Interview mit der Starvisagistin Saskja Tornow

Interview mit der Starvisagistin Saskja Tornow

Saskia! Stimmt es, dass Du singst? 

Wo…(schnappt nach Luft) cool… hahahahaha, wo hast Du das denn… (lachen) 

Hahaha, ich recherchiere immer! Vor jedem Interview.  Ja. Ja, das stimmt.

Und was singst Du, singst Du Jazz? Stimmt das auch?

Ja. Ich habe in einer Schul-Bigband angefangen. Die brauchten jemanden, der singt. Und da…

Wie alt warst Du da? 

Elfte, zwölfte Klasse, also Abitur. Und dann hab ich das halt gemacht. Ich habe vorher im Gospel Chor gesungen und solche Sachen, und dann hat sich halt aus dem Abiturjahrgang so ein Jazzquintett raus kristallisiert. Und dann haben wir bei allen möglichen Veranstaltungen gespielt.

Und Du singst solo? Mhm, ja.

Und das Jazzquintett, wart Ihr Frauen, wart Ihr gemischt…?

Ne, ich war die einzige Frau, der Rest waren Männer. Aber ich bin mittlerweile nicht mehr dabei. Zwei von uns haben sich inzwischen entschieden, Berufsmusiker zu werden. Ich habe das etwa vier Jahre lang gemacht. Aber ich schaff’s zeitlich gar nicht mehr.

Was macht für Dich den Reiz oder die Faszination der Kosmetikbranche aus? Warum hast Du den Beruf ergriffen?

Ich hab mir – ehrlich gesagt habe ich ganz viel gemacht vorher. Ich mag das jetzt irgendwie g a r  n i c h t  erzählen, weil es so  g a r  nichts mit Kosmetik zu tun hat … (lachen)

Macht doch nix! Ich hab auch ganz andere Sachen gemacht vorher.

Echt wahr? Also, ich habe angefangen, Lebensmitteltechnologie zu studieren. Ich habe ‘ne Ausbildung zur Logopädin angefangen.

Wollte ich auch mal!

Echt, ja? Mich hat das irgendwie gereizt, ich fand das ganz spannend, auch wegen in Richtung Musiktherapie und so. Hab dann im Hotel eine Ausbildung gemacht als Hotelkauffrau. Und das fand ich absolut blöd. Hat mich überhaupt nicht interessiert. Dann wollte ich Musik studieren. Hab ne Aufnahmeprüfung mitgemacht. Es hat aber (lacht) nicht dafür gereicht anscheinend. Und dann hab ich so ein bisschen rumgedümpelt…(lachen) ja, weil ich halt nicht wußte, was ich machen soll!

Dabei bist Du noch so jung, irgendwie hört sich das alles so an, als ob das Jahre lang gedauert hätte.

Ja, ich hab bestimmt vier, fünf Jahre gebraucht, bis ich dann gewusst habe, was ich mache. Und da bin ich eigentlich nur durch die Mutter von meinem damaligen Freund drauf gekommen, die meinte, ob Kosmetik nicht was für mich wäre. Und da meinte ich: “Naja, ick kann ja mal gucken.” Dann habe ich eine Ausbildung zur Ganzheitskosmetikerin gemacht, wo man diesen Teil mit Heilpraktikerin noch mitmacht…

Also bist Du auch geprüfte Heilpraktikerin?

Ne. Aber man hat halt die Grundlagen der Heilpraktik da mit drin. Und… (lacht) Also ich bin überhaupt nicht der Typ, der Stunden in der Kabine sitzt, um voller Ruhe die Leute da zu entspannen, das kann ich nicht. Und dann, als ich hier angefangen habe, brauchte man gerade jemanden, der mal ne Make-up Schulung macht.

Aber Du hast erst mal im Zeitwunder gearbeitet als Kosmetikerin, oder?

Nein, nicht als Kosmetikerin, sondern ich habe vorne das ganze Organisatorische übernommen als Store Manager. Und hab dann, weil eben Bedarf war, eine Make-up Schulung übernommen und hab das wirklich für mich entdeckt. In der Kosmetikausbildung habe ich auch eine Visagistenausbildung mitgemacht, fand das schon immer recht interessant, aber da war nicht so der Anreiz geschaffen, das weiter auszubauen.

Das liegt natürlich an diesem Make-up: Der Reiz! (lachen) Das wissen wir beide! Das Schminken mit Jane Iredale macht ja einfach wahnsinnig viel Spass. 

Ja! Interview mit der Starvisagistin Saskja Tornow

Und es ist überhaupt nicht zu vergleichen mit einem anderen Make-up. Ich sage ja immer, auch wenn es hochgestochen klingt, es macht total glücklich!

Ja, macht es auch.

Dir geht es genauso, klar! Aber was würdest Du sagen, woran das liegt? Was sind die Gründe, warum Du dieses Make-up so liebst? Erzähl Du mal! Wir sind uns da ja einig…(lachen)

Ja, eben! Ich glaube, es gibt da eine ganz nette Geschichte. Das erste Produkt, das Jane Iredale auf den Markt gebracht hat, war das Amazing Base, der lose Puder. Und sie hat es deswegen Amazing Base genannt, weil sie es natürlich bei Leuten ausprobiert hat und die haben gesagt: “Wow! That’s amazing!” Und das ist es eben auch! Man kann wunderbar damit arbeiten. Andere Produkte lassen sich oft gar nicht so verarbeiten, wie man es gerne hätte. Und dann natürlich die Optik! Das ist das, was wir grundsätzlich immer sagen: Es ist… wie es aussieht! It’s the way it looks! Immer! Denn Du kannst vergleichbare Präparate auftragen, die den ersten Anschein machen, dass sie von den Inhaltsstoffen her vergleichbar sind. Und Du siehst optisch dann eben den Unterschied. Du kannst alles machen damit, egal was.

Was meinst Du damit: “Du kannst alles machen damit?”

Du kannst ein Tages Make-up damit machen, Du kannst problematische Haut damit schminken, ob das jetzt ne Rosacea- oder ne Vitiligopatientin ist. Man kann ganz junge Mädchen ganz natürlich schminken, Aknehaut, alles! Abend-Make-up, Foto-Make-up, Braut-Make-up. Bei reifer Haut die Schönheit unterstreichen. Das ist der Reiz: Dass man die Menschen… Frauen, die ja häufig so wenig Selbstbewusstsein haben, dass man ihnen helfen kann, indem man ihnen ein Make-up aufträgt…ihnen durch ihr äußeres optimiertes Erscheinungsbild (bei dem Wort “optimieren” müssen wir beide lachen, denn das hatten wir in den Tagen davor allzu oft gehört!) zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen kann, das ist einfach genial.

Und ich finde es auch immer genial, wenn man das Make-up gemacht hat und sie sich im Spiegel anschauen: Man merkt so richtig, wie sie diesen “That’s amazing!” – Effekt erleben. Wow! 

Ja, genau!

Und ganz anders gucken, einen ganz anderen Gesichtsausdruck haben, das ist so schön.

Ja! Finde ich auch! Interview mit der Starvisagistin Saskja Tornow

Das habe ich mit keinem anderen Male-up so erlebt.  Es liegt tatsächlich nicht nur an der Schminkkunst, sondern auch am Make-up. 

Jane Iredale hat eine Vision verwirklicht. Sie wollte ein Produkt schaffen, das es vorher so nicht gab, das wirklich gefehlt hat. Ein Make-up, das im höchsten Anspruch so richtig gesund für die Haut ist. Nebenbei hat es sich dann auch noch ergeben, dass es viel viel schöner aussieht als jedes andere Make-up.

Ja. Ihr Slogan ist ja: “The Skin Care Make-up.” Also die perfekte Ergänzung zur Haupflege.

Und sie entwickelt ihr Make-up immer weiter. Ich finde, in dieser Hinsicht gleicht sie Dr. Fernandez, indem die beiden immer wieder danach streben, das Allerallerbeste zu bieten und Avantgarde zu sein. Es gibt ja nichts und niemanden, der da hinterherkommt hinter diesen Leuten. Sie sind einfach mit einer solchen Hingabe und einem Streben nach Perfektion dabei! Du hast Jane Iredale persönlich kennengelernt. Und jetzt wüsste ich gerne mal, wie Du sie beschreiben würdest?

Mmmm. Ich finde, sie verkörpert optisch ganz stark ihre Herkunft aus England. Sie ist eine richtige “British Lady”. Sie ist sehr reserviert, aber unheimlich freundlich. Und ganz ganz ruhig, sehr ausgeglichen. Ich konnte mir bei unserem ersten Treffen gar nicht vorstellen, wie sie sich in dieser ganzen Filmbranche so hat behaupten können. Aber sie hat hinter diesem ruhigen Wesen so eine starke Persönlichkeit, dass das wohl gut gehen konnte. Auch mit dem Make-up jetzt, bei der Frau kann das nur erfolgreich sein!

In der Ruhe liegt die Kraft. A propos Film, viele Leser kennen Janes Geschichte ja gar nicht. Erzähl sie doch bitte mal kurz! 

Jane ging in die USA und hat dort beim Film, beim Fernsehen und beim Theater gearbeitet. Hat einen Emmy gewonnen für ihre eigene TV Produktion und sie war bei vielen Filmproduktionen mit dabei. Und hatte dadurch immer Kontakt mit Schauspielern und sie hat gesehen, dass sich die Haut der Darsteller durch das massive Schminken verschlechtert. Sie wird durch die Theaterschminke gerötet, gereizt, oft pickelig. Das war für sie der Anreiz, dass sie gesagt hat, es muss was geben, was ich auftragen kann, das zum einen die erforderliche Abdeckung bietet, aber auch hautpflegende Eigenschaften mitbringt. Und dann hat sie sich mit einer Chemikerin hingesetzt , hat ihr ein Produkt gegeben und gesagt: O.k., Du nimmst mir die Stoffe raus, die ich nicht haben will, und wir gucken, was übrig bleibt. Das war dann natürlich ziemlich wenig, denn viele Inhaltsstoffe wollen wir in den Produkten gar nicht haben. So hat sie als erste rausgefunden, welche Vorteile Mineralien auf der Haut haben. Ja, und dann hat sie ihr Unternehmen gegründet.

Jane Iredale hat ihre eigenen Visagisten, die für sie arbeiten. Diese Visagisten schulen Dich, und Du gibst wiederum dieses Wissen an Leute wie mich weiter (Lachen). Diese Make-up Artisten muss ja irgendetwas Besonderes auszeichnen, weshalb Jane sich für sie entschieden hat. Was ist an ihnen so aussergewöhnlich, dass sie für dieses Make-up und für Jane Irredale arbeiten dürfen? 

Es ist wie bei Künstlern, die Bilder malen. Die haben es halt einfach! Die gucken ein Gesicht an und sehen: Das möchte ich hervorholen, das ist schön, und dann machen sie Make-ups, bei denen Du nur noch denkst oooaaaaah, möchte ich auch können! (Lachen) Die zaubern einfach, die haben’s halt drauf!

Und es ist auch die Begeisterung, die sie alle miteinander teilen. Bei jedem, den ich kennengelernt habe, bei jeder Konferenz, auf der ich war, es pusht dich regelrecht hoch, die absolute Überzeugung und Begeisterung für diese Produkte.

Ein guter Make-up Artist ist auf jeden Fall ein Künstler! Ich selber merke, dass ich durch die Jane Iredale Ausbildung inzwischen anders schminke. Es gibt schon Unterschiede in der Art der Technik, was da vermittelt wird. Wo sind die Schwerpunkte, was unterscheidet sich nach Deiner Einschätzung von dem, wie Du vorher gearbeitet hast?

Zum einen ist es die Schichtung von Produkten. Welche Produkte kann ich über welche auftragen? Ganz klassisch ist es ja so, dass man erst die flüssigen Produkte aufträgt, also auch z.B. einen Concealer, und  dann die Puder. Bei Jane ist es so: Ich kann, wenn ich möchte erst meine komplette Foundation machen, mit dem Puder abschließen und wenn ich dann sehe, ich brauche noch ‘nen Concealer, dann gebe ich den oben drüber. Und es sieht trotzdem gut aus! Das ermöglicht es, viel dezenter zu arbeiten. Ich kann an den Stellen wenig Produkt auftragen, wo ich wenig Abdeckung brauche und an anderen wiederum mehr.

Zum anderen ist es das Gefühl, das einem die Mineralien verleihen. Die Leute haben nicht das Gefühl, dass sie so zugekleistert sind, dass sie ihr Gesicht nicht mehr bewegen können. Das ist für einen selber, wenn man arbeitet, auch wesentlich angenehmer, nicht nur für das Modell.

Die Farbpalette ist absolut überwältigend. Man steht davor und sagt, jetzt muss ich mich zusammenreissen, auch mal wieder was anderes zu probieren von diesem Riesensortiment, was uns da zur Verfügung steht, um die Bandbreite auch wirklich zu nutzen.

Ach, das geht Dir auch so?! Ich habe bestimmte Kombis, die ich gut kenne… 

Ja, natürlich! Und man weiss genau, das passt jetzt. Aber man muss sich wirklich zusammenreissen und sagen: In diesem Monat mach ich mal das, und im nächsten Monat mach ich mal das.

Erzähl doch bitte noch die nette Geschichte über Helen Mirren! (lachen) Interview mit der Starvisagistin Saskja Tornow

Also… Ich habe einen Bekannten, der kommt aus Irland und hatte hier in Berlin ‘ne Bar, einen Irish Pub. Dann hat er entschieden, diese Bar, die wirklich gut lief, zu verkaufen, und hat gesagt: Ich werde jetzt Schauspieler! Das war ein bisschen riskant, denn er kann kein Deutsch (lachen). Aber er wollte unbedingt Schauspieler werden. Er hat dann tatsächlich auch einige Nebenrollen gekriegt, aber in den meisten Filmen wurde er rausgeschnitten (lachen, aber nett!). Und dann hat er irgendwann in einem Film mit Helen Mirren eine kleine Sprechrolle bekommen. Und da habe ich gesagt: “Mit Helen Mirren! Das ist ja lustig, denn sie trägt angeblich immer unser Make-up! Kannst Du mal gucken, ob das stimmt?” Für seine Sprechrolle musste er in die Maske und ungelogen, sie hatte das ganze Full Line Display in der Maske aufgebaut! Er hat es fotografiert und mir geschickt. Das ganze Full Line Display.

Also, sie benutzt es wirklich!  Jaaaaaaa!

Was ist das Schönste an unserem Beruf?

Leute schön zu machen! Ihnen zu helfen, ihre Schönheit zu unterstreichen, ihre Vorzüge hervorzuheben oder eben, wenn Problematiken da sind, die weniger sichtbar zu machen. Vorrangig sind es ja Frauen, und wir können es schaffen, dass sie mit mehr Selbstbewusstsein durch die Welt gehen. Dass sie sich angucken und sagen können: O.k., ich bin schön!

Vielen vielen Dank für dieses Gespräch!

Zu gerne!



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