Hand aufs Herz: hast Du in Deinen Consulting-Projekten einmal eine Aufgabe übernommen, für welche Dir nicht klar war, wer der eigentliche Ergebnisempfänger ist? Noch schlimmer: welches Geschäftsziel diese Tätigkeit überhaupt verfolgt? Nein? Glaube ich Dir nicht! Als Juniorberater habe ich so manchen Arbeitstag an Dingen gewerkelt, die im nachhinein betrachtet unnötig waren. Heute bin ich mir sicher: Hätte ich damals die Methode „Impact Mapping“ gekannt, wäre mir das nicht passiert. Ich wäre auch an solchen Tagen effektiv gewesen, hätte die richtigen Dinge getan. Ließ im Beitrag, was Impact Mapping ist und wie Du das Konzept erfolgreich einsetzen kannst.
Einfach das richtige tun – mit Impact Mapping
Im Kern geht es beim Impact Mapping (zu deutsch: Auswirkungs-Zuordnung) um die Zuordnung von Aktivitäten, Ergebnissen, Maßnahmen und Anforderungen zu einem konkreten Geschäftsziel. Diese Verknüpfung visualisierst Du explizit mittels einer Mind-Map. Dir und Kollegen werden damit die Gründe klar, bestimmte Tätigkeiten im Projekt zu erfüllen bzw. Aktivitäten ohne Ziel kurzerhand abzubrechen. Mittels Impact Mapping arbeitest Du fokussiert an genau den Dingen die einem Ziel zuträglich sind. Effektivität pur!
Hinter der Methode steckt der in Belgrad geborene Serbe Gojko Adžić. 2012 verfasste der inzwischen nach England emigrierte Softwareberater das Buch Impact Mapping: Making a Big Impact with Software Products and Projects*. Ursprünglich konzipierte Adžić Impact Mapping für die Software Entwicklung. Sein Hauptanliegen war es, den Graben zwischen Fachabteilungen und IT zu schließen. Informatiker sollten nicht nur technisch denken, sondern auch den wirtschaftlichen Mehrwert ihres Tuns im Blick haben. Durch und durch agil, hilft die Methode, Entscheidern und Technikern ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln (siehe auch offizielle Website).
100 Prozent zielorientiert – die Struktur einer Impact Map
Eine Impact Map umfasst genau ein Ziel, welches mit einem oder mehreren Aktoren direkt verknüpft ist. Die Aktoren sind wiederum mit Auswirkungen, diese schließlich mit Ergebnissen verbunden.
Ziel (engl. Goal)
Definiert das ‚Warum‘, d.h. das messbare und terminierte Geschäftsziel welches erreicht werden soll. Eine typische Frage um an das Ziel zu gelangen ist beispielsweise „Warum tun wir dies?“.
Aktoren (engl. Actors)
Beschreibt das ‚Wer‘, d.h. die möglichen Stakeholder welche die Ergebnisse beeinflussen können. Zentrale Fragen sind „Wer setzt es um?“, „Wer nutzt es?“, „Wer wird dadurch beeinflusst“, usw.
Auswirkungen (engl. Impacts)
Legt das ‚Wie‘ fest, d.h. verknüpft die Aktoren mit dem Geschäftsziel. Mögliche Fragen sind „Wie sollte sich das Verhalten der Aktoren ändern?“, „Wie können die Aktoren helfen/daran hindern, dass Ziel zu erreichen?“, usw.
Ergebnisse (engl. Deliverables)
Fixiert das ‚Was‘, d.h. welche Anforderungen, Aktivitäten, Ergebnisse, usw. und in welchem Umfang getan werden müssen, um das Ziel zu erreichen. Typische Fragen sind „Was kann getan werden, um die Auswirkung zu erreichen?“, usw.
Das liest sich einfach. Doch Vorsicht! Bei den Aktoren, Auswirkungen und Ergebnissen sowie den Verknüpfungen handelt es sich um testbare Hypothesen. Beispielsweise nimmst Du an, dass das Ziel „Erhöhe Blogleser um 10 Prozent in 2016“ mit Hilfe des (wen hätte es gewundert) Aktors „Blogstammleser“ erreicht werden kann. Den Beweis musst Du durch die Fertigstellung der entsprechenden Ergebnisse noch antreten.
Abbildung 1 – Beispiel einer Impact Map für eines der Blog-Ziele von Consulting-Life.de
Abbildung 1 zeigt eine unvollständige Impact Map am Beispiel Consulting-Life.de. Das Ziel kann u.a. durch Blogstammleser, andere Blogautoren sowie Websuchende erreicht werden. Damit diese ein bestimmtes Verhalten zeigen, d.h. eine Auswirkungen hinzukommt, sind verschiedene Ergebnisse in Betracht zu ziehen. In einem Folgeschritt könnten diese Ergebnisse getestet werden.
Eine Methode, zwei Möglichkeiten – die Anwendung
Impact Mapping kannst Du allein oder im Team zum Einsatz bringen. Durchlaufe folgende fünf Schritte um zur perfekten Impact Map zu gelangen.
1. Ziele definieren
Definiere ein messbares Ziel und lege dessen zeitlichen Rahmen fest. Am besten Du legt auch gleich einen ersten Projektmeilenstein fest, um dieses Ziel zu erreiche. Achte in allen Fällen darauf, dass das Ziel einen Geschäftsbezug hat und die Messmethoden klar sind.
2. Aktoren verknüpfen
Überlege Dir Aktoren, die mit diesem Ziel im Zusammenhang stehen. Verknüpfe Ziel und Aktor wie bei einer Mind-Map mit einer Linie.
3. Auswirkungen finden
Finde nun Auswirkungen, d.h. Handlungen der Aktoren, die Dir helfen, das Ziel zu erreichen. Ordne die Auswirkungen den Aktoren zu.
4. Ergebnisse erarbeiten
Erarbeite anschließend konkrete Ergebnisse, Aktivitäten und Anforderungen, die erledigt werden müssen, damit der Aktor zur zielführenden Handlung veranlasst wird. Priorisiere Deine Ergebnisse, beispielsweise anhand der Umsetzungskosten und der wahrgenommene Nutzen für den Kunden.
5. Annahmen validieren
Überprüfe schließlich die Top-Prio Ergebnisse und entscheide dann, ob der Zweig Ergebnis-Auswirkung-Aktor dem Ziel tatsächlich zuträglich ist und weiter verfolgt werden sollte. Mit jedem dieser Tests lernst Du dazu, erkennst ob sich das Aktorenverhalten zum positiven (Ziel hin) verändert.
Durchlaufe die Schritte 2 bis 5 iterativ (=wiederholend) und ergänze nach und nach Alternativen. Um noch mehr Ideen zu erhalten, kannst Du Impact Mapping gerne mit Kreativitätstechniken wie dem Brainstorming kombinieren.
Ebenfalls möglich ist eine inverse Anwendung der Methode mit dem Zweck, zielführende von weniger effektiven Aufgaben zu trennen. Hast Du spezifische auszuliefernde Ergebnisse vor der Brust, kannst Du Dich umgekehrt fragen, bei welchen Aktoren diese zu einer spezifischen Wirkung führen und was für ein Ziel damit (wenn überhaupt) erfüllt wird. Falls ein Ergebnis kein offizielles Ziel verfolgt, solltest Du darüber nachdenken die Arbeit an diesem einzustellen.
Pros & Cons des Impact Mapping
Die große Stärke von Impact Mapping ist es, einen Lösungsraum aufzuspannen aus welchem sich dem Ziel aus verschiedenen Richtungen her genähert werden kann. Einem Neuling kann die Methode innerhalb von 5 Minuten erklärt werden, Videoplattformen wie YouTube halten kostenfreie Einführungsvideos bereit. Die grafische Herangehensweise unterstützt die rasche Variation neuer Ideen, ob nun auf einer reinen operativen oder strategischen Ebene.
Da Impact Mapping eine relativ junge Methode ist, die zudem aus dem Software Engineering entstammt, kann es sein, dass bei Anwendung im Team zunächst Vorbehalte bzgl. der Anwendung existieren. Trete diesen mit einem konkreten Beispiel entgegen.
Tipps aus der Beratungspraxis
Viel falsch machen, kannst Du beim Impact Mapping nicht. Optimiere stattdessen Dein Vorgehen indem Du folgende Hinweise beherzigst.
- Spreu und Weizen
Scheue Dich nicht davor, nach dem Testen Ergebnisse mit geringer Aussicht fallen zu lassen. Schließlich verursacht jedes Ergebnis zeitlichen Aufwand und finanzielle Kosten, hält Dich von der Entwicklung lohnenswerter Ergebnisse ab. - Frühe Einbindung
Binde Fach- und IT-Experten frühzeitig in die Entstehung der Impact Map ein. Diese betrachten das Ergebnis dann als „ihr Baby“, teilen zudem ein gemeinsames Verständnis bzgl. Begriffe und Zusammenhänge. - Gleicher Stil
Ziel, Aktor, Auswirkung und Ergebnisse sollten immer auf die gleiche Weise formuliert werden. Beispielsweise kannst Du ein Ziel sowie die Auswirkungen in imperativer Form beschreiben (z.B. „Erhöhe Blogleser um 10 % in 2016“), für Aktoren und Ergebnisse nutzt Du hingegen ein Substantiv.
Fazit
Arbeitest Du und Dein Consulting-Team regelmäßig an Aufgaben, deren geschäftliches Ziel im Nebel liegt? Hast Du ein Ziel und möchtest herausfinden, wer, wie und was Dir bei dessen Erreichung hilft? Rasch und mit wenig Aufwand hilft Dir Impact Mapping, qualitative Antworten auf beide Fragen zu erhalten.
> Konntest Du Impact Mapping bereits in Deinen Consulting Projekten ausprobieren? Welche Erfahrungen hast Du machen können?