Jobst und Josch – Der Supergau von Fukushima erinnert die Menschen in Deutschland daran, dass durch unsere Kernkraftwerke als auch durch deren Laufzeitverlängerung jederzeit Tod und Verstrahlung als Restrisiko auch hier wahr werden können. Auch in Europa sind nicht nur Erdbeben, sondern auch Tsunamis möglich.
Vor allem der Erdplattenbruch Islands mit dessen über 30 Vulkanen hat in der Vergangenheit bereits derartige Auswirkungen gehabt. Als sich 1783 die 27 Kilometer lange Laki-Spalte auftat, töten Nebel aus giftiger Schwefelsäure europaweit, besonders aber im 1000 Kilometer entfernten England, Tausende. Horrorwinter brachen an, die Mensch und Natur über mehr als ein halbes Jahrzehnt hinweg mit Hagel, Hurricans auf der Elbe und im Solling sowie massiven Temperaturstürzen verfolgten. Eine vulkanische Explosion an Islands Küste könnte sehr wohl einen gigantischen Tsunami erzeugen.
Die Serie von Schadensabläufen an den sechs japanischen Reaktoren wird spätestens bis zum Ende dieses Jahres eine dauerhafte Abfolge katastrophaler Folgeerscheinugnen auslösen. Von radioaktiven Emissionen sind beim Einsetzen der Südostpassate ab Mai im 2000 Kilometer entfernten Peking als auch im 1000 Kilometer entfernten Quingdao und in Vladivostok weite Wirtschaftsräume bedroht. In Bayern haben nach Tschernobyl bis heute noch Pilze und Wildschweine eine Strahlung von bis zu 500 Bequerell pro Kilogramm. Erlaubt sind 100. Die Verseuchung des Meerwassers verteilt sich über die Kuro-Shio-Drift in Nordostrichtung von Japan nach Alaska bis hin zur kalifornischen Küste. Dort und vor den Philipinen vermischt sie sich mit dem Äquatorialstrom, der bei Sumatra den indischen Ozean erreicht. Die Südwestströmung zwischen Japan und dem Festland reicht bis zum knapp 5000 Kilometer entfernten Vietnam. Thunfische, Wale und Alaska- Seelachs werden ihrer Kontamination nicht entgehen können.
Unsere Wirtschaft, wie auch unsere Regierung, werden sämtliche entstehenden Folgekosten auf unsere Bevölkerung abwälzen. Selbst die Wahlabschaltung und die Sicherheitsüberprüfung werden sie sich durch Preissteigerungen vergolden lassen. Die Devise lautet: Wer eine intakte Umwelt will, soll gefälligst dafür bezahlen. Derweil freuen Spekulante sich bereits auf Superprofite durch den Wiederaufbau und die Behebung der Folgeschäden. Auch die Grünen favorisieren mit ihrem „New Deal“ die ökokapitalistische Ausbeutung der Menschen und setzen vor allem auf „Win-Win-Situationen“ vermittels einer innovativen Ökowirtschaft. Die Ursache des rasanten Energieverbrauchs, der Japan in die Katastrophe getrieben hat, ist der Wachstumszwang der kapitalhungrigen Wirtschaft, die im Interesse riesiger Profite und im Rahmen einer mörderischen Konkurrenz immer mehr Massenkonsumgüter produziert und vermarktet. Wenn diese Praxis kein Ende findet, führt sie mit arithmetischer Präzision direkt in die Globalkatastrophe.
Bereits im Jahre 2005 hatte Gregor Gysi auf einem Parteitag der Linken erklärt: „Und den GRÜNEN muss ich auch mal sagen, die ja so prokapitalistisch sind, die ökologische Frage kriegst Du grundsätzlich niemals im Kapitalismus geklärt. Das ist der zweite Grund, weshalb er überwunden werden muss.“ Wer jedoch die Ursachen der desastreusen Fehlentwicklungen ausräumen will, der ist im Moment des Desasters, in dem nur erste Rettungsmaßnahmen angesagt sind, nicht gefragt. Dass die Linke gegen die ersten Laufzeitverlängerungen durch SPD und Grüne unter Schröder und Fischer protestiert hat, zählt heute nicht mehr. Ihr Einzug in die Landtage von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurden unter dem Eindruck Fukushimas und der daraus resultierenden panikartigen Flucht von Wählern aller Schichten zu den Grünen vereitelt. Dieser Trend wird nun von den Medien über das gesamte Wahljahr hinweg forciert und wird sogar auf die Kommunalwahlen in Hessen Einfluss haben. Die Grünen sind eine ökokapitalistische Volkspartei der gehobenen Mitte und damit sind sie voll und ganz integriert in die Spielregeln dieses perfiden Systems. Auch sie werden sämtliche Kosten zugunsten der Ausbeutung der Menschen auf unsere Bevölkerung abwälzen, ebenso wie die Kosten des gerade beginnenden völkerrechtswidrigen Libyenkrieges, den die Grünen, allen voran Joschka Fischer, lautstark befürwortet haben. Und während die armen Teufel in dem Wüstenstaat durch unmenschliche Uranmunition daurhaft verstrahlt werden, reibt sich der ehemalige grüne Außenminister die speckigen Hände. Die SPD indess setzt auf Arbeitsteilung. Die Erschaffer von Harz IV führen Arbeitsgruppen unter dem Namen „Sozialer Aktionsrat“, wie auch in Soltau, ins Feld, solange das Wahljahr anhält. Aus dieser Schere zwischen atomarer Bedrohung und ökokapitalistischem Boom kommt die Linke nicht mehr heraus und kann daher nur hoffen, dass sich die Wähler mit ihrem Modell einer sozialen Ökologie identifizieren und an ihren Tisch zurück kehren. Ob ihnen dieses Kunststück gelingt, steht derzeit in den Sternen.