Irreführende Kampagne deutscher Medien gegen energetische Gebäudesanierungen mit falschen Zahlen

dena-Niedrigenergiehaus Darmstadt nach Sanierung

Das Mehrfamilienhaus von 1949, das im dena-Modellvorhaben „Niedrigenergiehaus im Bestand“ hocheffizient saniert wurde, überzeugt mit 97 Prozent Energieeinsparung nach der Sanierung. Foto: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)

Während der Anstieg der Strompreise ein heiß diskutiertes Thema ist, wird der Anstieg der Heizkosten von Politik und Medien immer wieder kleingeredet. Heizkosten machen jedoch einen größeren Anteil der Energiekosten im Haushalt aus und der Anstieg war in den letzten Jahren schon deutlich und wird sich auch weiter fortsetzen. Günstigere Kosten für die Raumwärme wird man sich ohne eine Sanierung abschminken müssen.

Aber insbesondere die Medien scheinen geradezu eine Kampagne gegen energetische Gebäudemodernisierungen zu betreiben, wobei die Sanierung regelmäßig allein mit einer Dämmung der Außenfassade gleichgesetzt wird. Dass es auch andere Maßnahmen gibt, wird dabei immer wieder vernachlässigt. Anhand der scheinbar verhassten Wärmedämmverbundsysteme wird die gesamte energetische Sanierung von Gebäuden in Mißkredit gebracht.

Innerhalb von wenigen Tagen haben gleich drei große Medien sich diese Studie auf diese Art zu Nutzen gemacht, leider überwiegend ohne große Fachkenntnis. Von Spiegel Online weiß man, dass alles was nach Öko riechen könnte, schlecht gemacht wird und auch bei der Wirtschaftswoche weiß man das spätestens seit dem Auftritt von Roland Tichy bei Maybritt Illner in der vergangenen Woche, wobei dieser Artikel noch am besten recherchiert war – nur die Überschrift hätte eher zu einer Zeitung mit großen Buchstaben und vielen Bildern gepasst. Auch die Welt hat hat heute nachgezogen mit ähnlich reißerisch und schlecht recherchiertem Wortlaut. Mit Links möchte ich diese Medien nicht belohnen, das haben sie einfach nicht verdient, daher spare ich mir die Verlinkung.

Problemfall Wärmedämmung

Dass es Probleme gibt bei der Wärmedämmung von Fassaden, kann man nicht leugnen. Aber den vorbeugenden Brandschutz oder das Algenwachstum kann man mit entsprechenden Materialien und sorgfältiger Planung in den Griff kriegen. Das ist noch lange kein Grund die gesamte Wärmedämmung von Fassaden auf diese Art und Weise zu behandeln.

Prognos-Studie zur energetischen Sanierung

In der Studie, die von der Prognos AG im Auftrag der KfW erstellt wurde, gibt es einige Kritikpunkte, die von den anderen Kritikern völlig vergessen oder nicht beachtet wurden. So hat man beispielsweise zur Vereinfachung nur in Vollsanierungen gerechnet und Teilsanierungen entsprechend aufaddiert oder umgerechnet. Nicht immer muss es eine Vollsanierung sein, besonders wenn man auf die Wirtschaftlichkeit der Sanierung Wert legt. Gerade bei Teilsanierungen kann man sich die kosteneffektivsten Maßnahmen raussuchen. Es gibt da durchaus Maßnahmen, die kaum beachtet werden, aber weitergehenden Schritten nicht im Wege stehen. Dazu gehören die Dämmung der Kellerdecke oder der obersten Geschoßdecke, aber auch die Kerndämmung von hinterlüfteten zweischaligen Außenwänden.

Die Studie hat bewusst die ohnehin anfallenden Kosten für die Erneuerung des Putzes oder den Anstrich der Fassade und dazu notwendige Gerüstarbeiten außer Acht gelassen, bzw. in die Kosten der energetischen Sanierung einbezogen. Zudem muss eine Dämmung nach 15 oder 20 Jahren nicht abgerissen werden, wie der Fassadendoc in seinem Blog anmerkt.

Auf den Wertzuwachs und gestiegenen Wohnkomfort von sanierten Gebäuden möchte ich gar nicht erst eingehen, aber dieses Ergebnis der Studie kommt einem besonders merkwürdig vor, wenn man liest, dass sie auf den Sanierungsstudien der dena beruht. Diese Studien für Ein- und Zweifamilienhäuser, bzw. für Mehrfamilienhäuser sollten zeigen, dass sich die Sanierung von Wohngebäuden lohnt. Oder jetzt doch nicht mehr?

Entwicklung der Energiepreise wird zentraler Hebel für Wirtschaftlichkeit

Wenn man sich die preisliche Entwicklung der Energieträger ansieht, die am häufigsten benötigt werden, dann konnte man in den letzten Jahren schon einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen. Von 2002 bis 2012 haben sich die Heizkosten für einen durchschnittlichen Altbau-Haushalt um ca. 1.000 Euro im Jahr erhöht. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen, man muss vielmehr mit deutlicheren Sprüngen nach oben rechnen. Die schönen Tecson-Grafiken sind da sehr anschaulich – durchschnittlich 35 Euro für 100 Liter im Jahr 2002 und heute bei knapp 90 Euro.

Und wie rechnet die Studie? Es wird zwar von einem stärker ansteigenden Energiepreispfad gesprochen, aber die angesetzte mittlere jährliche Realpreissteigerung von lediglich 1,1 % erscheint doch sehr unrealistisch. Da verwundert nicht mehr, dass Sanierungen nicht wirtschaftlich sind, wenn die Entwicklung der Energiepreise nicht realistisch eingeschätzt wird. Solch geringe Realpreissteigerungen werden die Ausnahme sein, wenn es sie überhaupt geben wird, und von sinkenden Preisen werden wir nur noch träumen können.

So kann man jede kleine positive Entwicklung bei den energetischen Gebäudesanierungen zunichte machen und die Ziele der Bundesregierung, sofern sie noch von Interesse sind, torpedieren.


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