Heist und Nostalgie aus vergessen geglaubten Zeiten, in der Gangster smart, gediegen und romantisch ihren Auftrag erledigten, sich zwischenzeitlich verliebten und der altmodische Handwerkskasten noch dem viel zu komplizierten Computer vorgezogen wurde. Aus dieser Zeit wirkt "The Score" wie aus der Zeit gefallen. Gleichwohl: "The Score" vermag nichts bahnbrechend Originelles dieser Zeit hinzuzufügen; nichts Neues von der "Rififi"-Front, nichts Neues vom guten, alten Brechein-Brechaus-Spiel, außer Vorbereitung, Durchführung, Erfolg oder Misserfolg, de facto außer abgestandenen Mythen und längst Verhandeltem. Einzig Howard Shore und Jamie Harrold versprechen kleinste, gemeinsame Auflockerung. Bezeichnend, dass sich Frank Oz' bleierner Spannungsbogen mit den auf Routine verlassenden, ganz und gar langweiligen Protagonisten neutralisiert. Robert De Niro ist bemüht, seine Rente lustlos einzufahren, und das möglichst ohne Aufwand (eine Prozedur, die bald zum Konjunkturschlager avancieren wird); kann man ihm nicht verdenken, aber man muss es nicht gutheißen. Aus dem Marktschreier ("Hexenkessel") ein kauziger, schüchterner Sack. Marlon Brando macht mit seiner letzten Rolle des dahinsiechenden Obermackers währenddessen ein Angebot, das man jederzeit ablehnen sollte. Und Edward Norton? Okay, so einigermaßen frischer Wind in die eintönige Altherrenriege, teils der Spastiker, teils der Freak am PC, hauptsächlich jedoch jener, der seinen Partner Nick Wells (De Niro) anhand moderner Kommunikationstechniken und wenig Aufwand übertrumpfen möchte. Daraus gerinnt die Quintessenz: Dem Duell zwischen neu und alt, modern und antiquiert, zwischen Opa und Sohn, darauf läuft alles hinaus. Man fühlt sich am Ende aller Vorteile des Computerzeitalters zum Trotz unzweifelhaft befreiend, dass der Vorsichtige von vorvorgestern gegen den Zocker von heute gewonnen hat. Wäre da nicht die Vorhersehbarkeit. Prinzipiell leitet die Kamera (Rob Hahn) jeden Twist ein, was dem Twist seine Überraschung raubt: Schwenk auf einen misstrauisch dreinblickenden Cop (natürlich, dieser Cop wird sukzessive misstrauisch und vermasselt den Plan), Schwenk auf das geraubte Zepter (natürlich, es wird höchstwahrscheinlich das Falsche sein), Schwenk auf einen teuflisch grinsenden Edward Norton, der sich bewusst einige Minuten Zeit lässt, das Alarmsystem abzuschalten, damit Nick Wells physikalisch unkorrekt arbeiten kann (natürlich, dieser Edward Norton erlebt zum Ende hin eine Entwicklung zum Bösen). Auch die klassischsten Schnörkel abseits der Haupthandlung – Lovestory, Verschuldung – bleiben Staffage, pure substanzlose Randnotizen eines geleckten Abenteuers, so vorsichtig konzipiert wie die Figur des Nick Wells arbeitet. Es fehlen die Komplikationen, die Methoden, die Unvorhersehbarkeiten, die Lebendigkeit, die Anspannung, das Austüfteln eines Plan B und C und das Leben insgesamt. Gerade das ist es doch, was einen guten Heist ausmacht.
3,5/10