Gerade noch musste BKA-Chef Ziercke eingestehen, dass er sein Versprechen vom Dezember, auch im laufenden Planzeitraum neue Rekordzahlen bei rechten Straftaten liefern zu können, nicht einhalten konnte. Doch der Mann ist ein Kämpfer, ein nimmermüder Warner und Aufrüttler, dem Zahlen, Statistiken und harte Fakten den Appetit auf noch mehr und immer neuen Alarm nicht verderben.
Jetzt hat sich Zierke mit der Warnung zu Wort gemeldet, dass Hacker es auf deutsche Onlinebanking-Kunden abgesehen hätten. „Wir erleben in Deutschland einen Angriff in unvorstellbarem Ausmaß“, zahlte der BKA-Präsident die aufmerksam lauschenden Medien in großen Scheinen aus. Die Drahtzieher der hinterlistigen Attacken hätten "dabei die Geheimzahlen, mit denen die Kunden ihre Überweisungen durchführen, im Visier", erfuhr das frühere Fakten-Magazin Focus Einzelheiten. Die entsprechenden Programme der Online-Verbrecher seien mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man von einem „gezielten Angriff“ auf das Onlinebanking in Deutschland spreche könne, fasste Ziercke wage zusammen,w as sich aus ermittlungstaktischen Gründen wohl nicht genauer beschreiben lässt.
"Programme" also, die "Geheimzahlen" ausspähen, mit denen "Kunden ihre Überweisungen durchführen". Gemeint sein könnten Pin-Zahlen, die Programme könnten gefälschte Bankseiten sein, aber auch etwas völlig anderes. Zuletzt hatte Deutschlands einzige Hightech-Agentur dap unter Berufung auf das Bundeskriminalamt und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik von "bislang üblichen Passnummern" schreiben lassen, bei denen auch "internetfähige Handys zunehmend gefährdet" seien.
Und wie. Um sagenhafte 64 Prozent schossen die Betrugsfälle allein im vergangenen Jahr nach oben. Auf kaum mehr als 40 Millionen deutsche Internetnutzer, von denen 25 Millionen Online-Kunden bei Banken sind, kamen so im Jahr 2009 schon 2900 gemeldete Fälle von Phishing. Dasgesamte weltweite Internet ist damit nach Ansicht des BKA kaum noch sicherer als ein Spaziergang durch Berlin, in dem zuletzt zwischen 12.000 und 18.000 Fälle von Taschendiebstahl gezählt wurden.
Unter Aufsicht des Blogampelamtes in Warin plant die Bundesregierung jetzt ein Projekt zum "Betreuten Surfen", mit dem vor allem Ältere, Jüngere, Menschen aus dem Mittelstand, Gebildete, Ungebildete und Akademiker an die Angst im Netz herangeführt werden sollen. Bundeserziehungsministerin Ursula von der Leyen plant nach einem Bericht des "Hocus" die verpflichtende Ablage einer Internet-Prüfung (IPrüf), bei der Eigensicherung und kontaktloses Überweisen im Mittelpunkt stehen sollen. Für Besitzer eines Internetführerscheins sei die Ausgabe von Surfscheinen, die den Zugang zum Netz erlauben, dann kostenlos, bezahlt werden müsse weiterhin nur der eigene DSL-Anschluss.