Interview mit einem Entwicklungspsychologen

prof-dr-malte-mienertBei unserem Besuch im Pampers Forschungszentrum in Schwalbach hatten wir das große Glück Prof. Dr. Malte Mienert kennenzulernen. Er ist Entwicklungs- und pädagogischer Psychologe und Dekan an der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften der European New University in Kerkrade/NL. Nebenher ist er freiberuflicher Fortbilder für Pädagogen aber berät auch viele Eltern. Ausserdem ist er auch Autor und hat schon eine ganze Reihe an Büchern und Artikeln zu Themen der kindlichen Frühentwicklung publziert. In unserem Interview befragten wir Prof. Mienert zu Themen wie Bewegung, Entwicklung, Kitakonzepten und freiem Spielen.

Wie wichtig ist Bewegung für die körperliche und geistige Entwicklung und warum?
Durch Bewegung lernen die Babys alles, was sie über sich selbst und ihre Umwelt lernen müssen. Dabei sind Bewegung, körperliche und geistige Entwicklung bei den Babys kaum von einander zu trennen. Bei Bewegung denken viele Menschen direkt nur an das Krabbeln oder Laufen aber bei einem Baby geht es bei Bewegung um das Hantieren mit Spielzuegen, den Kontakt mit anderen Menschen und das Erfahren und Kennenlernen des eigenen Körpers. Deshalb ist es wichtig den Bewegungsdrang des Kindes nicht einzuschränken und ihm viele Bewegsungmöglichkeiten zu geben.

Prof. Mienert, Sie betonen die Bedeutung des „Freien Spielens“ für die gesunde und glückliche Entwicklung von Babys. Was genau bedeutet das und können Sie unseren Lesern ein paar Tipps und Übungen mit auf den Weg geben?
Übungen und „freies Spielen“ schließt sich aus und ist ein Widerspruch in sich. Freies Spielen kann man nicht beibringen. Freies Spielen heißt ermöglichen. Es bedeutet, dass Babys und Kleinkinder genügend Zeit und Raum bekommen und auf ihre eigene Weise spielen können, d.h. unter möglichst wenig Einflussnahmen der Eltern bzw. der Erwachsenen. Oft spielen Eltern mit Ihren Kindern mit Gedanken zu Struktur, Ordnung und Vorgaben in ihrem Hinterkopf. Lassen Sie die Kinder einfach selbst erfahren und entdecken.

Zu welchem Spielzeug raten Sie Eltern oder gibt es beim „freien Spielen“ überhaupt keine Spielsachen? Oder nur keine Plastikspielsachen und dafür viel Holz?
Plastikspielsachen schließe ich generell nicht aus. Da gibt es auch tolle Sachen, die qualitativ einwandfrei sind. Klassisches Spielzeug wie Bausteine, Puppen und Bälle sind ein tolles Spielzeug, wenn man aber einmal beobachtet mit welchen häuslichen Gegenständen sich die Kinder so beschäftigen bzw. für welche sie sich interessieren, sind es doch meist die Gegenstände mit denen sich auch die Erwachsenen beschäftigen. Wenn die Kinder noch sehr klein sind, sind oft die Alltagsgegenstände interessant. Zum Beispiel eine Zeitung mit der geraschelt werden kann, eine Knisterfolie oder spiegelnde Oberflächen. Oder dann eben das echte Telefon der Eltern und nicht das Plastiktelefon –das ist natürlich viel spannender. Wenn die Kinder dann älter werden wird sich auch sehr schnell herauskristallisieren in welche Richtung sich das Kind entwickelt. Man sollte immer aufpassen, dass man dem Kind nicht die eigenen Spielinteressen unterschmuggelt. Gerade bei technischen Spielzeugen erlebe ich oft, dass das Interesse der Eltern oft größer ist als das der Kinder selbst. Als klassisches Beispiel erwähne ich immer gerne die Eisenbahn an der der Papa oft die größere Freude hat als der Nachwuchs selbst.

Das Thema „freies Spielen“ wird ja auch von einigen Kita-Konzepten umgesetzt? Können Sie hier eine bestimmte Einrichtung empfehlen? Was halten Sie zum Beispiel von Montesori?
Es gibt in Deutschland verschiedene pädagogische Kita Konzepte von Montesori, über Walddorf oder Reggio. Alle Einrichtungen müssen sich den Bildungsplänen ihres jeweiligen Bundeslandes unterordnen. Man muss oft genau hinschauen ob wenn Montesori draufsteht auch wirklich Montesori drin steht. Maria Montesori beispielweise war eine großartige Pädagogin. Ihr berühmtes Zitat „Hilf mir es selbst zu tun“ entspricht ja genau meinem Credo – nämlich die Selbstständigkeitsentwicklung durch das freie Spielen zu fördern. Maria Montesori hatte im Gegensatz zu mir aber ganz klare Vorstellungen von Materialien. Ich finde aber Spielzeug muss nicht immer aus Holz sein wie ja schon erwähnt.

Bei der Auswahl der Einrichtung bzw. des Konzepts rate ich immer unbedingt auf sein Bauchgefühl zu hören. Klasse finde ich die Schnuppertage. Hier können Sie einmal beobachten ob sich das Kind wohl fühlt und wie Sie mit den Erziehern/Erzieheinnen „können“. Wenn man dann ein gutes Gefühl hat, dass das Kind gut aufgehoben ist – dann ist das die richtige Entscheidung. Egal ob Montesori, Walddorf, ein Waldkindergarten oder ein normaler Kindergarten. Dann entspannen nämlich Sie sich und somit automatisch auch ihr Kind. Das pädagogische Konzept ist schon wichtig aber an erstes Stelle steht die persönliche Beziehung zwischen Erziehern und Eltern – getreu dem Motto: Bindung vor Bildung.

Finden Sie, dass sich Kinder in Großstädten anders entwickeln als Kinder auf dem Land?
Kinder haben heute wenig die Möglichkeit unbeaufsichtigt zu spielen. In meinen Augen hat dies aber nichts mit Land oder Stadt zu tun. Ich denke das ist eher ein Generationsthema. In meinen Augen ist das ein wenig bedauerlich, ist aber die Realität der Zeit. Früher waren Kinder einfach mehr sich selbst überlassen und konnten ihre Eroberungen machen. Das kommt heutzutage ein wenig zu kurz – egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Die Kinder sollten mehr Freiheit haben – natürlich ohne, dass sie in Gefahr gebracht werden. Der übertriebene Sicherheitswahn, der heutzutage oft herrscht, nicht nur bei Eltern sondern auch in pädagogischen Einrichtungen macht die Kinder oft noch unsicherer. Man muss doch auch einmal hinfallen. Kinder sollte nicht in Watte gepackt werden.

Wir danken Pampers und Prof. Dr. Mienert für die spannende Einblicke und das nette Gespräch.

© Bild Prof. Dr. Mienert Pampers 


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