Jammern

Gestern Morgen las ich diesen Artikel von Annika vom Blog „Mama schreibt", in dem es um's Jammern bzw. Nichtjammern geht. Je weiter ich im Artikel las, umso mehr konnte ich zustimmen und ich konnte die ganze Diskussion auf Twitter gegen diesen Artikel nicht ganz verstehen. Frida von „2KindChaos" äußerte sich dazu und widerlegte, dass Mütter sich doch beschweren dürfen.

Und ich sage, beide haben Recht, obwohl ich Annika ein kleines bisschen mehr zustimmen kann. Und noch dazu kommt, dass ich größten Respekt habe, wie Annika kurzfristig erfahren hat, dass sie schon in ein paar Stunden ein Pflegebaby aufnehmen werden. Das bedeutet sicherlich viel Organisation und von einem auf den anderen Moment musste sie klaren Kopf bewahren, um alles vorzubereiten, um wenige Stunden später diesem fremden Baby die Nähe zu schenken und die Bedürfnisse zu erfüllen, die es braucht. Egal wie sehr sie und ihr Mann es sich gewünscht haben, ist es doch erstmal eine Situation, die höchstes Gefühlschaos bedeutet. Ich stelle mir jedenfalls vor, dass in dieser kurzen Zeit einiges an Gedanken durch den Kopf geht, die die Freude vielleicht ein wenig überschatten: Schaffe ich das? Was muss ich noch alles tun? Was braucht man für ein Baby? Kann ich dem Baby das geben, was es braucht? Ich finde es bewundernswert, dass sie sich auf diesen Schritt eingelassen haben und so einem Pflegebaby ein Zuhause geben mit aller Fürsorge und Wärme, die es braucht, um ins Leben begleitet zu werden.

Aber nun zurück zum Thema Jammern: Inzwischen schalte ich innerlich schon ab, wenn ich als Erstes, wenn ich eine andere Mama treffe, höre: „Mein Kind ist so anstrengend gerade, ich komme kaum zum Schlafen." Ich kann's langsam nicht mehr hören. Ist das alles, was Ihr über Euer Kind zu sagen habt - als Allererstes? Wie fühlt sich Euer Kind, wenn Ihr jedem auf die Nase bindet, dass Euer Kind Euch gerade nervt, dass Ihr gereizt seid und wegen dem Kind nicht schlafen könnt? Im Beisein des Kindes wird schlecht über das Kind geredet und Ihr erzählt ausführlich, was das Kind alles macht, um Euch vom Schlafen abzuhalten oder an den Rande der Verzweiflung zu bringen.

Natürlich habe ich vollstes Verständnis, dass Ihr Grenzen habt, dass diese erreicht sind, dass Ihr verzweifelt seid über mangelnden Ausgleich und Zeit für Euch. Trotzdem wundere ich mich sehr, dass dies das erste ist, was Euch einfällt, wenn Ihr anderen begegnet. Natürlich haben andere Mamas eher Verständnis und wissen, wovon Ihr sprecht, als Kinderlose.

Versetzt Euch bitte mal kurz in folgende Situation:

Ihr trefft Euch zusammen mit Eurem Partner mit seinen Kumpels und er erzählt: „Boh, ich bin total genervt. Ich komme seit Tagen nicht zum Schlafen, meine Partnerin hat Kopfschmerzen und verlangt alle 2 Stunden was Anderes von mir: Kopfschmerz-Tablette, feuchten Waschlappen, kurz massieren, wieder Kopfschmerz-Tablette, Fenster öffnen, ganz dunkel machen, Fenster wieder schließen, Waschlappen nochmal nass machen, wieder Kopfschmerz-Tablette. Ich will doch einfach nur schlafen."

Na, wie fühlt sich das an? Er redet über Euch vor seinen Kumpels, Ihr steht daneben und Ihr seid diejenigen, wegen denen es ihm nicht gut geht. Wenn sich diese Situation dann immer wiederholt und er von nichts anderem mehr spricht, dann denkt Ihr Euch doch irgendwann, ob er sich nur auf die negativen Sachen konzentriert und irgendwie fühlt Ihr Euch doch auch schlecht und immer schlechter, oder?

Und jetzt zurück zum Kind: Ihr redet im Beisein von anderen Mamas über das Kind, dass Ihr ja so müde seid und das Kind Euch einfach nicht schlafen lässt. Und das ist überall Thema, egal wen Ihr trefft, sind das die ersten Worte, die fallen. Wie soll sich das Kind fühlen? Es bekommt doch den Eindruck, dass es die Mama stört, dabei kann das Kind nichts dafür, es weiß doch selbst nicht, was mit ihm los ist manchmal, wenn es Wachstumsschübe hat, Zähne bekommt oder andere Situationen, für die es einzig und allein die Zuneigung braucht, um die Situation zu bewältigen und etwas Vertrautes zu spüren, damit es sich sicher fühlen kann.

Auch ich sage MAL, dass ich genervt bin, dass ich schlecht geschlafen habe, dass das Kind wohl einen Wachstumsschub hat und deshalb mehr Aufmerksamkeit braucht. In erster Linie sage ich dem Kind, dass meine Geduld nun erreicht ist, dass ich auch schlafen möchte, dass ich genervt bin. Denn ich bin auch ein Mensch mit Grenzen und das ist für Kinder wichtig zu erfahren. Oder ich erzähle es abends meinem Partner oder am Telefon (wenn die Kinder schlafen) meiner Mama, dass es gerade anstrengend ist. Denn das darf mein Kind wissen und sollte es sogar.Wenn ich auf andere treffe und gefragt werde, wie es mir geht. Mir fällt direkt was Gutes ein. Die Kleine zieht sich jetzt schon überall hoch, die Zeit vergeht echt so schnell, dass ich gar nicht hinterher komme, die Große hat jetzt ein Pony und kümmert sich jeden Tag nach dem Aufstehen zuerst um's Striegeln, usw. Warum sollte ich als Erstes sagen, dass die Kinder mich so sehr anstrengen und ich einfach nur genervt bin. Was wirft das für ein Bild auf meine Kinder und auf mich? Ich möchte, dass meine Kinder spüren, dass es sich lohnt, zuerst die positiven Seiten zu sehen und zu erwähnen, statt sich auf das zu konzentrieren, was nicht so gut läuft. Vermutlich fühlen sich die „Jammer-Mamas", wie Frida sie nennt, dann schlecht, wenn ich ihnen direkt erstmal was Gutes erzähle. Und vielleicht denken sie dann, dass meine Kinder einfach pflegeleicht sind und ich einfach Glück mit ihnen habe. Womit wir wieder bei einem anderen Thema aus den letzten Wochen sind. . . Und vielleicht trauen sich die Mamas dann auch nichts mehr zu sagen, dass sie gerade müde, genervt, unausgeschlafen sind. Ich habe Mitgefühl mit jedem, der an seine persönlichen Grenzen gekommen ist und Hilfe braucht, oder eine Umarmung, oder ein offenes Ohr, oder was auch immer. Ich helfe gern und höre auch gern zu. Wenn ich aber nur und ständig höre, wie schlecht und schlimm und nervig und schlaflos alles ist, dann kann ich irgendwann nicht mehr zuhören und meine Geduld ist am Ende.

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