Ist dabei sein nichts? Gedanken um den olympischen Gedanken

Britta Steffen hat Recht. Warum soll man Deutschlands letzte unerfüllte Medaillenhoffnung im olympischen Schwimmwettbewerb dafür kritisieren, dass sie sich mit anderen freut? Falls sie es wirklich tut. Die im Finale schnell und mit einer tollen Schwimmtechnik durch den Olympiapool pflügen, verdienen jede Anerkennung. Deutsche waren diesmal eben nur dabei. Na und, ist das nicht genau das Motto? Abgesehen davon, dass Steffen das schauspielerische Talent fehlt, ihre Enttäuschung zu überspielen – ist es nicht genau der olympische Gedanke: “Dabei sein ist alles”? Wie siehst du das olympische Motto? Zählen Medaillen oder reicht es dabei zu sein? Ab wann verdient eine Leistung Respekt und ab wann gibt sie Anlass zu Diskussionen wie aktuell im Schwimmsport? Im Triathlon wird weniger gejammert. Bei den Frauen gab’s aber auch keine Top-Platzierung.

Triathlon Weltcup 2012 in Madrid mit Svenia Bazlen, Foto: Petko Beier

Knapp geschafft. Triathletin Svenja Bazlen löst im Triathlon WM-Rennen in Madrid in letzter Minute ihr Ticket für London, geht dort aber leer aus. Foto: pebe-sport.de, Petko Beier

Über die selben Fragen muss auch jeder Volkssportler nachdenken. Wenn wir für Marathon-Läufer, Triathleten und Radsportler Trainingspläne schreiben, dann wollen sie persönliche Bestzeiten verbessern oder eine Top-Platzierung in der Altersklasse erreichen. Einfach nur der Stimmung wegen fahren die wenigsten zum Berlin-Marathon oder zur Triathlon-Challenge Roth. Bei Olympia ist das nicht anders. So toll sind die Betten im olympischen Dorf auch nicht, dass es sich nur dafür lohnen würde. Würde das olympische Motto gelten, könnten Laufcomputer, Fahrradtacho und all die anderen Gerätschaften doch im Schrank bleiben. Am Wegesrand mal anhalten, ein paar Hände schütteln, Erinnerungsfotos machen… macht das jemand? Wärst du zufrieden, wenn auf deiner Finisher-Urkunde einfach nur stehen würde: “Hat teilgenommen”?  Dabei sein ist offenbar doch nicht alles.

Dabei sein und alles geben

Es ist immer eine Frage der Erwartungen. Wir schauen natürlich bei unseren Lieblingssportarten besonders genau hin. Triathlon, Marathon, Schwimmen und Radsport. Wie sieht es zum Beispiel im Triathlon aus? Haben wir realistische Medaillenhoffnungen bei den Männern, nachdem es bei den Frauen nichts wurde? Auf der Facebookseite von Triathlet Maik Petzoldsetzen einige Freunde auf Sieg. Muss das sein, fragen wir uns. Reicht es nicht, dass Maik mit 34 Jahren  noch einmal bei Olympia dabei ist? Wir freuen uns, ihn dort zu sehen, wünschen ihm “Komm gesund ins Ziel” und eine Platzierung mit der er selbst zufrieden sein kann. Bleiben wir kurz bei Maik Petzold, weil wir den Bautzener Triathleten persönlich gut kennen und wissen, dass er seine Chancen realistisch einschätzt. Überraschungen sind möglich, wenn er am Dienstag gegen die britischen Brüder Brownlee, den Spanier Gomez und weitere Stars der Triathlon Weltelite im einzig wahren olympischen Triathlon antritt. Klar. Aber er wird im Hyde-Park wahrscheinlich weder um den Sieg kämpfen (können) noch Sightseeing machen. Nach dem Spruch “Dabei sein ist alles” wird er keineswegs nur mitrollen. Auch Titelverteidiger Jan Frodeno, Triathlon Olympiasieger von Peking 2008 oder Steffen Justus werden alles geben. Wozu sonst waren Sie kurz vorher im Höhentrainingslager? Wenn sie so wie die deutschen Triathlon-Frauen keine Medaillen holen, ist das dann eine Schmach? Hat überhaupt jemand gemerkt, dass Triathletin Anne Haug beim Laufen eine großartige Aufholjagd hingelegt hat? Sie wird nach dem Radfahren gewusst haben, dass die Medaillen irgendwo da vorn in zweieinhalb Minuten Abstand vergeben werden. Aber sie hat, wie ich finde, dem olympischen Gedanken einen anderen Inhalt gegeben: “Dabei sein und alles geben”. So sehen wir auch Training und Wettkämpfe mit Volkssportlern. Natürlich fährt niemand zu einem Wettkampf um bummeln zu gehen, sondern mit einem persönlichen Ziel. Die Frage ist, ob die eigenen Ziele, das Training und die Erwartungen die man selbst an sich stellt, zusammen passen. Wer wie die deutschen Schwimmer im Training weniger gibt als die Konkurrenz, muss sich nicht wundern, wenn Erwartungen enttäuscht und Medaillen nicht erkämpft werden. Uns interessiert, wie Du darüber denkst. Wie ist dein Kommentar zum Kommentar? Links:

  • Offizielle Fotos des Triathlons der Frauen in London von der Olympia-Seite
  • Facebook-Seite von Maik Petzold
  • Pebe Sport – Fotografie und Triathlon Training, Petko Beier
  • Facebook-Seite mit Fotos von Petko Beier, Pebe-Sport
Mathias

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