IRRATIONAL MAN von Woody Allen mit Emma Stone & Joaquin Phoenix

Woody Allens 45. Spielfilm-Regiearbeit IRRATIONAL MAN versucht sich an zu vielen Genres und endet im Klischee-Desaster.

IRRATIONAL MAN REVIEW

Woody Allen ist vor allem ein so großer Name, weil er immer mal wieder ziemlich gute Filme gemacht hat. Dabei zehrt er am meisten von seinen beiden nahe beieinander liegenden Erfolgen DER STADTNEUROTIKER und MANHATTAN. Betrachtet man sich dementgegen Allens Frühwerk, findet man hauptsächlich Schoten, die mit ihren sexuellen Belanglosigkeiten und Slapstick-Humor eher an den heutigen Adam Sandler erinnern - dem Mann also, der regelmäßig für seine Filme mit dem Anti-Oscar, der Goldenen Himbeere ausgezeichnet wird.

Aber eines muss man sich bei Woody Allen bewusst machen. Einen guten Film bekommt man von ihm nur alle paar Jahre, während dazwischen immer eine ganze Reihe von eher mittelprächtigen Filmen ihren Weg in die Kinos finden. Womit wir bei IRRATIONAL MAN wären. Ein eher lieblos dahin geklatschtes Etwas mit einem stumpfen Drehbuch und äußerst wankelmütiger Story.

Nicht nur Story, auch die Figuren wissen nicht wohin. Mal spielen sie uns ein Drama vor, im nächsten Moment die Komödie, gefolgt vom Krimi oder einer überschmalzigen Love-Story, bei der jedes Wort einen ungewollten Lacher provoziert. Es scheint, als habe Woody Allen gleich mehrere Ideen auf eine Handlung stopfen wollen, wie er es in TO ROME WITH LOVE oder ICH SEHE DEN MANN DEINER TRÄUME noch getan hat, nur dort eben verteilt auf viele kleine Handlungsstränge innerhalb eines Films. Was bei einem episodenhaften Charakter funktioniert, zeigt sich in IRRATIONAL MAN höchst unpraktisch für eine am Stück erzählte Geschichte.

Darüber hinaus merkt man dem Film an, dass sein Regisseur und Drehbuchautor Allen schon immer eine recht freizügige Denke bezüglich dem Sexualleben hatte. Erneut, wie in fast jedem seiner Filme, steht das Fremdgehen im Mittelpunkt. Manchmal klappt's, manchmal auch nicht, verwerflich ist es niemals. Ganz im Gegenteil. Die Filme eines Woody Allen suggerieren meistens, dass es gar jeder irgendwie will und tut. In IRRATIONAL MAN wirkt das schlicht albern, weil es die Story stört, die hätte sein können. Stattdessen erleben wir Allens Neu-Muse Emma Stone, sowie Darstellerin Parker Posey - eine junge, eine etwas ältere Dame, wie sie Joaquin Phoenix naiv-verzweifelte anschmachten, belagern, umgarnen, obwohl sich beide Frauen in einer Beziehung befinden.

Phoenix spielt derweil den Philosophie-Prof, der für seine Frauengeschichten bekannt ist. Statt dieser Freude nachzugehen, entwickelt er sich nach dem Tod eines guten Freundes aber zum Lebenszweifler und Alkoholiker. Das hindert ihn nicht daran, sowohl eine Affäre mit seiner Kollegin Parker Posey einzugehen, als auch mit der Studentin Emma Stone. Beides verschafft ihm nicht den nötigen Kick, um seine Lebensfreude wieder zu finden. Das gelingt ihm erst, als er seinen etwas verdrehten Gerechtigkeitssinn entdeckt und auslebt.

Diese drei Figuren, die den Film tragen sollten, funktionieren leider allesamt ganz und gar nicht. Traurig vor allem die Rolle von Emma Stone als starke Frau, als Philosophie-Studentin, die selbstbewusst durch's Leben geht, nur um beim Anblick des Bierbauch-tragenden Dozenten in die stereotype Rolle des blonden Dummchens zu verfallen, die mit schlechten Dialogen vor sich hin schwärmt. Derweil geben Phoenix und Posey ein Dozenten-Duo, wie es vermutlich sofort von jeder Hochschule entfernt werden würde: beide spielen verzweifelt, irgendwie auch sexhungrig, bereitwillig fremdgehend und vor allem extreme Alkoholiker. So richtig gescheiterte Persönlichkeiten.

Man möchte einen Bonus gewähren, allein weil der Name Woody Allen fällt. Aber seien wir ehrlich zu uns selbst, IRRATIONAL MAN ist weder den Gang in's Kino, noch in den nächsten Technikmarkt wert. Wer den Film mal im Fernsehen zu sehen bekommt, kann ja mal versuchen, den Drang zum weiterzappen zu unterdrücken.


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