[Interview+Buch-Bezugsquellen] Christian Ebernickel von Arvelle

In Buchblogger-Kreisen ist der hauptsächlich Mängelexemplare und Restbestände anbietende Buchversand Arvelle längst kein unbekannter Anbieter mehr. Die Bloggeraktion, mit der sich ein 25-Euro-Gutschein abstauben lässt, ist somit die perfekte Gelegenheit, dem sympathischen Chef der Firma, Christian Ebernickel, mal auf den Zahn zu fühlen.

Bibliofeles: Erzählen Sie mir etwas über Arvelle. Wie sahen die Anfänge aus? – Also seit wann gibt es die Firma, wie entstand die Idee dazu und wie wurde gestartet?
Christian Ebernickel: Die Idee für einen Buchversand entstand 2003/2004. Ich habe zu jener Zeit versucht, meine Bücher aus dem Studium zu verkaufen und habe sie auf dem Amazon Marketplace angeboten. Zu meiner Überraschung konnte ich die Bücher innerhalb weniger Tage verkaufen. Dies war für mich ein Schlüsselerlebnis und hat mich neugierig gemacht:

Christian Ebernickel, Inhaber von Arvelle

Christian Ebernickel, Inhaber von Arvelle

- Könnte man noch mehr Bücher verkaufen?
- Für welche Bücher gibt es eine Nachfrage?
– Und woher bekomme ich solche Bücher?

Was dann folgte, waren einige Monate des Ausprobierens verschiedener Arten von Büchern aus unterschiedlichsten Quellen. Zufällig stieß ich dabei auch auf Mängelexemplare, mit denen ich die besten Erfahrungen hinsichtlich der Verkäuflichkeit machte.

Ich startete zunächst im Nebenberuf und packte abends Päckchen im Abstellraum meiner Wohnung, die ich am folgenden Morgen noch vor der Arbeit zur Post brachte. Das Geschäft lief so gut an, dass ich mir nach einem Vierteljahr überlegen musste, wie es weitergehen sollte. Denn das Volumen war mittlerweile so stark angewachsen, dass die wenige Zeit, die mir abends blieb, nicht mehr ausreichte.

Ich ließ mich auf das Abenteuer ein und kündigte meinen Job, um einen Buchversand aufzubauen. Das war für mich eine ungeheuer spannende und auch schöne Zeit, weil ich buchstäblich von Null starten musste. Ich empfand es als enorm motivierend, Stück für Stück ein Geschäft aufzubauen, bei dem man Kunden mit günstigen und schönen Büchern zufrieden und im besten Falle glücklich machen kann.

B: Was hat sich seit den Anfängen verändert und was ist für die Zukunft geplant?
C. E.: Arvelle ist seit dem Start vor rund 10 Jahren gewachsen. Wir sind zwar noch immer ein kleiner Buchversender, dennoch macht es einen Unterschied, ob man im heimischen Abstellraum auf 8 qm (kein Scherz!) arbeitet oder ob man eine Halle voller Bücher bewirtschaften muss.

Während wir in der frühen Anfangszeit viele Bücher über Marktplätze (wie z.B. ebay) verkauft haben, spielt heute unser eigener Online-Shop eindeutig die führende Rolle unter den verschiedenen Verkaufskanälen.

Sehnsüchtiges Warten auf neue Besitzer

Sehnsüchtiges Warten auf neue Besitzer

Eine größere Umstellung bedeutete im Frühjahr 2013 die Erweiterung unseres Sortiments in den Bereich der Neubücher hinein. Ich habe lange überlegt, ob wir das wirklich machen sollen. Wir hatten einerseits viele Anfragen von Kunden, die sich wünschten, neben Mängelexemplaren auch gleich Neuerscheinungen bei uns mitbestellen zu können. Andererseits befürchtete ich eine Verwässerung unseres Profils und die Gefahr, dass unsere Schnäppchen zwischen lauter Neubüchern untergehen. Wir haben es dann dennoch gemacht und ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Sichtbarkeit der Schnäppchen gewährleistet ist. Wir zeigen im Shop bevorzugt die Mängelexemplare und Restauflagen an und kennzeichnen die Neuware deutlich. Ich glaube, dass wir damit einen gangbaren Weg gefunden haben, um den Bedürfnissen der reinen Schnäppchenjäger wie auch den Kunden, die Neubücher als Ergänzung haben möchten, gerecht zu werden.

B: Spielen Bücher in Ihrem Leben auch eine so große Rolle, wie im Leben der meisten Kunden – mal vom geschäftlichen Aspekt abgesehen?
C. E.: Ja, absolut. Ich habe schon als Jugendlicher viel gelesen und eine Weile mit dem Gedanken gespielt, später einmal im Lektorat eines Verlages zu arbeiten. Es kam dann zunächst anders, doch über einen kleinen Umweg bin ich ja wieder bei den Büchern gelandet.

Grundsätzlich reizt mich an Büchern ihre enorme Vielfalt an Gedanken und Sichtweisen. Deshalb empfinde ich das Lesen auch als ungemein bereichernd und Glück spendend. Privat lese ich sehr viel und versuche Autoren und Werke zu entdecken, die in Vergessenheit geraten sind. Dahinter steckt ein Vorgang, der mich fasziniert: Wie kommt es dazu, dass tolle Bücher einfach nicht mehr aufgelegt, ihre Autoren vergessen werden und damit scheinbar aus dem Blick der Menschen verschwinden?

B: Was lesen Sie derzeit und wie finden Sie es?
C. E.: Ich lese zurzeit Erzählungen von William Trevor. Ich mag an Erzählungen im Allgemeinen, dass ihre Kürze den Autor dazu zwingt, eine Situation mit wenigen Worten so klar zu umreißen, dass man als Leser sich schnell in die Grundproblematik einfühlen kann. Im Gegensatz zu einem Roman duldet eine Erzählung viel weniger „Geschwafel“. Der Autor benötigt ein ausgeprägtes Gespür für die passenden Worte, sonst entgleitet ihm ganz schnell der Stoff.

Die Erzählungen William Trevors gefallen mir sehr gut, denn Trevor siedelt seine Erzählungen nicht nur in den unterschiedlichsten Milieus an, sondern es gelingt ihm auch, den auftretenden Personen die passende Sprache und Haltung zu verleihen, die sie so glaubwürdig machen. Ganz toll, ein Lesevergnügen!

B: Würde man nicht oft am liebsten das ganze Lager mit nach Hause nehmen?

C.E.: Nicht alle, aber viele :) Natürlich ist die Verlockung die ganze Zeit dabei, insbesondere, wenn neue Lieferungen ausgepackt werden.

B: Ein besonderer Buchtipp für die Bibliofeles-Leser?
C. E.: Nur ein Tipp? Das ist nicht leicht, mir fallen gerade drei Bücher ein, die mir gut gefallen haben:

– „Ich – Arturo Bandini“ von John Fante. Ein junger Schriftsteller versucht, im Los Angeles der 30er Jahre Fuß zu fassen. John Fante war eines von Charles Bukowskis Vorbildern und wird aktuell nicht auf Deutsch verlegt. Sehr schade!

- „Am Rand der Welt“ von Raymond Kennedy. Eine der eindrucksvollsten Novellen, die ich je gelesen habe. Für mich ein Geheimtipp unter den zeitgenössischen amerikanischen Autoren.

- „Die Geschichte des Gil Blas von Santillana“ von Alain René Lesage. Ein wilder und bunter Schelmenroman voller Abenteuer, witziger Begebenheiten und Lebensweisheiten. Das Buch ist zwar schon vor 300 Jahren erschienen, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Der Gil Blas macht viel Spaß.

B: Ein Schnäppchentipp?
C. E.: Bei unseren Aktionspaketen wird es in dieser Woche noch einige sehr nette Neuheiten geben. Außerdem packen wir gerade Bücher von PAN aus, darunter auch den eigentlich vergriffenen dritten Band der Alterra-Trilogie als gebundene Ausgabe.

Das Arvelle-Lager

Das Arvelle-Lager

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für das interessante Interview und auch für die zur Verfügung gestellten Bilder bedanken :).
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Wie sehen eure Erfahrungen mit Arvelle aus? Ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher immer nur gestöbert habe… Für den Gutschein habe ich mir aber schon einige tolle Sachen ins Auge gefasst und freue mich schon darauf :).


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