Jack Daniel´s und Gummibärchen-Schweine im Flieger nach Hamburg: Eine vorweihnachtliche Begegnung

Neulich, auf einem Flug von London zurück nach Hamburg saß ich neben einem Engländer. Lange rotblonde Haare, Bart, mittelgroß, vermutlich ein Biker oder ein Metaller, etwa mein Alter. Er saß am Gang, bereits bevor ich kam. Als ich meinen Platz in der Mitte, neben ihm, einnehmen wollte, half er mir sehr zuvorkommend beim Verstauen meines Gepäcks, fand noch eine Ecke, in die in meine Jacke packen konnte. Ich bedankte mich herzlich und setzte mich auf meinen Platz. So saßen wir nun nebeneinander. Ich holte mein Buch raus, begann zu lesen. Er schlief ein, wie ich aus dem Augenwinkel bemerkte. Als das Flugzeug startete, legte ich mein Buch zur Seite, er wachte auf. Er entschuldigte sich erst einmal für sein Schnarchen. Naja, sowas macht mir nicht viel aus und es war nicht dolle und auch wunderte es mich nicht (denn by the way: Ich hatte ja bereits gemerkt, dass er nicht in seiner vollen Kraft stand. Plötzliches Einschlafen, fahle Haut & spröde Haare, sein Körperbau und naja, um ehrlich zu sein auch sein Körpergeruch sprachen für sich, leider habe ich ja für sowas einen Blick).

Kurze Zeit später ging der Board-Service rum, um Bestellungen aufzunehmen. Ob ich auch etwas haben wollen würde, fragte er mich. Nein danke, erwiderte ich. Er gab seine Bestellung auf. Ich fragte ihn, was er in Hamburg vorhabe und wir kamen ins Gespräch. Seine Bestellung kam. Zwei kleine Fläschchen Jack Daniel´s, eine Dose Cola und eine Tüte mit Gummi-Schweinegesichtern. Die Gummi-Schweinegesichter hatten Weihnachtsmann-Mützen auf und innerlich musste ich wirklich herzlich lachen. Zwei Plastik-Gläser mit Eiswürfeln bekam er dazu. Er mixte sich seinen „Jacky-Cola“ (ich habe gegoogelt, ob es für Whiskey-Cola einen besonderen Namen gibt. Im Koch-Wiki fand ich, dass das Mixgetränk von Jack Daniel´s und Cola Jacky-Cola heißt und dass das weltbekannt ist). Er bot mir den zweiten an. Ich musste schmunzeln. Lehnte höflich ab. Das ist zu hart für mich, erklärte ich meine Ablehnung. Dann hielt er mir die bereits offene Tüte mit den Gummi-Schweingesichtern-mit-Weihnachtsmann-Mützen hin. Nun musste ich lachen. Ich meine, Gummi-Schweinegesichter mit Weihnachtsmannmützen (nicht feurig-scharfe Chips oder meinetwegen ein Snickers)! Oh nein danke, das ist sehr nett, sagte ich. Er schien zwar etwas irritiert über mein Lachen, lachte aber mit. Ja, lachen dient wohl der Völkerverständigung.

Nun fragte er, was ich so machen würde, beruflich. Mist, dachte ich. Wie soll ich das nun erklären. Ich stammelte etwas rum, erzählte ein bisschen von gesunder Ernährung, von Rohkost und ich dachte noch, es wäre nicht schlecht, das Wort Detox zu erwähnen. Ob das Fleisch einschließe, wollte er wissen. Ich schätze, er aß viel Fleisch, das hatte ich schon vorher vermutet. Ich verneinte, nein, kein Fleisch. Er schaute prüfend auf seine Schweinegesichter-Tüte. Keine Gelantine. Für Vegetarier geeignet. Er meinte, die könne ich essen. Mmh. Naja, der Zucker, sagte ich. Er schaute noch einmal auf die Tüte. Halb voll mit Zucker, stellte er erstaunt fest. Ich sagte, ja, das sei der Grund, warum ich abgelehnt hatte und schaute ihn entschuldigend an. Er verstand, schmunzelte. Wir schwiegen wieder, er trank seinen Jacky-Cola, ich begann erneut zu lesen. Nach einer Weile zeigte er mir seine Hände. Er meinte, immer wenn er fliegen würde, würden diese so dick werden. Mmh, sagte ich, vielleicht Wassereinlagerungen. Mehr sagte ich nicht, aber er merkte scheinbar, dass ich mehr dachte. Und so deutete er an, dass es eventuell auch mit der Ernährung zusammenhängen könnte. Ich sagte bloß, vielleicht wären ein bisschen Vitamine und Mineralien nicht schlecht. Ich wollte nicht indiskret sein und so fügte ich etwas selbstironisch hinzu: ICH sage nichts!  Er lachte laut und ich lachte ebenfalls. Diese Situation war einfach komisch, das merkten wir beide. Wahrscheinlich fand er es ebenso wie ich verrückt, dass zwei so grundverschiedene Menschen in einem Flugzeug nebeneinander gesetzt und miteinander konfrontiert werden. Jedenfalls verabschiedeten wir uns am Ende sehr herzlich, wünschten uns wundervolle Weihnachten und gingen dann unsere Wege.

Warum ich das aufschreibe? Ich weiß, es ist keine besondere Geschichte. Aber die Begegnung berührte mich auf verschiedene Weise. Nicht nur, weil sie witzig war. Und versteht mich nicht falsch, es war nicht so ein Flirt-Ding oder so. Es war überhaupt kein Mann/Frau-Ding. Es war ein Mensch-Ding. Es war die Art Begegnung, wo du das Gefühl hast, du kannst deinem Gegenüber direkt in die Seele schauen. Und du siehst etwas Wundervolles. Und du hast das Gefühl, das derjenige das selbst bei sich nicht sieht. Und du möchtest das am liebsten sagen. Du möchtest sagen: Du bist wundervoll! Aber das sagst du natürlich nicht. Ich meine, wie würde das denn rüberkommen. Schräg auf jeden Fall und eventuell (sogar sehr wahrscheinlich) würde es falsch verstanden werden.

Also sagst du lieber nichts. Außer : „Ich wünsche dir eine wundervolle Weihnacht.“. Und das sagt doch auch schon Einiges, oder?

(Manchmal gibt es hier kein Rezept und auch kein Ernährungs-Kram. Manchmal gibt es einfach nur eine Geschichte. Lest sie oder wartet einfach auf das nächste Rezept. 😉 )


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