Ist „Verblendung“ mit Noomi Rapace der Ursprung des skandinavischen Thrills?

Inzwischen gibt es ein US-Remake, das noch keine Fortsetzung bekommen hat und einen vierten Roman, der mit dem Titel “Verschwörung” von Autor David Lagercrantz das Erbe der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson (2004 verstorben) angetreten ist. In 2009 entstand der erste Teil der Filmreihe unter der Regie des Dänen Niels Arden Oplev, der 2017 das Flatliners-Remake inszenieren wird.

In Verblendung wird Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist aus John Wick und Colonia Dignidad) damit beauftragt, eine junge Frau aufzuspüren, die seit 40 Jahren vermisst wird – oder aber bereits tot ist. Dabei bekommt er Hilfe von der Hackerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace aus Prometheus und Alien: Covenant), die nebenher ihre ganz eigenen Dämonen zu bekämpfen hat.

Ist „Verblendung“ mit Noomi Rapace der Ursprung des skandinavischen Thrills?

Verblendung

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Noomi Rapace (als Lisbeth Salander) mit Michael Nyqvist (als Mikael Blomqvist).

Noch nie sind Betitelungen eines Films so weit auseinander gedriftet. Während die Reihe in Deutschland unter den Titeln Verblendung, Verdammnis und Vergebung recht simpel gehalten sind, konzentriert sich die US-Fassung mit The Girl with the Dragon Tattoo auf eine reine Äußerlichkeit, die Noomi Rapaces (oder im Remake Rooney Maras) gigantisches Rückentattoo thematisiert. Der Originaltitel Män som hatar kvinnor kann derweil mit “Männer, die Frauen hassen” übersetzt werden, was am ehesten die gesamte Trilogie widerspiegelt.

Dieser Hass manifestiert sich nur allzu gut in diversen Gewaltszenen, an denen wirklich nicht gespart wird. Vor allem zum Ende von Verblendung bekommen wir es mit geradezu sadistischen Bildern zu tun.

Oplev gibt uns einen mehr als soliden Thriller, der außerdem die schwedische Krimi-Welle ausgelöst haben dürfte – oder zumindest populär gemacht hat. Darüber hinaus ist es dem Regisseur gelungen, die 700 Seiten starke Romanvorlage auf immerhin zweieinhalb Stunden herunterzubrechen ohne an Spannung oder wichtigen Story-Elementen einzubüßen. Und dazu gehört auch die verwinkelte Familiengeschichte eines Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube), der Auftraggeber von Blomkvist und Salander.

Natürlich schafft es Oplev nicht, jede Kleinigkeit in das andere Medium zu übertragen. Gerade die Dreiecksgeschichte zwischen dem Journalisten, der Hackerin und Erika Berger (Lena Endre), der anderen Dame in Blomkvists Leben, bleibt etwas zurück. Ebenso werden die vielschichtigen Personenportraits aller Beteiligten etwas reduziert. Wodurch im Roman noch ein ausführlicher Blick auf die Sünden der schwedischen Gesellschaft geworfen wird, nimmt der Film sich eher der spannungsgeladenen Detektiv/Journalisten-Schüffelarbeit an.

Ist „Verblendung“ mit Noomi Rapace der Ursprung des skandinavischen Thrills?

Verblendung

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Noomi Rapace als Lisbeth Salander in „Verblendung“

Dafür strahlen die beiden Hauptdarsteller weitaus mehr Wärme aus, als es in den Romanen der Fall ist. Nicht dass sie überaus liebenswürdig daherkommen würden, aber die kalten Figuren des Romans bekommen in ihren filmischen Versionen durch Nykvist und Rapace enorm viel Leben eingehaucht.

Vor allem Noomi Rapace hat sich durch Verblendung einen Namen über die skandinavischen Landen hinaus gemacht, so dass sie recht schnell nach Hollywood übersiedeln konnte. Hier liefert sie im Gothik-Look mit introvertiertem Auftreten die Blaupause für Mr. Robot-Darsteller Rami Malek, während Nyqvist seinen “Kalle” Blomqvvist als idealistischen und charmanten Reporter spielt, während er in Hollywood-Filmen ein Patent auf die Rolle des Bösewichts hat (u. a. auch in Mission: Impossible – Phantom Protokoll).

Mit einer solch dichten Story und zwei Darstellern, die sich ihre Charaktere einverleiben, hat man auch als Zuschauer über zweieinhalb Stunden keine Probleme damit, sich in diese Kälte und Brutalität des Schweden-Thrillers mit hineinziehen zu lassen.


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