Am 26. Mai gibt es im Rahmen der kuriosen Feiertage mal wieder etwas Neues aus der Kategorie körperliche Bewegung und ästhetischer Ausdruck. Denn nachdem wir am 29. April bereits den Welttag des Tanzes feiern konnten, steht der 26. Mai ganz im Zeichen eines eignen Tanzstils, dem Lindy Hop, der als die ursprünglich Variante des Swing gilt, während der späten 1920er Jahre in den USA erfunden wurde mit dem heutigen Internationalen Lindy Hop Tag (engl. World Lindy Hop Day) gefeiert wird.
Eine kurze Geschichte des Vorläufers des Swing
Auch wenn mal wieder nicht ganz klar ist, wer diesen kuriosen Feiertag erfunden hat, seit wann er begangen wird und warum die Wahl des Datums ausgerechnet auf den heutigen 26. Mai gefallen ist, gibt es doch ein paar als gesichert geltende Fakten rund um den Lindy Hop. Deshalb erspare ich mir an dieser Stelle auch wilde Spekulationen und eröffne die kleine Geschichtsstunde in Sachen modernem Tanz mit einer definitorischen Annäherung: Der Lindy Hop gilt als Gesellschaftstanz, der in erster Linie zu zweit getanzt wird, wobei ein spezifischer Schwerpunkt dieses Tanzes, der seine Wurzeln im Break-Away, Charleston und Stepptanz hat, vor allem auf dem Austausch von Bewegungsideen und der Interpretation der Musik durch möglichst harmonische Bewegungen der Tänzer liegt.
Mit der Musik ist zugleich auch ein wichtiges Stichwort im Kontext des Lindy Hop gegeben, denn bei der Entstehung des Tanzes Ende der 1920er Jahre in den großen New Yorker Ballsälen spielte vor allem der Big Band Sound der jeweiligen Hausbands eine wichtige Rolle, die den ursprünglichen Jazz zum orchestralen Swing weiterführten. Epizentrum der ursprünglichen Lindy Hop-Bewegung war der Savoy Ballroom im New Yorker Stadtteil Hameln, wo sich aus dem Schmelztiegel des durch alle Bevölkerungsschichten reichenden Spektrums verschiedener Tanzkulturen und -stile schließlich der Lindy Hop als eine Art Markenzeichen des Hauses entwickelte. Und dies mit durchschlagendem Erfolg, denn nicht dieser neue Tanz machte den Savoy Ballroom nicht nur über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, sondern brachte auch eigene Startänzer hervor.
Hier sind vor allem Frankie Manning (1914 – 2009) und seine Formation Whitey’s Lindy Hoppers zu nennen, welche den Tanz während der 1930er/40er Jahre auf die Bühnen und die Kinoleinwände der USA brachten. Der amerikanischer Tänzer, Tanzlehrer und Choreograf gilt unter Lindy Hoppern als einer der zentralen Figuren und Begründer des Stils, der zum einen Kopf der Whitey’s Lindy Hoppers war und zum anderen die ersten mit der Musik synchronisierten, in den Tanz eingestreuten Paar-Akrobatiken und Hebefiguren, die sogenannten Aerials, entwickelte. Neben Manning gilt der Dean Collins (1917 – 1984) als weitere Schlüsselfigur, auf den der sogenannte Hollywoodstyle Lindy Hop, eine an den Geschmack des weißen Hollywood-Publikums angepassten Variante des ursprünglichen Lindy Hop zurückgeht. Während der Tanz nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst fast in Vergessenheit geriet, erfreut der Lindy Hop seit den 1980er Jahren – auch in Europa – wieder zunehmender Beliebtheit.
By Eric Esquivel (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
Wie der Lindy Hop zu seinem Namen kam
Soweit also zunächst unser kleiner historischer Exkurs. Allerdings konnte bisher noch nicht geklärt werden, woher der Lindy Hop seinen Namen hat bzw. wie er zu diesem gekommen ist. Nun, so ganz eindeutig ist die Sache allerdings nicht, denn je nachdem, wen man fragt, gibt es unterschiedliche Varianten der Namensgebung. Die wohl wahrscheinlichste Variante ergibt sich durch den Bezug auf Charles Lindberghs berühmten Transatlantikflug New York – Paris aus dem Jahr 1927, der von dem New Yorker Tänzer Shorty George Snowden aufgegriffen worden sei. Laut Frankie Manning feierten am Abend von Lindberghs Landung in Paris, also dem 21. Mai 1927, New Yorks Bürgermeister und zahlreiche Journalisten die Schlagzeile des Tages: Lucky Lindy Hops the Atlantic im Savoy Ballroom. In diesem Rahmen soll Shorty George die aktuelle Schlagzeile als Antwort auf die Frage, was er denn dort mache, wie folgt aufgegriffen haben: „I’m doin’ the Hop… the Lindy Hop!“. In eine ähnliche Richtung geht eine anderen Variante der Geschichte, nach der der Lindy Hop zunächst nur unter dem Namen Hop firmierte und der Zusatz Lindy sei erst als Ehrerbietung an besagten Lindbergh-Flug von 1927 im Kontext des Savoy Ballroom hinzugefügt worden. Welche der beiden Version nun die richtige ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Falls jemand von Euch hierzu aber nähere Informationen hat, freue ich mich über Feedback.
In diesem Sinne, Euch allen einen tollen World Lindy Hop Day.
Weitere Informationen zum Internationalen Lindy Hop Tag
- Geschichte des Lindy Hop auf der Website des Kölner Tanz-Studios Hop Spot (deutsch)
- Hintergrundinfos und Videos zum Lindy Hop auf der Website des Münchener Tanz-Studios Cat’s Corner (deutsch)
- Wikipedia-Eintrag zum Lindy Hop (englisch)