Interview mit Gengahr am Frequency
Good morning, we’re here for a while / Watching I hope you don’t mind. Nein, ganz und gar nicht. Mit ihrem Debutalbum A Dream Outside hat sich das junge, britische Quartett Gengahr einen besonderen Platz im heurigen Frequency-Line Up geschaffen. Die Mischung aus psychedelischem Indiepop und Krautrock, die live, wie wir gesehen haben, genauso gut funktioniert wie im Studio, hat unsere Aufmerksamkeit mehr als verdient.
Dass der Name „Gengahr“ seltsam klingt und eigentlich auf die Bezeichnung eines Pokemons zurückgeht, wissen wir schon. Auch, dass die vier Musiker schon in Österreich gespielt haben – zuletzt als Support für niemand geringeren als alt-J (im Gasometer Wien). Nun war also das erste österreichische Festival an der Reihe: am letzten Tag spielten Gengahr ihr Set im Green Park – kurz zuvor haben wir die gelassenen jungen Herren noch getroffen, um über ihr Debutalbum, die jugendlichen Festivalbesuche und das grausige Bier am dritten Tag des Festivals gesprochen.
pressplay: Hallo ihr Lieben, erzählt einmal ganz kurz, wie habt ihr als Band zusammengefunden?
Hugh: Ich und Danny kannten uns aus der Schule, schon seit der Unterstufe. In der Oberstufe haben wir Felix kennengelernt, da waren wir elf Jaher alt. Seither haben wir eigentlich in verschiedenen Bands gespielt. Als wir dann ein paar Jahre später John getroffen haben, haben wir zusammen die Band Gengahr gegründet.
Danny: Genau. Wir haben alle in unterschiedlichen Bands gespielt, aber ca. vor drei Jahren dann dieses Projekt hier zusammen gestartet.
Hugh: Ja, wobei man sagen muss, vor drei Jahren haben wir erst einmal damit begonnen, im Proberaum zu spielen, zu jammen. Wirklich etwas vorgebracht, bzw. online gestellt haben wir dann erst vor gut einenhalb Jahren.
Festivalfrage, weil auf einem Festival backstage: Was war das größte Festival, das ihr gespielt habt – als Band – und das ihr – als Besucher – erlebt habt?
Hugh: Das war wohl Glastonbury. Obwohl wir da heuer, auch wenn ihr jetzt erst unser Debutalbum veröffentlicht haben, schon das zweite Mal gespielt haben.
Felix: Glastonbury war sogar das allererste Festival überhaupt, bei dem wir aufgetreten sind. Das war schon ziemlich groß als erster Festivalgig!
Danny: Generell sind wir aber privat auch viel auf Konzerten unterwegs. Weil auch einfach viele unserer Freunde Musik machen. Da versucht man natürlich auch, sich gegenseitig zu unterstützen.
Felix: Letztes Jahr, als dieses ganze Band-Ding begonnen hat, haben wir das alles noch anders wahrgenommen. Da sind wir dann oft die gesamte Zeit des Festivals dageblieben, haben uns wie alle anderen auch die Bands angesehen und einfach die Atmosphäre genossen. Aber dieses Jahr hatten wir leider nicht die Zeit, uns viel länger als einen Tag jeweils auf einem der Festivals, die wir bespielt haben, aufzuhalten. Schade!
Wie alt wart ihr, als ihr das erste Mal ein Festival besucht habt?
Hugh: Ich war 14. Es war auch das Glastonbury Festival! James Brown war damals Headliner. Ja, so lange ist das her (lacht)! Ich wundere mich jetzt noch darüber, wieso meine Mutter es mir erlaubt hat, da hinzufahren. Schön, dass wir dann zehn Jahre später zurückgekehrt sind, um selbst dort zu spielen.
Felix: Ich war lustigerweise, bevor wir dort gespielt haben, noch nie auf einem Festival.
Was war denn ein wirklich guter Gig in letzter Zeit – der einer anderen Band – der euch in Erinnerung geblieben ist?
Danny: Goat waren sehr gut. Oder Girlband.
Felix: Unknown Mortal Orchestra!
Speaking of great bands… ihr habt zusammen mit alt-J getourt!
Felix: Das war absolut großartig. Wir hatten das Glück, die Jungs schon einige Zeit vor der Tour kennenzulernen und haben uns wirklich gut verstanden. Also wir sind sozusagen Freunde geblieben – es war einfach ein wahnsinnig gutes und wichtiges Erlebnis, als junge Band mit so großen Namen im Business zu touren. Wir sind ihnen sehr dankbar dafür, dass sie uns als Supportact ausgewählt haben.
Als ich mich mit ihnen unterhalten habe, wirkten sie schon ziemlich müde. Tour-müde.
Danny: Ah, das musst du ihnen nachsehen. Sie sind eben auch vor den Shows immer mit Promo eingedeckt, da wird man schnell einmal müde. Sie arbeiten auch wirklich sehr hart, ebenso, wenn sie touren.
Nein absolut, no offense, ich kann das absolut nachvollziehen. Eine Headliner-Show nach der anderen, das muss sich anhängen. Aber, eine andere Frage: Welche Musik hört ihr denn gerade privat, würde ich mir euren Ipod schnappen und die Liste durchscrollen?
Felix: Die neue Kurt Vile ist großartig.
Auf diesen Herren können sich momentan gerade ziemlich alle einigen …
Felix: Er ist ein großartiger Musiker. Generell hören wir aber wirklich ständig Musik, die ganze Zeit eigentlich. Es ist auch wichtig, dass man als Musiker den Faden nicht verliert, mitbekommt, was sich in der Szene, in der man selbst unterwegs ist, tut. Dass man einfach neue Sachen entdeckt, die einen dann selbst weiterhin inspirieren.
Manche Bands haben mir schon erklärt, dass, wenn sie gerade aufnehmen, sich nur auf ihren eigenen Sound konzentrieren können – und so auch wirklich nur wochenlang ihre Musik hören. Wie geht es euch dabei?
Hugh: Ja, man kann sich dabei schon ab und zu ertappen. Gerade, wenn man an einem neuen Demo arbeitet, ist es natürlich schwer, davon abzulassen. Man tüftelt ja immer weiter, den Kopf da ganz auszuschalten, ist schwer. Aber das ist auch ganz nützlich, wenn man das Stück dann das gefühlte 20. Mal hört, fallen einem auch Fehler auf.
Felix: Also nach Proben oder Aufnahmen höre ich gar nichts. Wirklich nichts. Einfach, um die Ohren – so komisch es klingt – zu entlasten. Einfach zu ruhen und das Geräusch der Stille genießen.
Wie sehen denn eure Pläne aus – eure eigentliche Tour startet erst, richtig?
Felix: Richtig. Wir haben jetzt zwar ein paar Festivalgigs gespielt, aber wirklich los geht es dann im Oktober, bis Dezember.
Ihr kommt auch zurück nach Wien!
Felix: Genau. Wir beginnen in UK und kommen dann im November auch nach Wien.
Arbeitet ihr parallel zur Tour auch an den nächsten Demos, oder trennt ihr den Prozess? Tour und dann zurück ins Studio?
Danny: Es ist natürlich schwierig, während der Tour noch großartig viel nebenbei zu betreiben. Man hört natürlich nie ganz auf, über neue Songs nachzudenken. Und wenn eine Idee kommt, dann kann man eh nicht beeinflussen, wann das stattfindet.
Felix: Ich schreibe eigentlich ständig Lyrics oder einzelne Sätze auf. Gerade fällt mir aber selbst auf, dass ich diese dann fast nie nutze (lacht).
Wie sieht das bei euch aus, schreiben alle vier Bandmitglieder die Texte – oder teilt ihr das auf?
Felix: Nein, die Lyrics schreibe eigentlich nur ich. Die Musik dazu entsteht eigentlich meist schon vorher im Proberaum. Wir spielen, probieren aus, bis etwas hängen bleibt. Ich nehme mir die Musik dann so quasi mit nachhause – und schreibe Texte. Bzw. natürlich auch oft umgekehrt – zuerst die Texte, dann die Melodie. Ein laufender Prozess!
Habt viel Spaß auf der Weekender Stage gleich im Anschluss. Merci beaucoup!
Autor
Lisa SchneiderAufgabenbereich selbst definiert als: Groupie, nichtsdestotrotz. Findet „Schrecklich amüsant aber in Zukunft ohne mich“ (David Foster Wallace) immer wieder treffend.
&post;