Es ist ein bekanntes aber doch eigenartiges Phänomen, dass die Zeit immer schneller vergeht, je älter man wird. „Was, schon wieder Sommer?“ – das wird kein Kind sagen. Dazu gibt es natürlich auch zahlreiche Studien und Umfragen, welche immer wieder Nuancen zu Tage fördern: so vergeht die Zeit wieder langsamer, wenn man sehr alt ist. Oder mit 70 erinnert man sich am wenigsten an die Zeit zwischen 40 und 50. Was passiert da?
Die Fachleute sind sich über die Ursache nicht ganz einig. Die einen Forscher glauben, dass wir einen Zeitraum im Verhältnis zur schon gelebten Zeit leben – also wird ein Jahr immer kürzer (beim Fünfjährigen ist ein Jahr 20% der Lebensspanne, beim 50-jährigen nur noch 2%). Andere Experten halten sich an physiologische Modelle.
Wie wäre es mit dieser Erklärung:
Die Zeit vergeht am schnellsten,
je weniger Dinge wir zum ersten Mal erleben
Diese Hypothese ist ziemlich anerkannt. Und man kann mit ihr auch selber experimentieren. Als Kind und Jugendlicher erlebt man laufend neue Dinge: den erste Flug, das erste Jugendlager, das erste mal verliebt. Aber danach beginnt sich dann alles einfach zu wiederholen. Man guckt vielleicht auch nicht mehr so genau hin, differenziert weniger. Geschäftsreisen, Sitzungen, Bekanntschaften – immer wieder mehr vom selben. Und so vergeht dann die Zeit von Jahr zu Jahr schneller.
Mache jeden Tag irgendetwas zum ersten Mal
Für manche Leute ist schon der Gedanke daran eine Herausforderung in zweifacher Hinsicht: erstens kommt einen vielleicht gar nichts in den Sinn (kenn-ich-schon-Trance) und zweitens, wenn dann eine Idee auftaucht, hat man viele Ausreden, warum das nicht geht.
Da stellt sich dann die Frage, wie wichtig es einen nun wirklich ist, das die Zeit langsamer vergeht. Wenn man es wirklich will, dann soll man vielleicht tatsächlich mal – zum ersten Mal – eine Fischsuppe zum Frühstück essen (statt den Croissant). Man wird sich das Leben lang daran erinnern! Wenn man dann daran Spaß kriegt (nicht an der Fischsuppe, sondern an den täglichen neuen Dingen), dann sollte man diese auch dokumentieren, vielleicht jeweils fotografieren, dazu ein paar Zeilen notieren, oder sogar ein besonderes Zeitentschleunigungstagebuch führen.
Das Leben wird so wieder aufregend und die Zeit wird sich verlangsamen.
BILD: Was für Zeiten! / 45cm x 65cm / Acryl auf Aquarellpapier / 2005, Nr.05-033