Indien steht unter Druck

Indien profitierte – wie viele andere Schwellenländer – vom Geldzufluss aus den USA. Bernankes Ankündigung, das "Quantitive Easing" schrittweise zurückfahren zu wollen, setzt jedoch auch die indische Wirtschaft unter Druck, da Anleger ihre Investments auf dem Subkontinent zurückfahren.

Nach mehreren Jahren zweistelligen Wachstums ist das Bruttoinlandprodukt (BIP) im vergangenen Fiskaljahr (bis Ende März) nur noch um vergleichsweise schwache 5% gewachsen und damit so langsam wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das Leistungsbilanzdefizit stieg auf umgerechnet 88 Milliarden US-Dollar (4,8% des BIP). Im laufenden Fiskaljahr haben ausländische institutionelle Investoren insgesamt bereits 2,9 Milliarden US-Dollar von der indischen Börse "Bombay Stock Exchange" abgezogen.

Indien steht unter Druck  Indische Rupie Wechselkurse

Hinzu kommt, dass die Indische Rupie schon einige Zeit schwächelt, und seit März schon 10% gegenüber dem US-Dollar verloren hat. Einer der Gründe dafür liegt im Kapitalabfluss, welcher durch die Aussagen des FED-Vorsitzenden Bernanke zur Drosselung der Versorgung der Geldmärkte angetrieben wurde. Angesichts dessen könnte sich das indische Leistungsbilanzdefizit in den kommenden Monaten etwas verringern, zumal die Importe teurer und die Exporte günstiger werden. Für die europäischen und die amerikanischen Exporteure wird der indische Massenmarkt dadurch jedoch ein schwieriges Umfeld.

Die indische Zentralbank ist noch nicht so weit gegangen, den Leitzins wieder zu erhöhen. Um die schwächelnde Wirtschaft zu beleben, haben die Notenbanker den Leitzins im laufenden Jahr inzwischen schon dreimal leicht gesenkt (momentan 7,25%). Erreicht hat sie damit allerdings wenig, weshalb viele Analytiker erwarten, dass die indische Zentralbank angesichts der beunruhigenden Schwäche der Rupie und der anhaltend hohen Inflation nun bei ihrer nächsten Lagebeurteilung am 30. Juli die letzten Zinssenkungen wieder teilweise rückgängig machen könnte. Damit könnte bei zu großen Zinsschritten jedoch die Investitionsbereitschaft sinken, und zu einer weiteren Schwächung der Binnenkonjunktur führen.

Um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und dem Kapitalabluss entgegenzusteuern hat der indische Finanzminister Chidambaram diese Woche neue Reformen und Liberalisierungen angekündigt. In rund einem Dutzend Sektoren sollen in den nächsten Monaten die geltenden Obergrenzen für ausländische Beteiligungen erhöht werden, so etwa beispielsweise in den den Bereichen Telekommunikation, Versicherungen, Verteidigungsindustrie und im Einzelhandelssektor. Der Telekombereich soll nach seinen Angaben gar zu 100% für ausländische Investitionen geöffnet werden (bisher 74%). Dies dürfte jedoch nur marginale Auswirkungen auf den schwer gebeutelten Sektor haben, zumal die Telekombranche im letzten Jahrzehnt einen unvergleichlichen Boom erlebt hatte, in den letzten Jahren jedoch zunehmend unter staatlicher Regulierung und hartem Preiskampf zu leiden hatte. Nun ist in diesem Bereich eine Konsolidierung zu erwarten.

Fraglich ist jedoch, ob die angekündigten Maßnahmen auch nach der Umsetzung eine nachhaltige Wirkung entfalten werden. Angesichts der oftmals sehr restriktiven gesetzlichen Vorgaben und Regelungen scheuen sich nach wie vor viele ausländische Investoren vor einem Engagement auf dem Subkontinent.


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