James Bond jagt Dr. No (1962)

Geburtstag: „James Bond jagt Dr. No“ wird am 5. Oktober 1962 in London uraufgeführt. Vor fünfzig Jahren begann die Geschichte des Doppel 0-Agenten mit der Lizenz zum Töten.

James Bond jagt Dr. No (1962)

Langsam fährt die Kamera nach oben, zeigt zuerst die Hände, die auf dem Tisch eines Casinos geschickt über das eigene Glück im Spiel bestimmen. Der Anzug sitzt perfekt, das Gesicht Sean Connerys erscheint. Soeben hat sich ihm seine Spielpartnerin Sylvia Trench (Eunice Gayson) vorgestellt, er erwidert die Freundlichkeit mit einem signifikanten Ausspruch, der die kommenden Jahrzehnte bestehen bleiben soll: „Bond, James Bond“.

Am 5. Oktober 1962 öffnete sich der Vorhang im London Pavilion um „Dr. No“ zu zeigen, den ersten Film in einer langen Reihe von weiteren Abenteuern des britischen Geheimagenten (es war allerdings nicht sein erster Auftritt, bereits 1954 spielte Barry Nelson in der Fernsehepisode „Casino Royale“ der Reihe „Climax!“ die Rolle des James Bond). Anfangs noch nach den Vorlagen des britischen Schriftstellers Ian Fleming („Man lebt nur zweimal“ zeigte schon drastische Abweichungen von der Romanvorlage auf, „Der Spion, der mich liebte“ wurde fast gänzlich verändert, „Lizenz zum Töten“ war der erste Bond-Film, der nicht einmal einen Titel von Ian Flemings Vorlagen verwendete) eroberte der MI6-Agent fortan die Kinoleinwände. Nachdem Fleming seinen Doppel 0-Agenten im März 1958 als Romanfigur der Welt vorgeführt hatte, sollte nun also auch die Leinwand sein Zuhause werden. Neben Sean Connery, den viele Bond-Fans für die bisher beste Inkarnation von 007 halten, durften auch der australische George Lazenby (nur ein Auftritt in „Im Geheimdienst ihrer Majestät“), der Brite Roger Moore (trat von 1973 bis 1985 insgesamt sieben Mal als James Bond in Erscheinung und hält damit den Bond-Rekord), Timothy Dalton (spielte James Bond in „Der Hauch des Todes“ und „Lizenz zum Töten“), der in Irland geborene Pierce Brosnan (von 1995 bis 2002 viermal als 007 zu sehen) und zuletzt und aktuell Daniel Craig („Casino Royale“, „Ein Quantum Trost“, „Skyfall“), das Gesicht von James Bond sein. Connery, der Ur-Bond, wenn man ihn so nennen möchte, trat von „James Bond jagt Dr. No“ bis zu dem fünf Jahre später folgenden „Man lebt nur zweimal“ fünf Mal den Dienst unter der Krone ihrer Majestät an, bis er von George Lazenby, einem weitaus ernster agierenden Darsteller, abgelöst wurde. Diese Casting-Entscheidung wurde bereits nach einem Film wieder umgedreht, so dass Connery für „Diamantenfieber“ noch einmal James Bond sein durfte, ehe dann Roger Moore, der von Anfang an für die Rolle im Gespräch war, das Franchise übernahm. Es sollte aber noch ein Duell Bond gegen Bond geben, welches 1983 durch das Erscheinen zweier Konkurrenz-Bond-Filme herbeigeführt wurde. Von unterschiedlichen Produktionsfirmen in die Kinos gebracht, lief im Oktober 1983 der Film „Sag niemals nie“ mit Sean Connery an, ein Remake des Bond-Filmes „Feuerball“, ganz ohne wiedererkennbare Eröffnungssequenz, ohne den Blick durch den Pistolenschaft, ohne das bekannt-gewohnte Bond-Thema. Dafür aber mit Sean Connery als James Bond, 007, Geheimagent des MI6 im Dienste ihrer Majestät. Im selben Jahr, aber bereits einige Monate zuvor war Roger Moore in „Octopussy“ zu sehen. Moore spielte als Bond knapp 190 Millionen US Dollar ein (bei einem Produktionsbudget von etwas über 25 Millionen US Dollar), Connery holte mit Produktionskosten von knapp über 35 Millionen US Dollar immerhin 160 Millionen wieder herein.

Der Bond-Bösewicht mit der kürzesten Screen-Time: Dr. No

James Bond jagt Dr. No (1962)

Das sollte das endgültige Ende für einen Bond-Darsteller sein, der sich bereits mit seinem ersten Auftritt als 007 ein hartes Gefecht mit seinem Widersacher Dr. No, gespielt von Joseph Wiseman, lieferte, wobei der deutsche Titel des Films nicht besser hätte gewählt werden können. Wahrlich zeigt sich James Bond eher auf der Jagd nach dem größenwahnsinnigen Wissenschaftler als das es zu einer frühzeitigen Konfrontation kommen würde. Bei einer Laufzeit von 105 Minuten erscheint es recht spät, wenn Dr. No erst in der 84. Minute in seiner Gänze in Erscheinung tritt. Bis zu diesem Zeitpunkt befindet sich Bond eben „auf der Jagd“. Wiseman, der Dr. No mit asiatischen Touch (im Roman ist Dr. No tatsächlich ein Chinese, was im Film nicht völlig ersichtlich wird), verschwörerischen Witz und Raffinesse, aber auch gelassen und überheblich spielte, verstarb 2009. In seiner Karriere machte er Auftritte in den unterschiedlichsten Fernsehepisoden von Serien wie „The Twilight Zone“, „Magnum“ oder „The A-Team“ und „MacGyver“. Die Darstellung des Dr. No sollte aber sein persönlicher Karrierehöhepunkt bleiben, immerhin trotz der nur begrenzten Leinwandzeit.

Als Dr. Julius No hat er sich auf einer kleinen Insel namens „Crab Key“, einem fiktiven Ort dreißig Meilen nördlich von Jamaika und sechzig Meilen südlich von Kuba (laut der Romanvorlage), eine Heimat geschaffen, die von den jamaikanischen Ureinwohnern gemieden wird, da diese sich von unheimlichen Drachen-Kreaturen erzählen, die hier ihr Unwesen treiben sollen, Feuer speiend auf Menschenjagt gehen. Dahinter verbirgt sich jedoch nicht mehr als ein Panzer mitsamt Flammenwerfer, der für Dr. No hier Patrouille fährt. Dr. No ist die unbekannte Schreckensgestalt, nur sein Name löst Panik unter den Einheimischen aus. Der Film baut seine Figur langsam auf, erst der Name, dann seine Stimme, er bleibt ein Mysterium, wie später auch der Bond-Gegenspieler Blofeld, der über viele Filme hinweg nur durch die auf seinem Schoß sitzende Katze charakterisiert wurde. Sicherlich legte Dr. No den Grundstein für diese geheimnisvolle Etablierung eines Bösewichts. Der Gegenspieler glänzt durch Abwesenheit, während James Bond sich in den Vordergrund spielt und deutlich zur Hauptfigur ernannt wird, dennoch steigt das Interesse an dem Bond-Bösewicht ins fast unermessliche. Wer ist dieser Dr. No? Warum haben alle Angst vor ihm? Wird Bond ihm erfolgreich gegenüber treten können, wird er siegreich sein gegen diesen offenbar intellektuell überlegenen Gegner?

Die Ersten ihrer Art: James Bond und Honey Ryder

James Bond jagt Dr. No (1962)

Sie wurde eingangs bereits erwähnt, die starke Sequenz, in der James Bond dem Kinopublikum vorgestellt wurde, die allerdings nicht dem Ian Fleming Roman „Dr. No“, sondern seinem Erstlingswerk „Casino Royale“ entstammt. Es musste ein solcher Moment sein, die Erwartungen waren hoch, wurden hier geschürt, nur sehr langsam werden die Zuschauer auf James Bond vorbereitet, dann sitzt er dort, cool und lässig von Sean Connery dargestellt, ein größtenteils unbekanntes Gesicht für die Filmwelt. Er steckt sich eine Zigarette an, schaut auf sein Gegenüber – Sylvia Trench, von Eunice Gayson auch in „Liebesgrüße aus Moskau“ noch einmal gespielt – und sagt sie, die Worte, die jeder neue Bond-Darsteller zur Einführung noch einmal wiederholen musste: Mein Name ist Bond, James Bond. Ebenso mussten alle, von Lazenby und Dalton, bis zu Moore, Brosnan und Craig auch wieder diese Szenerie betreten, jeder Bond-Darsteller findet sich mindestens einmal in einem Casino wieder, zuletzt natürlich Daniel Craig in „Casino Royale“. Nach Connerys Bondsche Namensnennung folgt Monty Browns Bond-Titelmelodie, eine Verknüpfung von Sound und Name, diese Person wird auf ewig gebrandmarkt sein mit diesem Ohrwurm von einer Melodie. Es sind solche Motive, die folgende Schauspieler nur leicht verändern können, niemals kommen sie aber gegen das starke Bild an, mit welchem Sean Connery die Figur des Film-Bonds geprägt hat: all diese Männlichkeit im Umgang mit den Frauen, sein Auftreten als stets gut gekleideter Gentleman (später auch in Militärkluft gezeigt, womit sein Status als Commander der Marine eingefügt wurde), seine Flirts mit der Sekretärin Miss Moneypenny, seine regelmäßigen Besuche bei M, das technisch hochmoderne und gefährliche Spielzeug, welches ihm im ersten Film noch von Major Boothroyd, später bekannt als Q, überreicht wird, die schnellen Autos und die schönen Bond-Girls – Urszula Andress, das erste Bond-Girl namens Honey Ryder . Sie war 1967 ebenfalls in der Bond-Parodie „Casino Royale“ als Vesper Lynd zu sehen, spielte neben David Niven (der vor Sean Connery im Gespräch war, die Rolle des James Bond in „Dr. No“ zu übernehmen) und Peter Sellers. Später gewann Vesper Lynd durch Eva Green in den Neu-Bond-Filmen mit Daniel Craig noch einmal an Bedeutung.

James Bond jagt Dr. No (1962)

Als Honey Ryder erzeug Andress einen denkwürdigen Moment, der von Sean Connery mit Sprachlosigkeit quittiert wird. Auf Crab Key, wo die beiden zum ersten Mal aufeinander treffen, entsteigt sie dem Meer, blondes langes Haar, nur ein weißer Bikini der ihren Körper ziert (und darüber hinaus 2001 bei einer Auktion für 61.500 US Dollar versteigert wurde), zwei große Muscheln in den Händen haltend. Halle Berry versuchte ähnlich lasziv eine Hommage zu kreieren, als sie in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) ebenso dem Meer entstieg und Pierce Brosnan mundtot machen sollte, mitsamt dem Mariah Carey Song „Honey“, schaffte sie es nicht eine solch prägnante Szene abzuliefern. Jedoch nur auf visueller Ebene. In der englischen Originalversion bekommt Ursula Andress mit Nikki van der Zyl (die darüber hinaus auch noch Sylvia Trench-Darstellerin Eunice Gayson nachsynchronisieren musste) eine neue Stimme, da sie selbst einen zu starken deutsch-schweizerischen Akzent hatte. Darüber hinaus war Diana Coupland als Singstimme Honey Ryders zu hören. Somit wird das erste Bond-Girl zu einer Gemeinschaftsarbeit dreier Damen, die dieser Muschelsammlerin ihr Aussehen und ihre Stimme verliehen.


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