Veröffentlicht am 2. Oktober 2014 | von Bianca Hofbauer
0Jamie Marks Is Dead
Jamie Marks Is Dead Bianca HofbauerWertung
Summary: Eine gute Idee, die leider in ihrer Umsetzung schwächelt, enttäuscht und zu viel im Unklaren lässt
2
Horror
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Kalt und grau präsentiert sich Jamie Marks Is Dead. Es ist ein dunkler Film, der nichts weiter erzählt, als die Freundschaft zwischen einem Toten und einem Lebenden.
In einer winterlichen amerikanischen Kleinstadt findet Gracie (Morgan Saylor) auf der Suche nach Steinen für ihre Sammlung einen leblosen Körper am Flussufer. Bis zur Unterhose entkleidet starrt der tote Jamie Marks (Noah Silver) in den Himmel. Adam (Cameron Monaghan) beginnt sich für Jamies Tod zu interessieren, war Jamie doch immer wieder Opfer von Schikanen seiner Klassenkollegen. Auch zur Außenseiterin Gracie knüpft er Kontakte. Von einem zum anderen Moment findet sich Adam plötzlich in einer Welt zwischen Tod und Leben wieder, als Jamie ihm und Gracie erscheint. Während Gracie jedoch Abstand zu Jamie hält, wendet sich Adam ihm zu und rutscht so tiefer in die Welt der Untoten. Es ist der Beginn einer gefährlichen Freundschaft.
Der Regisseur Carter Smith wagt sich mit Jamie Marks Is Dead an eine Verfilmung des Romans One for Sorrow von Christopher Barzack aus dem Jahr 2007. Zum Vorschein kommt ein sehr langsam erzählter Film, der von zaghaft leisen Dialogen getragen wird und ohne Spezialeffekte auskommt. Beinahe erzwungen scheint die melancholische Stimmung, die mitschwingt. Erzeugt wird diese vor allem durch das karge, kalte Landschaftsbild, dass Carter Smith gut in Szene setzt. Weitere Stimmungsträger sind neben der mechanisch anmutenden Musik, die heruntergekommen Häuser, deren abgenutztes, verschlissenes Interieur und die leerstehenden Fabrikgebäude. Beinahe alles in dieser Kleinstadt schreit nach Hoffnungslosigkeit und Einöde. Wenig herzerwärmend sind auch die wenigen Menschen, die man zu Gesicht bekommt.
Die Hauptcharaktere Jamie, Adam und Gracie sind dadurch umso interessanter. Smith lässt uns in ihnen eine Tiefe vermuten, die er jedoch nicht eindeutig deklariert. Während Gracie immer ein wenig außen vor bleibt, harmonieren Jamies und Adams Charakter sehr gut miteinander. Sehr bekannt kommt einem Jamie Marks Erscheinung vor. Mit seinen runden Brillengläsern sieht er Harry Potter täuschend ähnlich. Ein Vergleich der Jamies Charakter Sympathiepunkte einbringt, aber doch etwas fehl am Platz ist. Während die drei Hauptprotagonisten einen passablen Eindruck hinterlassen, muss man mit den kreierten Nebenrollen fast Mitleid haben. Die zwei großen Namen mit denen der Film wirbt, nämlich mit Liv Tyler, die Adams Mutter spiet, und Judy Greer, die Freundin die Adams Mutter in den Rollstuhl brachte, haben enttäuschender Weise absolut keinen tragenden Einfluss auf die Geschichte. An ihnen lässt sich zwar ein zweiter Handlungsstrang erkennen, der noch dazu sehr interessant zu erkunden wäre, doch Smith unterlässt es, diesen zu vertiefen. Die beiden könnten ebenso gut auch nicht da sein. Der Zuseher stellt zwar fest, dass die Mutter mit ihrem Schicksaal hadert, doch näher erklärt wird nichts.
Prinzipiell kommt Carter Smith immer wieder in Erklärungsnotstand. Grund dafür sind die großen Zeitensprünge in der Szenenabfolge. Die Zeitensprünge sind notweniges Mittel, denn die Szenen die der Zuseher visuell verfolgt, sind eher handlungsarm und sehr langsam erzählt. Um dem Film dennoch etwas mehr Handlung zu geben, springt er ungeachtet weit. Dies führt dazu, dass vieles urplötzlich auftaucht, ohne jegliche Erklärung. Obwohl große Zeitsprünge in der Abfolge der Szenen durchaus den Zweck haben können, das Interesse der Zuseher zu halten, wird man hier mit vollendeten Situationen konfrontiert, die eben grundlos sind, wie sie sind. Die Taktik ist Vergleichbar mit dem Lesen eines Buches, in dem man immer nur die erste Seite eines Kapitels liest und dann gleich zum nächsten springt.
Beunruhigend ist Jamie Marks Is Dead allemal, doch niemals erschreckend. Ein Manko, dass den Film samt seiner langsamen Erzählung und kargen Handlung langatmig macht. Die Geschichte gründet auf einer netten Idee und belohnt mit einem Happy-End, doch das Prädikat gut verdient sich Jamie Marks Is Dead nicht. Man verlässt das Kino mit der Erinnerung, dass es furchtbar kalt war, die Lebensumstände der Protagonisten depressiv und hoffnungslos erschienen und das einzig warmherzige die Freundschaft zwischen den Hauptprotagonisten war.
Regie und Drehbuch: Carter Smith
Darsteller: Cameron Monaghan, Morgan Saylor, Noah Silver, Madisen Beaty, Liv Tyler, Judy Greer
Filmlänge: 100 Minuten, www.jamiemarksisdead.net
gezeigt im Rahmen des /slash Filmfestivals 2014
Tags:2 von 5Cameron MonaghanCarter SmithDramaHorrorJudy GreerLiv TylerRomanverfilmungSlash Filmfestival
Über den Autor
Bianca Hofbauer