Im Steigbügel eines toten Gauls

Im Steigbügel eines toten GaulsNein, die Granden der Sozialdemokratie haben nie eine Große Koalition ausgeschlossen. Nie! Das wäre ja taktisch doof gewesen. Namhafte Parteimitglieder meinten zwar vorher, man wolle nicht als Steigbügelhalter für Merkel herhalten - aber das wurde grundlegend falsch verstanden. Was gemeint war: Man will nicht den Steigbügel halten, wenn man auch den Gaul striegeln, ihm die Mähne wuscheln und mit schmackhaften Möhren füttern kann. Man muss schon richtig zuhören, wenn die Parteiführung der Sozis spricht. Man muss den Kontext begreifen und darf nicht aus dem Zusammenhang reißen. Die Parteiführung spricht stets deutlich, bringt es auf den Punkt. Sie sagt es so, wie sie es meint. Sie trägt das Herz auf der Zunge.

Steigbügel halten und über eine Große Koalition verhandeln: Das sind doch ganz unterschiedliche Dinge. Nie hat ein Sozialdemokrat im Vorseptember gesagt, er schließe eine Große Koalition aus. Das liest man jetzt zwar oft von Gegnern dieser Konstellation, ist aber nicht richtig. Alle Zitate, die man jetzt rauskramt, sind entweder manipuliert oder dann doch falsch verstanden. Vielleicht meinte man damals ja, man sei nicht bereit für eine Große Koalition unter Steinbrück oder für eine, die ohne Merkel stattfindet oder für eine, die irgendwie anders nicht gewollt war. Es gibt so viel Lüge in der Welt - und die meiste richtet sich gegen die anständigen Absichten der Sozialdemokraten.
So ungefähr ist der Tenor auf diversen Facebook-Profilen von SPD-Leuten und -Sympathisanten. Hochtrabend geben sie sich zudem. Sie würden nämlich Verantwortung übernehmen und dafür nur Spott und Häme ernten. Von Leuten, die ihnen zudem völlig falsch unterstellen, sie hätten die Große Koalition ausgeschlossen. Vom Steigbügelhalten ist da vielfach die Rede. Aber man fühlt sich so schrecklich unverstanden. Ach komm, und wer hat schon behauptet, dass sich das flächendeckend im flächendeckenden Mindestlohn auf Bundesländer und Regionen bezieht? Das muss man ihnen jetzt erstmal beweisen. Vielleicht meinten sie ja die Plakatfläche, auf denen die Parole stand. Möglich, dass das Plakat flächendeckend genutzt werden sollte mit der Losung. Ein Plakat mit kurzem Schlagwort wirkt ja auch schnell mal nackt.
Diese Sozialdemokratie hält eben doch nur den Steigbügel hin, erzählt aber aller Welt, sie würde viel wichtigere Aufgaben am Gaul erledigen. Die Reiterin einschwören etwa, das Turnier neu gestalten außerdem. Hierzu muss man halt mal kurz in den Sattel steigen. In den Sattel eines Pferdes, das schon lange darunter verreckt ist. Aber die Sozialdemokraten haben das Talent, dieses tote Pferd auch noch für ein Fohlen auszugeben. Es rastet nur. Es muss doch mal verschnaufen. Wir haben nie gesagt, dass es tot ist. Nie hat ein Sozi auch nur gedacht, dass die Regierung dieser Kanzlerin leblos sei! Das schwören wir! Es wird ganz schön einsam im Sattel, wenn das Pferd tot ist. Hoffentlich um diese Sozialdemokraten auch bald.
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