Internetzensur (21)

Hier ist wieder die Zensurmeisterin Ihres Vertrauens. Für neue Leser, falls es hier solche geben sollte: Es geht um ein Motto, welches meine Leser kreiert und gewählt haben. Ursprünglich sollte ich einen Monat lang jeden Tag zu dem Thema bloggen, aber das habe ich nicht geschafft, so dass ich kurzerhand die Regeln geändert habe (Willkür, Weltherrschaft, das passt schon alles gut zusammen): Das Ziel lautet nun, 50 Artikel hierzu in 2010 zu verfassen. Man sieht also, ich habe immerhin die Artikelanzahl erhöht.

Heute schauen wir mal wieder eine politische Seite an. Wart Ihr schon mal auf der Homepage unseres Verteidigungsministers? Nein? Dann lasst es. Ich erspare Euch den Link und auch die Bilder, aber drüber reden müssen wir leider. Nein, eigentlich nicht, aber als Zensurmutti kann ich diese Seite einfach nicht vermeiden.

Klickt man nämlich auf die Seite des Herrn von und zu Guttenberg mit den 1000 Vornamen, dann wird man zunächst von einer Slide Show mit riesigen Fotos erschlagen. Und die Bilder zeigen was? Klar. Ihn.

Warum ist er eigentlich so beliebt? Bei vielen Sympathisanten scheint der Grund einfach zu sein, dass er anders als andere Politiker wirkt. Angeblich ja so geradeheraus und direkt. Und war er nicht damals, als es um den Fall Opel ging, bereit zurückzutreten, anstatt sich wie so viele andere Politiker an ihren Schreibtisch zu ketten?

Dazu kommt ja wohl, dass er gut aussieht — das kommt nicht von mir, ich verweise auf einen älteren Artikel, der in  einem Magazin, bekannt als Wasserpistole der Demokratie, veröffentlicht wurde. Ich erinnere mich dunkel an die Behauptung, dass er seine Anzüge von der Stange kaufen würde, doch bei ihm sähen sie wie Maßanzüge aus. War übrigens nicht der einzige Jubelartikel in diesem Magazin.

Jetzt aber mal zu den tollen, monitorfüllenden, Fotos. Ich beschränke mich auf eine Beschreibung, weil ich gut zu Euch bin.

Guttenberg im Gespräch mit einem Agrarökonomen oder wie Bauern heute heißen. Erkennen kann man das daran, dass die beiden in einem Stall stehen. Bauer-sucht-Minister lächelt froh. Kalle Gutti hat einen Janker an, eben ganz der bodenständige Typ. Text:

„Politik bedeutet, ein gerüttelt Maß an Unabhängigkeit in Meinung und Handeln zu bewahren.“

Na, da haben wir ihn ja schon, den ganz anderen Politiker. Mal sehen, ob das so frisch weitergeht?

Auftritt Guttenberg in einer Tischlerei. Guttenberg im Gespräch mit zwei Männern, die augenscheinlich dort arbeiten. Einer hobelt, natürlich fallen Späne, der andere lauscht dem Minister. Ich finde den ersten Mann ziemlich unhöflich. Arbeitet einfach, anstatt zuzuhören andächtig zu lauschen. Text unter dem Bild:

„Die Interessen des Mittelstandes müssen in einer vernünftigen und vorausschauenden Politik zusammengefasst sein.“

Hm, danke für den Tipp, ich werde es mir merken. Ich bin ja eher für unvernünftige Politik, die nur von jetzt bis vorgestern schaut. Ja, da kann Unsereiner viel lernen.

Guttifrutti im Gespräch mit einer älteren Frau, die wohl ehrenamtlich tätig ist? Man kann es nur raten, zumindest der Text unter dem Foto sagt das hier:

„Die aktive Mitarbeit des Einzelnen in Vereinen und Verbänden führt zu einem besonderen Gemeinschaftsgefühl.“

Ich arbeite ja ehrenamtlich für den Chaos-Caipi-Club, das muss man auch mal erwähnen dürfen. Das führt zumindest zu einem besonderen Geschmacksgefühl, aber das hätte ich glaube ich auch ohne Club, Hauptsache, der Caipi hat die richtige Mischung.

Im Gespräch mit zwei Azubis.

„Bildung ist Lebenschance und die Grundlage für Arbeit, soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Selbstverantwortung.“

Und Urlaub, nicht zu vergessen!! Ganz wichtiger Punkt.

So geht’s aber nicht! Die Haare sitzen nicht richtig, eine Strähne steht ganz leicht ab. War das Gel alle? Hat Herr Nonnenmacher den Markt leergekauft? Oder der Berlusconi, weil ihn jemand veräppelt und erzählt hat, dass man von Gel einen längeren Dödel bekäme? Aber wer würde so etwas tun?

„Ich will auch unbequemen Fragen nicht aus dem Weg gehen, denn nur dann behält man das Gespür dafür, was für die Menschen wichtig ist.“

Hey, Gutti-Schnutti, mir ist die Gelfrage echt wichtig. Was soll denn Loddar Matthäus anstellen, wenn es zu einer weltweiten Gel-Knappheit kommt? Nicht ausweichen, bitte!

In seinem Büro, ernsthaft ein Papier studierend. Oder zumindest lesend. Die Hose sieht nicht gut geb*gelt aus, ich kenne mich da aus. Hm, hm, sehr schlampig. Reißt er das mit einem coolen Spruch raus?

„Richtschnur meines Handelns war und ist Prinzipienfestigkeit und Grundsatztreue.“

Da fühle ich mich gut aufgehoben, prinzipientreu sichern wir unsere wirtschaftlichen Interessen zur Not mit Waffengewalt, das freut auch unsere Soldaten. Gut, dass er nichts von „Grundgesetztreue“ geschrieben hat.

Oh, was zur Hölle… Endlich Bild mit seiner Frau! Der stand ich ja lange Zeit neutral gegenüber, hauptsächlich, weil ich kaum etwas über sie wusste. Und gegen Kindesmissbrauch zu kämpfen ist per se erst mal ein wichtiges Anliegen. Aber nachdem sie in dem Schmuddelsender RTL II die „Tatort Internet“-Sendung unterstützt hat, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Kurze Zeit vorher noch über zunehmende Sexualisierung und Pornographie, z. B. in Musikvideos, wettern, um dann mit einem Sender zusammenzuarbeiten, der Problemfelder wie „Hüllenlos — auch nackt gut aussehen“ beackert oder sich mit dem wichtigen Thema „One Night Stand“ beschäftigt. Gut, dass das alles mit Sex nichts zu tun hat. Ihre Zusammenarbeit mit RTL II begründet sie damit, auch die Menschen, die diesen Sender gucken, mit ihrem wichtigen Anliegen erreichen zu wollen. Ich glaube eher, dass sich die anderen Sender für diesen Mist nicht hergeben wollten… Gut war auch der Vorabdruck ihres Buches in der „Bild“-Zeitung, die ja nun mit Sex und Porno gar nichts im Sinn hat. Gelobt sei die Konsequenz bzw. Prinzipienfestigkeit und Grundsatztreue, das hat sie ja wohl von ihrem Männe gelernt. Ach ja, der Text unter dem Bild dieses wundervollen Ehepaares lautet übrigens:

„Die gemeinsamen Momente mit meiner Frau und meinen Töchtern erleben wir mit besonderer Dankbarkeit.“

Wir auch. Solange er mit seiner Frau zusammen ist, lässt er uns in Ruhe.

Mit Handy im Auto. Wichtig.

„Politik als Dienstleistung zu begreifen stellt für mich ein Grundverständnis da.“

Sehr „anders“. 10 Millionen ins Phrasenschwein.

Noch mal im Janker und mit Blumen (für seine Frau? Wollen wir hoffen!).

„Verantwortung bedeutet vor allem Verpflichtung, Vertrauen und Gewissen.“

Ach so. Ja, sehr beeindruckend. Die Blümlein sind ganz bestimmt für Stephanie. So ganz anders als der Seehofer.

Im Bild: Eine Oma, eine Mutter, ein Kind und ein strahlender Gutti. Gutti muss einen Brüllwitz erzählt haben, so wie die beiden Frauen lachen.

„Kinder haben ein Recht auf den Schutz durch die Gemeinschaft. Jedes Kind muss entsprechend seiner Begabung gefördert werden.“

Ach so, darüber haben die sich kaputtgelacht. Kann ich verstehen. Denn es gilt ja: Nur, wenn die Herkunft stimmt. Proletarierkinder haben eh keine Begabungen. Frag nach bei Sarraze, der erklärt auch das mit den Genen.

Ich kann nicht mehr. Da sind noch mehr Bilder. Alles ist voller Guttenberg. Und die Website scheint sogar Inhalt zu haben, aber wie gesagt, ich schmeiß das Handtuch… Die Zensur besteht darin, alle Fotos durch Bilder mit Rahm Emanuel und entsprechenden Zitaten zu ersetzen. Wie Ihr alle wisst, benutzt Rahm gern mal ein bestimmtes Four-Letter-Word, beginnend mit F, damit dürfte dann auch bald die Seite von Gutti-Frutti für die schützenswerte Jugend gesperrt werden, der neue Rettet-die-Jugend-vor-den-bösen-bösen-Medien-Vertrag macht es möglich. Oder fällt die Guttenberg-Webbibel etwa unter die Ausnahmen? Wundern würde es mich nicht…



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