Ich habe rund 300g einen Rohstoffs erhalten, den ich mir in dieser Menge, Form und Qualität niemals im Leben hätte leisten können. Ein Iris Conrete. Von der Konsistenz erinnert es mich an einen feuchten, geklumpten Zucker (wachsartig könnte man noch sagen) von heller, gelblicher Färbung und im Angeruch - im ersten Moment - an Karottensamen. Doch da ist noch viel, viel mehr. Es riecht waldig und feucht, es duftet ganz zart blumig nach Veilchen (der Grund, warum der Rohstoff manchmal fälschlicherweise auch als Veilchenwurzelöl beschrieben wird), es riecht zugleich blumig, würzig, süß und fruchtig. Aber es erinnert mich immer und immer wieder an Kartottensamen. Was macht man nur mit so einem Rohstoff?
Doch die erste Frage war, wie man die feste Masse aus der großen Flasche herausbekommen kann. Den ersten Teil habe ich mit einem langen Messer kleingestochert, in Form kleiner Klümpchen herausgeschüttelt und den Rest am Boden der Flasche im Wasserbad kräftig erhitzt - keine Sorge, gerade solche Rohstoffe halten eine vorsichtige Erwärmung sehr gut aus - und dann, nachdem das Concrete sich verflüssigt hatte, in eine Dose umgefüllt ( es erstarrt sofort wieder). Doch die ursprüngliche Frage, was man mit so einem Rohstoff macht - der zudem derart kostbar ist -, die blieb.
Und was ist eigentlich ein Concrete? Concrètes/ konkrete Öle werden eigentlich durch eine Extraktion hergestellt. Dazu nimmt man häufig Hexan oder Petrolether, zwei niedrigsiedende Lösungsmittel. Extrahiert werden z.B. frische oder getrocknete Blüten. In unserem Falle die Wurzeln der Iris florentina. Zu der Frage, ob die Wurzel noch frisch oder im getrockneten Zustand verarbeitet wird, habe ich unterschiedliche Angaben gefunden. Vielleicht ist beides möglich? Und auch die Entstehung des Concretes ist nicht ganz eindeutig beschrieben, weil die wachsartige Substanz (siehe Foto), auch Irisbutter genannt, bereits das Ergebnis einer Wasserdampfdestillation ist/ sein kann. Jedenfalls werden nach der Lösungsmittelextraktion die Lösungsmittel anschließend wieder abdestilliert und zurück bleiben ganz wunderbare konkrete Blütenöle, welche einen hohen Gehalt an Wachsen, Harzen, Farbstoffen und Paraffinen haben. Ein Grund, warum sie sich besonders gut für Cremeparfums eigenen und wenn sie nicht so teuer und kostbar wären, dann könnte man traumhafte Seifendüfte daraus herstellen. Ein Ergebnis dieser schonenden Herstellung ist die Natürlichkeit der Concretes. Aber bitte beachten sie, daß es mir bei dem beschriebenen Rohstoff im Moment nicht möglich ist, mit Sicherheit den Unterschied zwischen Concrete und Wasserdampfdestillat zu bestimmen.
Die durch Entfleurage oder Extraktion gewonnenen natürlichen Blütenöle, Essences concrétes und absolues, (…) durch ihren hohen Wachsgehalt nicht nur in Seife sehr gut haltbar sind, sondern auch prachtvolle Fixateure abgeben, ist eine praktisch leider kaum verwertbare Tatsache. Der hohe Preis dieser Produkte macht ihre Verwendung in seifenparfums im allgemeinen unmöglich.
P. Jellinek, “Praktikum des modernen Parfumeurs”, Hüthig Verlag, Heidelberg 1960, S. 139
Entscheidend für den Duft ist der Ironegehalt des Concretes, der in aller Regel zwischen 8 & 15% liegt. Diese Iris hat 15% und natürlich weiß ich was man damit macht.
Wenn sie die Möglichkeit haben und so einen Rohstoff in die Hände bekommen, dann fertigen sie sich eine 10%ige Lösung in DPG an und anschließend nehmen sie davon einen kleinen Teil für ihr Parfumöl. Iris paßt immer und sie macht alle Düfte cremig und pudrig und wenn sie den Duft etwas strecken möchten, dann können sie dies sogar mit etwas Karottensamen tun - das macht man in der Parfumerie auch so. Sie können die Iris aber auch direkt in Ethanol geben, wenn sie nicht mit DPG als Lösungsmittel arbeiten möchten.
Ich habe zwei verschiedene CAS-Nummern gefunden.
90045-89-9
8002-73-1
Botanischer Ausflug - eine aktuelle Empfehlung
Zur Zeit blühen wieder die Adonisröschen (Familie Hahnenfußgewächse/ Ranunculaceae) an den Oderhängen bei Lebus und das weithin leuchtende Gelb der kleinen Blüten sollten sie sich unbedingt anschauen.