Investment-Opfer

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Estrella ist 58 Jahre alt. Heute ist sie wieder in der Bank gewesen. Schon wieder. Um das Geld zu verlangen, dass ihre Familie vor drei Jahren als Entschädigung bekommen hatte, nachdem der 32-jährige Sohn Juan Pedro nach einem Verkehrsunfall für immer gelähmt geblieben war. Als man ihr schon wieder jegliche Auszahlung verweigerte, nahm die verzweifelte Estrella nervös eine Schere aus der Tasche und stach sie sich in den Hals.

 

Um dem Leser gleich die Besorgnis zu nehmen: Nach einem Krankenhausaufenthalt konnte die Frau am Abend wieder entlassen werden. Nur das rasche Eingreifen von Polizisten der Wache gleich neben der Bank in Jaén verhinderte heute einen wesentlich tragischeren Ausgang der Geschichte. “Sie wollte nicht die ganze Summe sondern nur eine relativ kleine Summe, um ihren Sohn weiter versorgen zu können, weil sie ihren Job verloren hat”, kommentierte ein Polizeisprecher in Jaén den Ablauf.

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Estrella hat sich selbst verletzt, weil sie nicht mehr weiter wusste. Seit dem fremdverschuldeten Unfall am 14. Januar 2000 liegt der Sohn gelähmt im Bett. Die Entschädigung von 300.000 Euro hatte die Familie auf ein Festgeldkonto der Banco Santander gelegt. Wenig später gab es einen Anruf von der Bank. Es wäre doch schade, so viel Geld ungenutzt herumliegen zu lassen. Man wisse da eine tolle Investitionsmöglichkeit, die attraktive Zinsen biete. Die Familie versteht nichts von Anlagen, sie wollten nur wissen, ob das denn sicher sei. Selbstverständlich war es das, man würde den Kunden nie etwas anderes empfehlen.

Zwei Jahre später erfuhr Estrella, dass diese Investition Madoff hiess. Der Finanzskandal sorgte dafür, dass die 300.000 Euro komplett weg waren. Nichts mehr da, lo siento. “Sie haben uns 300.000 Euro geraubt und jetzt leben wir in extremer Armut”, erklärt Juan Francisco Cañas, der Vater von Juan Pedro, “mein Sohn braucht jeden Monat Medikamente für 200 Euro, die von der Krankenkasse nicht bezahlt werden und wir können es auch nicht.” Vor einem Jahr, kurz vor der Wahl, hatte er in Madrid, vor den Türen des Parlaments, schon einen Hungerstreik begonnen. Auch in der Bankfiliale in Jaén hatte er mehrere Sitzstreiks unternommen.

Zwar hat Familie Cañas die Bank verklagt, doch das Verfahren läuft noch. Die Banco Santander lehnte jeden Kommentar zu dem heutigen Vorfall ab.

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