In guten wie in schlechten Zeiten

In guten wie in schlechten Zeiten

Dorfleben: Jeder nimmt

Es liegt mir fern, Italien zu verherrlichen. Doch in einem Punkt beeindruckt mich das Land, und zwar: wie die Menschen mit dem Kreislauf des Lebens umgehen. In all den Jahren, in denen wir unser zweites Heimatdorf ferienhalber besucht haben, wurden wir immer wieder Zeugen von Hochzeiten, Taufen und auch von Beerdigungen. An jedem Anlass nimmt das ganze Dorf teil.

Wird geheiratet, versammeln sich alle vor der Kirche und feiern das Hochzeitspaar unter einem Regen von «confetti» – diese typisch italienischen, zuckersüssen Hochzeitsmandeln, die seit Generationen von Jung und Alt eifrig vom Boden geklaubt, gesammelt und genüsslich verspeist werden! Wird ein Kind geboren, zieren blaue oder rosarote Maschen den Hauseingang der jungen Familie, sodass jeder, der daran vorbeispaziert, sofort vom Wunder des Lebens erfährt.

Stirbt ein Mensch, so ist auch das ganze Dorf betroffen. Im Süden Italiens sterben Menschen, wenn immer möglich, zu Hause, im Kreise der Familie und der Dorfgemeinschaft. Der Pfarrer ist anwesend und verkündet die traurige Nachricht sofort mittels Totenglocke dem ganzen Dorf. Darauf werden auch die «manifesti» – diese grossen, schwarz umrandeten Plakate an Hauswänden – gedruckt und im ganzen Dorf verteilt. Innert kurzer Zeit wissen alle, dass einer von ihnen verstorben ist. Und so nimmt am nächsten Tag auch ein jeder, der es sich irgendwie einrichten kann, an der Beerdigung teil. Rund um die Kirche treten der Barista, der Metzger oder der Gemüsehändler auf die Schwelle ihrer Ladeneingänge, halten inne und zollen dem Verstorbenen Respekt. Wer kann, begleitet dann den Verstorbenen und dessen Angehörige auf dem Totenmarsch von der Kirche zum Friedhof.

Jeder nimmt an allen Lebensetappen eines jeden im Dorf teil. Die ganze Dorfgemeinschaft geht gemeinsam durch Freud und Leid. Keiner schaut weg, sondern jeder geht aufeinander zu – in guten wie in schlechten Zeiten.

immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich

Wie erlebt ihr das in eurem Umfeld, in eurer Gemeinde? Wünscht ihr euch mehr Anteilnahme? Oder wäre euch diese südländische Art zu viel? Seid ihr bereit, sowohl Freud als auch Leid mit anderen zu teilen?


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