Intelligenztest gegen Einwanderer? – Ein kleiner Kommentar

Wie intelligent sind eigentlich Vorstandsmitglieder der Bundesbank? Tilo Sarazin zum Beispiel wettert nicht nur gegen Lauwarm-Duscher, sondern verkündet auch, dass Deutschland im Durchschnitt gesehen durch die zunehmende Zahl der Einwanderer auf natürliche Weise immer dümmer werde. Von einer gewissen Schlagfertigkeit zeugte da die Aussage des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, der erklärte, der Bundesbankvorstand werde im Durchschnitt durch die Anwesenheit Sarazins auf völlig unnatürliche Weise dümmer.

Und wie intelligent sind unsere Politiker? Da meldet sich eine Nachtigall aus Berlin, ein CDU-Licht namens Peter Trapp – Nachtigall ik hör dir trappsen – und erklärt, man müsse endlich klare Kriterien für eine neue Einwanderungspolitik festlegen. Zum Beispiel wäre neben guter beruflicher Qualifikation auch ein Intelligenztest wünschenswert. Vermutlich möchte Herr Trapp aber nicht solchen Gestalten wie Tilo Sarazin die Zuwanderung untersagen, bei denen es kein Schaden wäre, sondern Menschen, die arm, unqualifiziert und ungebildet sind, zum Beispiel diesen ganzen politischen Flüchtlingen, oder den Familien, die ihren arbeitenden Vätern und Männern nachziehen wollen. Mit solch humanen Gründen müsse endlich schluss sein, meint die Nachtigal aus Berlin. Und sie erhält prompt Beifall, und zwar, wer hätte das gedacht, aus München. Bayern und Preußen sind sich einig. Oder wurde der Verstand des CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber schon durch Brüssel verdorben? Denn auch Ferber plädiert für den Intelligenztest gegen Einwanderer. Natürlich, so will es seine Stellung, gleich auf europäischer Ebene. Und außerdem solle man sich ein Beispiel an Kanada nehmen, sagt der bayerische Provinzeuropäer. Dort habe das mit dem Intelligenztest nämlich geklappt, und es würden dort nur Personen ins Land gelassen, deren Intelligenzquotient im Durchschnitt höher sei, als der bei Einheimischen. Ich hoffe, das kanadische Bildungsniveau ist so niedrig, dass auch Trapp und Ferber eine Chance hätten. Dass diese beiden sonst zurecht völlig unbekannten Politprofis direkt vom Stammtisch durch das eigentlich nicht vorhandene Sommerloch hindurch auf die Titelseiten der Zeitungen und in die Magazinsendungen des Rundfunks purzeln konnten, zeugt wiedereinmal von der besonderen Intelligenz unserer Medien. Die bringen es fertig, auch noch jede verkappte rassistische Äußerung als politischen Vorschlag zu verkaufen, der in einer Krisenlage wie derzeit zumindest überdacht werden müsse. Die Tageszeitung “Die Welt” lädt dann auch gleich zur kostenlosen Durchführung eines Intelligenztests auf ihren Seiten ein. Der Spiegel hingegen fügt der DPA-Meldung über die beiden politischen Intelligenzbestien noch zwei interessante Sätze hinzu. Seit 2007 habe die Zahl der Einwanderer nach Deutschland stetig abgenommen, heißt es da. Und durch Zahlen belegt kann man staunend erkennen, dass die Zahl der Auswanderer aus Deutschland 2007 erstmals höher war, als die Zahl der Einwanderer. Ich denke, Sie sind intelligent genug, daraus Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.

Dies ist ein kleiner Kommentar zum Thema Intelligenz, den ich am 29. Juni 2010 auf ohrfunk.de veröffentlichte.


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