Iran - "Ihr müsst nicht erst gute Menschen werden"

Iran - "Ihr müsst nicht erst gute Menschen werden"

04.11.2012Politik & Gesellschaft erstellt von Helmut N. Gabel, mehriran.de

mehriran.de - Mullah Ali Reza Panahian spricht über die Strategie der Islamischen Republik Iran, ihre Ideologie zu festigen und zu verbreiten.

Iran -

Deutschland hat eine reiche Kultur und hehre Ziele. Diese Ziele kreisen um Bildung und natürlich auch um Einfluss und um Geschäfte. In der Islamischen Republik Iran kann die multireligiöse und multiethnische Bevölkerung auch auf eine reiche Kultur zurückblicken. Die derzeitigen Herrscher über den Iran haben ebenso ein starkes Interesse daran ihren Einfluss zu erweitern. Schließlich ist in der Verfassung der Islamischen Republik Iran verankert, dass die Ideologie der Herrschaft des Obersten Rechtsgelehrten (des Velayat-e-faghi) über den ganzen Globus auszubreiten ist. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten eifrige Vertreter des Regimes im Iran auf mehreren Ebenen und mit unterschiedlichen Mitteln daran[1]. Auch in Deutschland.

Eine alte Kriegslist besagt, dass man seinen Gegner samt Schwächen und Interessen sehr gut kennen muss, um die sinnvollste Strategie zu seiner Überwindung zu finden. Manche halten diese List für paranoide Fantasien ängstlicher Menschen. Ein Blick in die wechselhafte Geschichte von Belagerungen und Kriegen in Europa oder im Nahen Osten kann uns eines besseren belehren. Doch wir müssen nicht so weit zurückgreifen. Wir können jene zu Wort kommen lassen, die heute diese List mit Eifer verfolgen. Raja News ist eine der Webseiten im Iran, die als Sprachrohr für Eiferer des Systems fungiert. Hier kommen Ideologen des Regimes zu Wort, die vor allem auf Studenten und Mitglieder der paramilitärischen Bassidschi Kräfte einwirken. Mullah Ali Reza Panahian[2][3] gilt als ein solcher Eiferer. Mehrfach ist er in Erscheinung getreten, wenn es um Verfolgungen, Hetze und Ausgrenzung von Minderheiten im Iran geht. Doch gar nicht finden wir solche Interna in Europa dargestellt. Indessen gibt Panahian andere Parolen aus. Wir übersetzen einen Teil seiner Rede, die auf Raja News erschienen ist. Panahian spricht über eine Verbreitung asymetrischer Kriegsführung vor Studenten. Weiter fordert er seine Zuhörer auf in dem von ihm beschriebenen Sinne aktiv zu werden. Seine Rede beginnt mit einer bildhaften Geschichte:

Der Diener und der Dieb
"Ein Hausherr fordert seinen Diener auf, einen Dieb zu verfolgen. Der Diener rennt dem Dieb hinterher, kehrt jedoch nach einer Weile erfolglos zurück. Der Herr stellt seinen Diener ärgerlich zur Rede, wieso er den Dieb nicht gefangen habe. Der Diener gibt zu bedenken, der Dieb sei für sich selbst gerannt, während er, der Diener, im Auftrag des Hausherren zu rennen hatte." Diese Anekdote kommentiert Panahian dann so: "Ich hoffe wir gehören nicht zu jenen, die für ihre eigenen Belange schneller laufen als für Gott und die Religion." Dann benutzt er aktuelle Bezüge: "In Bahrain werden schiitische Männer und Frauen, die unsere Brüder und Schwestern sind, schlimm gefoltert. In Syrien wurden Verbrechen mit der Unterstützung der USA begangen. Schiitische Familien, die wie eure Familien sind, werden massakriert und Kinder, die euren gleichen, werden gehängt. Andererseits sehen sich die muslimischen Revolutionen den verschwörerischen Täuschungen des Westens gegenüber. Die Gedanken und Meinungen christlicher Männer und Frauen sind über viele Jahre von den Zionisten vereinnahmt und versklavt worden. Die meisten Menschen in der Welt mussten durch die Beherrschung der Medien von Seiten der Zionisten auf die Freude und die Liebe der unfehlbaren Familie des Propheten verzichten."

Jetzt verpflichtet Panahian seine Zuhörer mit moralischem Blendwerk: "Jeder betroffene iranisch-schiitische Student und Jugendlicher hat die Gelegenheit und die Pflicht seinen Teil im Krieg gegen den Tyrannen auszuüben, indem er die Unterdrückten von der Sklaverei der Folterer befreit und ihre Hände mit den Händen der unfehlbaren und großzügigen Familie des Propheten vereint."

Nützliche Werkzeuge für den Krieg

Und damit jeder weiß, wie es geht, gibt Ali Reza Panahian auch Hinweise auf die Werkzeuge: "Wenn ihr entschlossen seid, werdet ihr die nützlichen Werkzeuge für diesen Krieg anzuwenden wissen. (...)

Sollten wir in einem virtuellen Krieg mit regulären Mitteln kämpfen oder mit irregulären?

Manchmal sollten wir nicht auf akademische Lehren warten, sondern instinkthaften Trieben folgen...Geh, schlag zu und kehre sofort zurück!
In Kriegen kann man auf zweierlei Art handeln. Entweder regelkonforme, klassische Kriegsführung oder Guerilla und regelbrechende, das heißt Partisanenkriegsführung, betreiben. Das Wesen regulärer Kriegsführung besteht darin, Soldaten aufzureihen, Feuerbereitschaft herzustellen und schließlich anzugreifen. In einer irregulären Taktik werden keine Soldaten geordnet. Obwohl der Feind vorrücken mag, wirst du dir sagen, dass es unwichtig ist, du nimmst dir nicht vor 0-100 Feinde zu zerstören. Du greifst an, schlägst gewaltig zu und ziehst dich zurück.

Wie kann ein virtueller Krieg (Cyberwar) ablaufen? In einem virtuellen Krieg gibt es auch eine reguläre Taktik. An Universitäten werden bestimmte Themen angesetzt, so dass dann Professoren und Fachleute diese Themen aufgreifen, da es einen Rahmen für diese Themen gibt. Es ist ein kultureller Schachzug. Es ist kein Film, den sie drehen, sondern sie vollziehen einen Teil ihres virtuellen Krieges! Sie sind Teil der virtuellen Armee. Um einer solchen Armee zu widerstehen, müssen wir entgegen der regulären Taktik nach Guerillamanier vorgehen! Das heißt: hingehen, zuschlagen und sich sofort zurückziehen! Es ist falsch zu denken, dass unsere Taktik im virtuellen Krieg immer regulär sein sollte. Im klassischen Cyberkrieg überzeugen wir zunächst diejenigen, die nicht hinter dem Konzept der Herrschaft des Obersten Religiösen Führers stehen von der Wichtigkeit dieses Konzeptes. Zunächst überzeugen wir die Leute innerhalb des Landes, dann im Ausland. Wir führen so viele intellektuelle Diskussionen wie nötig, um das Konzept von Velayat-e-faghi als Top-Thema an den Universitäten zu etablieren. Schließlich werden Anhänger des Konzepts akademische Karrieren durchlaufen, den Beruf des Juristen ergreifen und in ihre Heimatländer zurückkehren, um die Verfassung ihres Landes zu verändern." (...) "Aber wir sollten nicht nur reguläre Taktiken anwenden! Cyberkrieg und wissenschaftliche Vorgehensweise vertragen sich nicht! Wir sollten nicht nur auf intellektuelle Dialoge vertrauen! Stattdessen sollten wir auf die Instinkte der Leute setzen!" (...) "Ihr braucht nicht argumentieren, ihr müsst auch niemanden überzeugen! Nur die Wirklichkeit ganz klar beschreiben! Zeigt den Wissenschaftlern nur eure Überzeugungen und gebt die Regeln und Prinzipien der Herrschaft des Obersten Religiösen Führers wider." (...)  "Sagt den Wissenschaftlern: 'Es interessiert uns nicht, ob ihr Christen, Juden oder Atheisten seid; in einer totalitären, demokratischen oder freien Gesellschaft lebt! Dies ist, was wir sind, was uns wichtig ist!' Versteht ihr? Ihr braucht nur so etwas zu sagen und wieder zu verschwinden. Ihr könnt sie damit zerstören, vernichten!" (...) "Ihre Herzen sind bereit. Weder müsst ihr erst gute Menschen werden, noch gute Gründe anführen. Die Welt, in der wir heute leben, ist einfach so." (...)

Dialog und Unterwanderung

Ali Reza Panahian gehört zu den Mullahs, die an das Prinzip des Obersten Führers glauben und mit allem gebotenen Eifer an der Durchsetzung und Verbreitung dieses Prinzips arbeiten.

Wer Bildung und Dialog als unverrückbare Bausteine einer friedlichen Welt betrachtet, die individuelle Entwicklungen ermöglicht, darf und soll durch Dialog mit anderen Kulturen und Weltanschauungen im Austausch bleiben. Zum Dialog gehört eine Gesinnung des Respekts füreinander. Wer Dialog als taktisches Mittel missbraucht, disqualifiziert sich selbst. Panahian ist kein Einzelfall. Die Islamische Republik Iran repräsentiert ein System, das auf Zwangsherrschaft aus ist. Da mag der einzelne Akademiker aus dem Iran noch so sehr beste Absichten betonen und die Grausamkeiten des Regimes relativieren, am Ende arbeitet er dem System zu.

Wenn Deutschland seine Ziele Ernst nimmt, sollten seine Verantwortlichen ihre Strategie der Kooperation mit der Islamischen Republik Iran neu greifen und auf akademischen Austausch mit der Islamischen Republik Iran verzichten.

Helmut N. Gabel, mehriran.de


[1] Neben den Auslandseinheiten der Revolutionswächter (Pasdaran, Qods), die mit militärischen, taktischen, propagandistischen und nachrichtendienstlichen Methoden arbeiten, gibt es diverse weitere Geheimdienste und akademische Institutionen, die auf dem Feld aktiv sind. Cyberwar, Zensur und Propaganda, Auslandskontakte und Auslandsaufenthalte werden sehr stark forciert.

[2] www.mehriran.de/artikel/datum///prinz-modschtaba-khamenei-sohn-des-falschen-pharaos/

[3] www.mehriran.de/artikel/datum///das-rueckgrat-der-urd-universitaet/

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