Irgendwie ist hier alles ein wenig anders. Nicht vollkommen anders, wir sind ja noch immer in der Schweiz, aber immerhin so, dass es einem auffällt.
Die Dame am Empfang im Museum, die einem keine bösen Blicke zuwirft, wenn man mit dem Kinderwagen reinkommt und die am Ende jedem Kind einen – politisch noch immer vollkommen inkorrekten – Mohrenkopf schenkt.
Der Aufkleber am Lift, mit dem jeder dazu aufgefordert wird, Gehbehinderten, Senioren und Kinderwagenpassagieren den Vortritt zu lassen.
Das Haus mit der frech karierten Fassade, nicht neu, sondern ganz offensichtlich uralt. Und nicht weit davon entfernt das neue Haus, das in Loewenzahngelb erstrahlt.
Der Busfahrer, der einen nicht anschnauzt, sondern freundlich darauf hinweist, dass man mit dem Kinderwagen hinten einsteigen darf. Alleine schon dass man darf und nicht muss….
Der Mann, der „Meinem“ auf offener Strasse zu seinen fünf Kindern gratuliert.
Die Verkäuferin bei H & M, die sich dafür entschuldigt, dass sie nicht sofort gemerkt hat, dass die Kinder kein französisch sprechen. Offen gestanden habe ich zum ersten Mal erlebt, dass man bei H & M überhaupt mit einem Kunden redet.
Viele kleine Dinge, die einen spüren lassen, dass Schweiz nicht gleich Schweiz ist. Und währenddem ich mich noch frage, ob wir uns dies alles bloss einbilden, oder ob hier tatsächlich alles ein wenig freundlicher, ein wenig menschlicher ist, erscheint vor meinem inneren Auge die Schweizerkarte, die jeweils an Abstimmungssonntagen am Fernsehen gezeigt wird. Die Karte, die zeigt, dass man in der französischen Schweiz meist ganz anders abstimmt als in der Deutschschweiz. Die Karte, die „Meinen“ und mich jeweils mit leiser Sehnsucht auf die andere Seite des Röstigrabens blicken lassen, weil dort offenbar ganz viele Gleichgesinnte leben.
Vielleicht sind die Menschen hier gar nicht so viel freundlicher, vielleicht ticken wir einfach ähnlich wie sie.