie wieder zu vergessen.


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