Italienische Verhältnisse in Deutschland?

Maschmeyer vs. Pressefreiheit – oder: italienische Verhältnisse in Deutschland

In einem mir nicht einmal so revolutionär vorkommenden Beitrag hat Panorama über die Machenschaften des bei Politik, Yellowpress und Springer-Verlag wohlgelittenen Herrn Maschmeyer berichtet. Ich bin der Meinung, dass es gar nicht so sehr um diese Figur geht; es gibt ganz Andere, bei deren Anblick ich pawlowsch zum Brecheimer greife…1

Am “Modell” Maschmeyers konnte in dem ARD-Beitrag aber die Vermischung und die fehlenden Grenzen von Politik, Kommerz und Macht auf Kosten Dritter exemplarisch dargestellt werden.

Deutlich zu sehen am Panorama-Beitrag war, wie sehr Maschmeyer den kritischen Fragen und den Kameras des NDR-Teams um Christoph Lüttgert auswich.

Vorgestern sendete Panorama einen weiteren Beitrag, in dem vor allem auch auf die Lügen-Behauptungen-Kampagne der BILD-Zeitung eingegangen wurde, deren Chefredakteur2 sich ganz offen auf die Seite des Herrn Maschmeyer stellt. (hier nachzusehen)
In meinen Augen spricht das eher gegen Maschmeyer als für ihn. So sehen das wohl auch 95% der Antwortenden der – hier als Artikelbild gezeigten und ganz sicher nicht repräsentativen – Umfrage.

Doch als wäre das nicht schon peinlich genug für den Freund der neoliberalen Politiker vom Schlage Schröder und Wulff (ja, unser Bundes-Wulff!) und – natürlich! – der Spitzenriege der FDP:

Carsten Maschmeyer posiert unter anderem mit Philipp Rösler, Guido Westerwelle und Altkanzler Schröder.

Carsten Maschmeyer posiert unter anderem mit Philipp Rösler, Guido Westerwelle und Altkanzler Schröder.

Heute meldet die FAZ, dass Herr Maschmeyer die Redaktion verklagen will:

Der AWD-Gründer Carsten Maschmeyer [...] kämpft mit noch härteren als den üblichen juristischen Bandagen gegen den Film „Der Drückerkönig und die Politik“, den der NDR über ihn gedreht und den die ARD in der vergangenen Woche gezeigt hat. Maschmeyer hat nicht nur Presseanwälte in Marsch gesetzt, er hat den bekannten Hamburger Strafrechtler Gerhard Strate engagiert, um dem Autor des Films nachzusetzen. [...]
Der Anwalt Strate will für Maschmeyer ein Gutachten verfassen, in dem er zu möglichen Straftaten des Reporters Lütgert nach den Paragraphen 240 und 241a des Strafgesetzbuchs und Paragraph 33 des Kunsturhebergesetzes Stellung nimmt. In Paragraph 240 StGB geht es um Nötigung, im Paragraphen 241a um „politische Verdächtigung“, die dritte der genannten Vorschriften stellt Bildnisse unter Strafe, die gegen den Willen eines Abgebildeten verbreitet werden. Die Taten sind allesamt mit Freiheitsstrafe bewehrt.

Ich gehe einmal davon aus, dass – außer Springer3 – alle seriösen Medien eher auf Seiten des NDR sind und für ihn einstehen. (Der Artikel in der FAZ macht es vor.)

Aber dass es ganz offensichtlich Machtmenschen gibt, die so weit weg davon sind, Demokratie zu begreifen und “hinzunehmen”, die meinen, mit Macht und Geld und “Vitamin B” sei ihre Welt zu retten, ist erschreckend.

Aus Italien kennt man das ja; da sitzt der größte Verbrecher des Landes auf dem Chefsessel. Doch nun wird sich auch in Deutschland zeigen müssen: Was ist wichtiger? Das Recht auf Pressefreiheit oder das Recht einiger weniger mit Macht und Geld, sich auf Kosten Dritter bereichern zu können.

Allerdings… ich habe die Befürchtung, dass das Letztere inzwischen mehr zählt.

Nic

[Siehe auch: die Nachdenkseiten zum Thema. Der Autor, Albrecht Müller, kam im Film zu Wort.]


  1. nein, ich nenne jetzt keine Namen. Erstaunlicherweise habe 90% von denen gegelte Haare. Ob das ein internes Erkennungszeichen ist?
  2. Herr Dieckmann mit den gegelten Haaren!
  3. wobei es auch nicht ungewöhnlich wäre, wenn die wieder umkippen.

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