Interview mit Sebastian Brück


Interview mit Sebastian Brück
SebastianBrück über sich selberIchlebe in Düsseldorf und bin freier Autor, der sowohl journalistisch,als auch literarisch schreibt. Außerdem habe ich schon einige Bücherals Ghostwriter oder Co-Autor herausgebracht.
Dieersten literarischen Versuche habe ich mit ca. 25 Jahren gestartet,also durchaus später als viele andere, die sehr früh anfangendamit... Wahrscheinlich habe ich gezögert, weil man beiliterarischen Texten automatisch einen Teil von sich selbstpreisgibt, selbst wenn sie nicht autobiographisch sind. DieseVorstellung war mir mit Anfang zwanzig noch unangenehm. Die erstenTexte waren eher Fingerübungen. Kurzgeschichten oder begonneneRomane, die zwar eine gute Grundidee hatten, aber trotzdem nichtfunktioniert haben. Weil die Texte einfach schlecht waren am Anfang.Schreiben ist eben zum Teil auch ein Handwerk, das man lernen muss.

AlexandraAlsGhostwriter und Co-Auto hast du wie schon erwähnt Büchergeschrieben, welche Bücher waren das denn?
SebastianBrück
Beiden Ghostwriter-Büchern darf ich das nicht sagen, aber es geht beisolchen Projekten meist um die Lebensgeschichte(n) von mehr oderweniger bekannten Persönlichkeiten, die entweder nicht so gutschreiben können oder keine Zeit dazu haben. Ich habe aber auchBücher gemacht, wo ich als Co-Autor mit erwähnt werde. Zum Beispieleinen Ratgeber aus dem Gesundheitsbereich. Oder, ganz aktuell, dasBuch „Der Balkanizer. Ein Jugo in Deutschland“, das gemeinsam mitdem Düsseldorfer Radiomoderator und Musiker Danko Rabrenovicentstanden ist in Kürze in erweiterter Neu-Auflage sowie als Hörbuchbei Tag&Nacht bzw. Random House Audio erscheint.

AlexandraWashat dich denn dazu bewogen es jetzt doch noch mal zu versuchen undselber ein Buch zu schreiben, anstatt es für andere zu tun?
SebastianBrückDieIdee trage ich ständig im Hinterkopf, aber bisher war die Zeiteinfach nicht da, einen Roman wirklich zu Ende zu schreiben.Mittlerweile sind die Texte jedenfalls viel besser als am Anfang ;)Und ich hatte auch noch einige Kurzgeschichten vorliegen, die schonfertig waren. Eine, "Sofia auf dem Sand" ist aus Anlasseines Schreibwettbewerbs der Tageszeitung „taz“ entstanden undschon in der dazugehörigen Anthologie "Strandgeschichten"auf Papier erschienen. Eine andere ("Suchen unter Buchen")beim Netzmagazin Zuender unter dem Dach von Zeit Online. Ich habediese beiden und noch zwei andere Storys vor einigen Jahren zweiVerlagen angeboten. Mit positiver Resonanz - und gleichzeitig mitder Ansage: Melden Sie sich, wenn Sie einen Roman vorliegen haben!Danach hatte ich keine Lust und Zeit mehr für einenManuskript-Verschicken-Marathon. Den Roman werde ich noch schreiben,aber als die Möglichkeit kam, über kdp bei Amazon unkomplizierteBooks zu veröffentlichen, und ich gemerkte habe, dass da aucheinige professionelle Autoren mitmischen, habe ich spontanentschieden:
Dasmache ich auch!
Warumsollte ich die Kurzgeschichten auf der Festplatte alt werden lassen?Sie würden in Papierform frühestens nach einer erfolgreichenRoman-VÖ als Teil eines Erzählbandes auf den Markt kommen. Wobeiein eBook natürlich auch eine Art Experiment ist... Schließlich istder Markt dafür bei uns noch sehr klein. Während zum Beispiel inden USA fast jeder Fünfte einen eBook-Reader hat.

AlexandraWiedu schon gesagt hast ist der Erzählband als eBook neu auf amazon.deerhältlich. Es enthält 4 Kurzgeschichten und ist 42 Normseitendünn. Was erhoffst du dir selbst von diesem Experiment?
SebastianBrückIchfreue mich über jeden Leser - ob das nun 100 sind oder 1000, ist imEndeffekt egal... Wobei mir 1000 natürlich lieber wären ;) Fürmich ist das auch insofern spannend, als dass ich intensiv verfolge,wie sich der eBook-Markt entwickelt. Kann man als durchschnittlichvernetzter Autor überhaupt Aufmerksamkeit für so ein Projektbekommen? Werden allgemein immer mehr Leute eBooks kaufen? Ab wannwird auch die "seriöse Presse" eBooks ernst nehmen undrezensieren? Wann schreiben Spiegel, Stern und Focus auf ihrenTitelseiten über die „Digitale Buch-Revolution“? SpannendeFragen...

AlexandraWiestehst du selber zum Thema eBook?
SebastianBrückIchwar da immer sehr skeptisch! Weil ich ein großer Freund des"Papierbuchs" bin und eBooks fast schon als eine Bedrohunggesehen habe.
Mittlerweiledenke ich, dass eBooks und Papierbücher Freunde werden können. Indem Sinne, dass sie sich ergänzen aber nicht gegenseitigausschließen...
Zudemmöchte ich die These aufstellen, dass eBooks gerade der kurzenErzählform zu neuem Aufschwung verhelfen könnten. Bei denPapierverlagen werden Kurzgeschichten ja eher stiefmütterlichbehandelt. Klar, es gibt zwischendurch mal Bestseller wie „Sommerhausspäter“ von Judith Hermann oder die Bücher von Ferdinand vonSchirach. Aber das sind Ausnahmen. Ichhöre jedenfalls immer wieder, dass Kindle-Nutzer besonders gernekurze Geschichten lesen. Weil das auf dem Reader einfach praktischerist als ein 800-Seiten-Wälzer. Bei dicken Büchern und langenGeschichten haben Papierbücher nämlich immer noch den Vorteil, dassman viel schneller zurück- und hin- und her blättern kann. Beikürzeren Texten ist das auch auf einem eBook-Reader kein Problem. Esgibt Leser, die sich meine Geschichten mit Hilfe der kindle-App aufdem iPhone in der Straßenbahn zu Gemüte geführt haben. Mit einemlangen Text würde das nicht so einfach funktionieren...
Ganzabgesehen davon: Stell dir vor, ein Bestseller-Autor haut zwischenzwei großen Romanen einfach mal zwei kurze Geschichten als eBookraus! Also fast wie früher eine Musik-Single, mit A- und B-Seite ;)
Dassind ganz neue Möglichkeiten, und ich bin absolut sicher, dass sieunser Leseverhalten viel stärker verändern werden, als wir uns dasjetzt vorstellen können.

AlexandraKannich verstehen, bis vor kurzem war ich ja auch jemand von denen, diesagten: "Nie eBooks, das kommt mir nicht ins Haus". Dochinzwischen denke ich da anders. Aber wie du sagst, gibt esverschiedene Möglichkeiten, wie man dieses neue Medium verwendenkann. Und schließlich gibt es auch immer mehr Autoren, die gleichmit eBooks einsteigen. Also kann man dein "Experiment" auchals eine Art Aussöhnung verstehen?
SebastianBrück
Durchaus.Ich habe mir im Dezember den Kindle zugelegt, lese aber parallelweiter "normale" Bücher. Und ich glaube, dass bei mir derPapieranteil noch für längere Zeit der größere bleiben wird. Dasliegt aber auch daran, dass ich die eBook-Versionen der Print-Verlagenoch unverhältnismäßig teuer finde ... Da haben kdp-Büchernatürlich preisliche Vorteile... Außerdem erscheinen ja noch langenicht alle Print-Bücher als eBook-Version. In zehn Jahren wird essicher genau andersherum sein: Da werden die meisten Bücher alseBook erscheinen, und nur die besonders erfolgreichen unter ihnenauch als Papierbuch.

AlexandraImFebruar erscheint dein Buch "Der Balkanizer", in Paperbackund als Hörbuch, warum bringst du dieses nicht auch als eBook raus?
SebastianBrückWeilich die Rechte nicht habe ;) Ich glaube aber, der Verlag plant aucheine eBook-Ausgabe...

AlexandraPreisedeine beiden Projekte mit einem Satz an...
SebastianBrückUff!Tja, so was ist spontan gar nicht so einfach. Ich versuch`s mal...
DasBuch "Der Balkanizer. Ein Jugo in Deutschland" erzählt aufsehr humorvolle Art und Weise die wahre Migrationsgeschichte desRadiomoderators und Musikers Danko Rabrenovic und ist auch fürdiejenigen interessant, die sich bisher nicht mit dem Balkan und demThema „Migration“ auseinandergesetzt haben. Einfach mal dieBalkanizer-Clips auf Youtube anschauen, dann hat man einen Eindruck!
DieStorysammlung "Sofia auf dem Sand" vereint vier schräge,schöne, lustige, melancholische und in jedem Fall unterhaltsameErzählungen, die sich leicht und schnell konsumieren lassen undtrotzdem nicht nach Fastfood schmecken.

AlexandraWirdes noch mehr von dir zu lesen geben? Ist schon was neues in Arbeit?
SebastianBrückDaich auch Geld verdienen muss, sind erst Mal noch 1-2Co-Autor-Projekte in Arbeit. Für eines habe ich gerade einen Vertragabgeschlossen. Es wird in September in einem großen Verlagerscheinen, ich darf noch nicht sagen, worum es geht. Ist aber eheraus dem Ratgeber-Bereich. Danach habe ich hoffentlich Zeit, weiter anmeinen Roman zu schreiben. Überspitzt gesagt: Wäre ich Anfangzwanzig, weiblich und hätte irgend eine schräge, talkshowträchtigeBiographie (Drogensucht, obdachlos etc.), würden die Chancen, einenPrint-Verlag zu finden, immens steigen. Will sagen: Der Buchmarktveröffentlicht selbstverständlich nicht immer die besten Bücher,sondern die, für die man am besten Aufmerksamkeit erzeugen kann, umsie zu vermarkten. Sehr gut laufen besonders Promi-Bücher für"Nichtleser", zum Beispiel Biographien von Bushido oder derKatzenberger. Vielleicht bringen eBooks ja wirklich eine„Demokratisierung“ des Buchmarkts und eröffnen neue Chancen fürambitionierte Projekte, die sonst mangels hoher Verkaufsaussichtenauf der Strecke bleiben.
Nochetwas: Ich habe ja eben einen Vergleich zum Jargon der Musikweltgezogen und von einer „Story-Single“ gesprochen. Demnach handeltes sich bei meinem Erzählband „Sofia auf dem Sand“ um eine"Story-EP". Darf ich an dieser Stell noch kurz daraufhinweisen, dass es im März je zwei der Geschichten, die ich auch aufSpanisch und Englisch habe übersetzen lassen, als "Single"zu kaufen gibt? Und zwar im spanischen sowie im britischen /amerikanischen Amazon Kindle store. Wenn du oder deine Blog-Leseralso spanisch- oder englischsprachige Freunde haben ... ;)

AlexandraÜberwas möchtest du ganz sicher mal einen Roman schreiben? Also welchesThema würdedir ganz fest am Herzen liegen?
SebastianBrückIchhabe das Thema meines ersten Romans sehr genau vor Augen, möchteaber hier nicht zu viel verraten. Ich werde einen Teil derLebensgeschichte meines Ur-Ur-Ur-Großvaters verarbeiten. Der mussteim Jahr 1808 nach der Besetzung des Rheinlandes durch Napoleonfranzösischer Soldat werden und kämpfte in Spanien mit denFranzosen gegen Engländer und Spanier. Es wird allerdings allesanderes als ein historischer Roman werden. Sondern eine Geschichte,die in der Jetztzeit spielt - in Deutschland und Spanien. Und dienoch ein anderes großes Thema aufgreift, das viele Menschen berührt,das ich aber auch noch für mich behalten möchte.

AlexandraUndworüber willst du nie schreiben? Gibt es Themen von denen du dieFinger lassen willst?
SebastianBrückIchhabe als Teenager sehr gerne Fantasy- und Horror-Romane gelesen. Vonden John Sinclair-Heftchen über Wolfgang Hohlbein bis hin zu StephenKing. So etwas könnte ich selbst nie schreiben. Einfach, weil ichmich als Schreiber nur in Geschichten wohlfühle, die näher am„echten Leben“ dran sind. Was übrigens in keiner Weise dieGenres „Horror“ und „Fantasy“ abwerten soll…

AlexandraMöchtestdu noch ein Statement los werden? Oder liegt dir eine Frage auf derZunge, die du an die Leser des Blogs stellen möchtest? Oder hast duein Anliegen, das dir wichtig ist?
SebastianBrück
Michwürde interessieren, wie du bzw. deine Blog-Leser zu kurzenErzählungen stehen: Lest ihr so etwas? Oder eher nicht? Glaubt Ihr,dass die Verlage kurze Erzählungen zu Recht als schwerer verkäuflichansehen? Oder könnte es sich eher um eine sich selbst erfüllendeProphezeiung handeln? Schließlich könnten sich Kurzgeschichten nurverkaufen, wenn sie auch veröffentlicht werden...

AlexandraGerne beantworte ich dir jetzt deine Frage... 
Ja, ich hab schon 3 Bücher mit Kurzgeschichten gelesen. 
Aber ich muss gestehen, Kurzgeschichten sind nicht so mein Fall. Warum? nun, ich liebe es wenn Geschichten lange dauern, ich liebe Bücher je dicker sie sind. Und wenn ich mich mit Kurzgeschichten einlasse bin ich meist eher enttäuscht, denn das Ende ist viel zu schnell da und ist für mich mit einem Koitus interuptus zu vergleichen. Und ja, ich denke die Verlage haben sicher recht wenn sie finden das sie schwieriger an den Mann oder Frau zu bringen sind. 
Sebastian,ich danke dir für die Zeit, die du dir genommen hast. Es hat Spaßgemacht, und hoffentlich lässt du uns mal wissen, wie es sich deineBook-Experiment entwickelt hat, und natürlich viel Erfolg mitdeinem Buch!
SebastianBrück
Werdeich machen! Vielen Dank an dich! Hat mir ebenfalls Spaß gemacht!

Interview mit Sebastian Brück
INFO ZUM BUCH 
Genre: Erzählung
Verlag: Tag & Nacht
ISBN: 978-3442830077
Seiten: 192
Preis:  Ab 12.99 €
Paperback
Hörbuch CD
Hörbuch Dowload
Interview mit Sebastian Brück
INFO ZUM BUCH 
Genre: Kurzgeschichten
Format: Kindl Edition
ASIN: B006PKFOF0Normseiten: 42
Preis:  00.89 €Download
Jetzt würde es mich und natürlich aus Sebastian freuen wenn ihr frisch fröhlich seine Frage beantworten würdet! Und wir hoffen das euch das lesen des Interview genau so Spass gemacht hat zu lesen wie für uns es zu machen. 
Liebe GrüsseAlexandra

wallpaper-1019588
Medalist – Starttermin bekannt + Trailer
wallpaper-1019588
[Buch] Unnützes Wissen über Manga und Anime
wallpaper-1019588
Du bist nicht allein: Dokico sichert sich Josei-Reihe
wallpaper-1019588
Was bedeutet Nachhaltigkeit? Einfach erklärt