Warum nicht die Schleuse öffnen, stampfend, gestopft in einen altertümlichen Raumanzug, um einen Ausflug in die Kinder- und Jugendtage zu unternehmen?
Ein Reise ins Ich. Der Atem könnte das Glas, das den Kopf umgibt, beschlagen.
Ich könnte von den Schriftstellern erzählen, mit denen ich im Bett lag und davon berichten, wie eng es war, wie seltsam es anmutete, an der Decke zerren zu müssen, sie einem Lem oder Asimov aus den feuchtnassen Fingern reißen zu wollen.
Womit anfangen, wen antreten lassen? Das Gedächtnis ist ein Kasernenhof, den man nach Gutdünken gestalten kann; alle finden sie darauf Platz, wenn ich es nur zulasse, wenn ich es nur verlange: Die Säufer und Hurenböcke, die Lügner, die Raumstationen, Viecher, mit weit aufgerissen Mäulern, aus einer urzeitlichen Welt, die nie Schritt halten konnten, mit den Entwicklungen in der Nachbargalaxie.
Asimov, mit ihm könnte ich beginnen, auch wenn, und da verzieht er bereits das Gesicht, mir andere näher standen, vor allem Heinlein und Spinrad, die, das hat seine guten Gründe, nicht unumstritten sind.
Ich mag Schriftsteller, die umstritten sind.
Asimov lehnt sich hinter seinem Metallschreibtisch zurück, in seinem Rücken eine weiße Wand, die ihm die Sicht auf die 33 Stockwerke tiefer liegenden Brunnen und spielenden Kinder, Büsche und Polizisten zu Pferde nimmt.
Der Mann, fahrig in seinen Bewegungen, hat uns Leser geschnappt und geschleift, hinein in den Mikro- und in den Makrokosmos. In seinem Kopf fühlt er sich wohl, nicht aber in der Realität.
Höhenangst hat er, fliegt nicht, dieser Reisende, der sich auf zahllosen Seiten in den Tiefen des Alls in die merkwürdigsten Abenteuer stürzte.
Schreiben, schreiben, schreiben, nichts anderes kennt er, ist ein Maschinenwesen, ein Schreibmaschinenwesen, das unaufhörlich alles notiert, in Kleinschrift werden Zahlenkolonnen, Befindlichkeitsausbrüche, wird alles, was mit dem Kosmos Asimov in Berührung kommt, zu Papier gebracht, weil er, Asimov, nur zu leben vermag, wenn er schreibt.
Die Schreibmaschine Asimov, tausendarmig, die die menschliche Geschichte übersetzt, so z.B. den Untergang des römischen Imperiums.
Eine Maschine schreibt über Maschinen, über Roboter, zahllose Geschichten; hängt aber seine Schreibmaschine, ist sie defekt, dann weiß er nicht weiter, weil er die Welt erklären und beschreiben kann, nicht aber retten oder reparieren.
Will seine Frau die zwei Arbeitszimmer betreten, dann muss sie anklopfen, denn es dauert stets ein bis zwei Sekunden, um sich in ein menschliches Wesen zu verwandeln. Halb Mensch, halb Maschine, kein Wunder, dass man hinter dem Namen Asimov ein ganzes Team von Schreiberlingen vermutet. Wie soll eine Person all das geschrieben haben, was seit Jahren den Markt überschwemmt?
Unbegreiflich.
Er ist eine Flut, ein Ozean, in dessen Strömungen sich Ungeheuerliches ereignet.
Ich müsse jetzt gehen, mahnt er, und zeigt zur Schleuse hin, zurück in die Zukunft. Sie müssen zurück in die Zukunft.
Und schon hat er mich vergessen, schon schreibt er über die Veröffentlichung seiner ersten Kurzgeschichte in Astounding.
Ich kann ihn murmeln hören, kurz bevor sich die metallene Tür lautlos hinter mir schließt: “Ich betrat am 21. Juni 1938 das Büro von John W. Campell …”
Durch ein kleines Guckloch kann ich ihn sehen, er hat den Kopf gehoben und blickt irgendwo in die unermessliche Schwärze, die er in dem Spalt zwischen zwei Schränken gefunden hat, er ist an einem ganz anderen Ort, er …
Mein Atem legt sich als Schleier auf das Glas, und ich kann ihn nicht mehr sehen. Ich schließe die Augen und stelle ihn mir vor, wie er hinter seinem Schreibtisch sitzt, diesem Ungetüm mit Schubkästen, auf denen Aufkleber angebracht sind, auf denen in Maschinenschrift steht, was man darin finden wird: Robotergesetze, Sonnenuntergänge, Überbevölkerung …
Er bemerkt mich nicht, weiß nichts von meiner Anwesenheit, unermüdlich hacken seine Finger in die Tasten der Schreibmaschine, um etwas von dem zu berichten, was in seinem Kopf aufgelaufen ist. Es muss dort raus, sonst wird der Schädel reißen. Das weiß er und tippt weiter um sein Leben.