In Sicherheit

Beruflich befasse ich mich nahezu täglich mit Unfällen und Krankheiten im Arbeitsumfeld. Nicht nur – Prävention und Gesundheitsmanagement spielen mindestens eine ebenso große Rolle – aber ich werde immer wieder mit Themen konfrontiert, die nicht zu den besonders schönen Seiten des Lebens gehören. Dem wollen wir vorbeugen, indem wir aufklären, informieren, Tipps geben und auf Angebote hinweisen. So soll unser Magazin eine gute Präventionskultur sowie die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit fördern.

Runter vom Gas

Über den Tag verteilt flattern immer wieder neue Meldungen in mein Postfach, die eventuell Potenzial für eine Meldung haben, einen Fachartikel ergänzen oder eine Reportage unterfüttern können. Letztens wurde ich auf einen neuen Video-Clip der Kampagne „Runter vom Gas“ hingewiesen. Thema: Verkehrssicherheit. Für uns immer interessant, weil Wegeunfälle eine Vielzahl der Arbeitsunfälle ausmachen. Also schaute ich mir den Clip an. Rund 50 Sekunden, die mich komplett aus der Bahn warfen. Zu sehen ist ein kleiner Junge, auf der Rückbank in seinem Autositz schlafend. Es kommt ein Mann, der ihn behutsam aus dem Sitz hebt. Die Kamera schwenkt um zu den Vordersitzen des Autos. Hier sitzen die Eltern des Kindes, die Frontscheibe ist zerschlagen. Die Eltern allem Anschein nach tot. Dann wird deutlich, wer dieser Mann ist. Es ist eine Rettungskraft, die den Jungen aus dem Auto weg von der Unfallstelle trägt. Untermalt wird der Clip mit Musik, es wird kein Wort gesprochen. Aber zwei Zeilen werden eingeblendet: „Was gibt es Schöneres, als in Sicherheit einzuschlafen? In Sicherheit aufzuwachen.“ 

Bei mir hat der kurze Film ins Schwarze getroffen. Ich sitze mit Tränen in den Augen an meinem Schreibtisch. Wie oft fahre ich ziemlich schnell über die Autobahn. Wieso riskieren wir immer wieder unser Leben, nur um fünf Minuten schneller am Ziel zu sein? Wie schrecklich wäre es, wenn uns so etwas passieren würde.

Wir haben den Fall der Fälle geregelt. Unser Sohn hat Vormünder, die ihn sicherlich ganz toll aufnehmen würden. Aber wir sind seine Eltern. Wir wollen leben und das gesund  mit ihm. Der Fall der Fälle soll nicht eintreten und wir wollen ihn auch nicht provozieren. 

Vorbild – auch in unbeobachteten Momenten

Wir wollen Verantwortung übernehmen und glauben auch, dass wir es gut hinbekommen. Wären da nicht die kleinen Ausnahmen. Eben mal kurz mit dem Rad über eine rote Ampel, schnell über die Straße gerannt, obwohl das Auto schon angerauscht kam. Mit hohem Tempo auf der Autobahn unterwegs. Es gibt so viele dieser Situationen. Wenn unser Sohn dabei ist, halten wir uns konsequent an die Verkehrsregeln. Wir wollen ein gutes Vorbild sein. Aber was ist das für ein Vorbild, das in unbeobachteten Momenten alle Regeln über Bord wirft?

Seitdem ich den Clip gesehen habe, den ich dem Vater natürlich nicht vorenthalten habe, habe ich mir vorgenommen, vernünftiger, vorsichtiger und vorausschauender am Verkehr teilzunehmen. Tja und dann kommt der heutige Morgen dazwischen. Ein Termin in Berlin steht auf der Tagesordnung. Bedeutet für mich, früh morgens hin- und am Abend zurückzufliegen. Das mag ich überhaupt nicht. Aus vielerlei Gründen. Gehört aber rund vier mal im Jahr zu meinem Job dazu. Zu allem Überfluss waren heute morgen die Straßen schon um 4 Uhr schneeweiß. Vater und Sohn brachten mich um halb sechs zum Flughafen. Mit 60 über die Autobahn, die Straßenmarkierungen unter dem Schnee begraben. Wir sind wohlbehalten angekommen. Die Jungs zu Hause, ich im Flugzeug. Hier sitze ich nun. Warte auf das Enteisen und das Räumen der Rollbahn und frage mich mehr denn je: muss das wirklich sein?


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