Sommerliches 80er Feel-Good-Movie, ganz auf seine beiden Hauptdarsteller zugeschnitten, das wenig bis gar nicht den Versuch unternimmt, in weinerlichem Tränendrüsenkino zu ersticken, sondern von der ewigen Bindung zweier ungleicher Brüder in nüchternen, aber umso intensiveren Emotionen erzählt. Tom Cruise (grandios) und Dustin Hoffman (überragend) werfen sich gekonnt die Bälle zu, vor allem in den (öfters nichtsdestotrotz redundanten) Wortgefechten beißender Ironie. Stets changiert "Rain Man" zwischen ur- und tragikomisch, Fernsehgerichten und Zahlenspielereien, oberflächlicher Autismus-Broschüre und hintergründiger Studie eines knuffigen Regenmannes, berührender Road-Odyssee und menschlichem Plädoyer für mehr Anteilnahme gegenüber älteren, vereinsamten, kognitiv wie physisch beeinträchtigten Menschen. Im Gegensatz zum klischeehaften Dramadauerheuler kommt die obligatorische Katharsis auf leisen Sohlen daher, wird sorgsam vorbereitet und ist gegen einen tränenreichen Abschied, statt einem geheuchelten Happy Ending trotzdem machtlos. Kantenlos geschliffener, ultraunglaubwürdiger Mainstream zum Gernhaben und zum Lächeln in dunklen Stunden, der ohne Zimmer-Klänge freilich noch besser wäre.
7/10
Wildes Beziehungswirrwarr vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und dem Fall der Berliner Mauer. Anhand dreier Einzelepisoden und dreier daraus resultierender unterschiedlich gewichteter Genreausflüge – Spionagethriller, Melodram, Krimi – trampelt John Schlesingers Adaption der literarischen Ian-McEwan-Vorlage auf den universellen Motiven jener klassischen Genrewerke, die den Kampf um das technisch gegenseitige Überbieten und Abhören von brisantem Geheimmaterial zwischen Amerikanern und Russen meist zum Gegenstand ihrer Handlung deklarieren. Auch in "...und der Himmel steht still" geht es um Freundschaft, Loyalität, Ver- und Misstrauen, Unschuld und Verdacht entlang der Grenze. Die elegante Kamera (Michael Childers) begleitet ein kulturell differentes Dreiecksgespann auf seinem Weg durch ein chaotisches Wechselbad der Gefühle und porträtiert darüber hinaus die Unmöglichkeit einer Liebesbeziehung im Angesicht omnipräsenten Selbstzweifels, was den Film, auch oder gerade wegen des maßlos nachgestellten Flughafenfinales, zu einer Art abgeflachtem "Casablanca"-Klon macht. Eine fragile Isabella Rossellini weiß ebenso zu brillieren, wie der in autoritären Umgangsformen festgefahrene Anthony Hopkins und der ambivalente, weil einerseits hemmungslos jähzornige, andererseits hemmungslos sanftmütige Campbell Scott. Das unrunde, oft sehr gehetzt wirkende Drehbuch vermag ob seiner narrativen Inkohärenz den Gesamteindruck gleichwohl negativ zu beeinflussen, in dem es den ersten Spionageakt vorschnell abhakt, um zu einer tendenziell deplazierten Bestechungs- und Mordgeschichte zu gelangen und die sich anschließende (mit subtiler Komik getauchte) Odyssee mit schweren Koffern, in dem abgetrennte Körperteile vor sich hin vegetieren, zum Opfer unbeholfen konstruierter Zufälle und Twists herunterbricht. Nichtsdestotrotz kann Schlesinger mit einem emotionalen Epilog begeistern, der mit kleinen Gesten groß berührt.
6/10
Lässt sich der Überlebenskampf in "The Contract" als unspektakuläre Schach-Analogie deuten, schwarz gegen weiß, böse gegen gut, Angreifer gegen Verteidiger, Verteidiger gegen Angreifer, auch weil die Hauptaufgabe während des Jagens einer der Jäger darin besteht, sich auf dem virtuellen Schachbrett auszutoben? Fernab aller vermeintlich kläglich danebengehenden oder zu banalen Metaphern ist "The Contract" mehr als alles andere ein kurzweiliges, nach Reißbrettrezept gestricktes B-Movie, schmucke Bilder, weniger funkelnder Inhalt, mitunter ein bisschen spannend, durchgehend ein bisschen austauschbar, Freeman augenzwinkernd, Cusack hüftsteif, beide gegeneinander, die angestrengt politischen Subtext-Fäden, welche bisweilen seltsam wirr zwischen amerikanischen Schauplätzen umherspringen, ziehen sich zu einem Netz zusammen, wo am Ende wahnsinnig überraschend Familienvereinigung eingewebt ist und der Held vielleicht noch das verwitwete Mädchen bekommt. Zum Abfeiern indes die unfreiwillig cheesy Dialoge Freemans verblödeter Leibgarde, die sich unter dem Deckmäntelchen der Professionalität erschreckend unprofessionell benehmen. Oder zwischen abgebrühten CIA-Agenten(-innen) und ländlichen Dumpfbacken: Sie will Kaffee, er schmeckt nicht, sie will Croissants, das kennt man nicht. Und Donuts sind zu süß, um sie kennen zu müssen.
4,5/10